Kulinarischer Botschafter: Jüdischer Star kocht in Nürnberg

7.9.2016, 17:53 Uhr
Kulinarischer Botschafter: Jüdischer Star kocht in Nürnberg

© Foto: A. Franke

Er gilt als kulinarischer Botschafter: ein Deutscher, der in Israel lebt und kocht. Nach seinem Jurastudium in Köln ist Tom Franz zum Judentum übergetreten und ausgewandert. Heute kocht er in beiden Ländern, tritt im Fernsehen auf und hält Vorträge. Seine Frau, hat er in einem Interview mit dem SZ-Magazin erzählt, habe er mit seinen Kochkünsten erobert. "Nach dem ersten Bissen von meinem Essen schossen ihr Tränen in die Augen, sie legte die Gabel beiseite und fragte: Wo hast du das bloß gelernt? Dabei habe ich immer nur so gekocht, dass es mir schmeckt."

Essen bringt die Menschen zusammen, schafft Raum für Begegnungen und Gespräche. Auch das ist für die jüdische Gemeinde in Nürnberg ein Grund dafür, dass sie die Veranstaltung gerne bei sich aufgenommen hat. Letztlich aber hat sie das Projekt vor dem Scheitern bewahrt. Denn geplant war der Besuch des Star-Kochs aus Israel eigentlich im Café der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, das von Menschen mit Behinderung betrieben wird. Gemeinsam sollten sie mit Tom Franz koscheres Fingerfood herstellen. Doch an diesem Ort? Das ging vielen Menschen zu weit. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland legte Protest ein.

Die Israelitische Kultusgemeinde in Nürnberg war von der Idee auch nicht begeistert. "Wir haben ebenfalls unsere Bedenken geäußert. Wir wollten aber nicht nur Kritik üben, sondern auch eine Lösung anbieten", sagt Jo-Achim Hamburger, der Sprecher der Gemeinde. So kam der Kontakt zustande, die Veranstaltung wurde ins Gemeindezentrum an der Arno-Hamburger-Straße verlegt. Mit der Lösung sind alle Beteiligten glücklich. Auch das Team vom Café in Flossenbürg, das sich nicht nur auf die gemeinsame Arbeit mit dem berühmten Koch, sondern auch auf Nürnberg freut. Bevor der koschere Imbiss gereicht wird, gibt es den Film „So schmeckt Israel“ zu sehen. Und schließlich besteht auch die Möglichkeit, mit Tom Franz ins Gespräch zu kommen.

Jörg Skriebeleit, den Leiter der KZ-Gedenkstätte, hat die Empörung über die geplante Koch-Veranstaltung überrascht. Sie war als Begleitprogramm zu der aktuellen Ausstellung "Family Affair. Israelische Porträts" vorgesehen. Gezeigt werden darin Fotografien und Interviews mit Menschen aus Israel. Skriebeleit legt Wert darauf, neben der historischen auch immer Wechselausstellungen zu aktuellen Themen anzubieten. "Wir wollen bewusst einen Gegenwartsbezug herstellen", sagt er. "Der Grundgedanke war kein falscher. Ich stehe zu der Idee, Menschen mit Behinderung in dem Café gemeinsam mit Tom Franz kochen zu lassen." Dass die Veranstaltung nun in den Räumen der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg stattfinden kann, empfindet er als "tolle Lösung": "Wir freuen uns sehr, dass diese Zusammenarbeit zustande gekommen ist."

"So schmeckt Israel": Donnerstag, 8. September, 18 Uhr, Israelitische Kultusgemeinde, Arno-Hamburger-Str. 3. Das Essen kostet 24 Euro, Anmeldung erbeten unter * 56 25-1 89. Ohne Essen ist der Eintritt frei.

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