Kulturliga pangert an: Stadt "kriminalisiert" Subkultur

29.5.2015, 11:56 Uhr
Eigentlich sollte die Stadt ihre Subkultur födern. Stattdessen macht sie mit den strengen Kontrollen den kleinen Veranstaltern wie der Desi das Leben schwer.

© Eduard Weigert Eigentlich sollte die Stadt ihre Subkultur födern. Stattdessen macht sie mit den strengen Kontrollen den kleinen Veranstaltern wie der Desi das Leben schwer.

Seit Anfang April geht die Stadt Nürnberg gegen sogenanntes Guerilla-Marketing im öffentlichen Raum vor. Der Stadt stößt auf, dass Diskotheken und Veranstalter "illegal" plakatieren, also an nicht dafür vorgesehenenen Flächen Plakate aufhängen. Natürlich ohne dafür zu bezahlen.

Im Zuge dieser Verschärfung erhielten auch Mitglieder der Kulturliga und andere Subkulturveranstalter wegen angeblicher Wildplakatierung Anzeigen. Dabei machen sie keinen Unterschied, ob ein Plakat mit Kleister an einen Stromkasten angebracht wurde, was offensichtlich Sachbeschädigung darstellt, oder ob man Plakate beispielsweise an Eingängen von kleinen Läden aufgehängt. Die Ladenbesitzer heißen das in den meisten Fällen sogar gut. Einige solche Plakatierungsorte sind seit Jahren fest etabliert und von Betreibern und Gastronomen explizit zur Verfügung gestellt, denn sie stellen für kleine Veranstalter oft die einzige Möglichkeit dar, im öffentlichen Raum überhaupt präsent zu sein.

Jetzt meldet sich der Kulturliga e. V., ein ehrenamtlicher Zusammenschluss von Veranstaltern und Spielstättenbetreibern aus Nürnberg, Fürth und Erlangen, dessen Mitglieder unter anderem Desi, Club Stereo, Z-Bau, E-Werk, Kulturort Badstraße 8, Kulturkellerei im Künstlerhaus, MUZ und Mata Hari sind, zu Wort.

Kriminalisierung statt Unterstützung

Der Kulturliga e.V. prangert diese Praxis der Stadt an: "Anstelle die Sub- und Soziokultur zu unterstützen, wird diese nun kriminalisiert", heißt es in einem Schreiben des Vereins. Die Plakate verschwinden, weil sich die kleinen Veranstalter und freien Gruppen die Ordnungsstrafen nicht leisten können. Die derzeitige Entwicklung führe so zu einer Verdrängung der Sub- und Soziokultur. Also müsse sich die Stadt Nürnberg fragen, ob es das Ziel sein könne, kleinteilige Kulturformen aus dem Stadtbild zu verstoßen und einen niedrigschwelligen Zugang zu Kultur zu verschließen.

Die günstigste Möglichkeit wäre, den Plakatservice des Concertbüros Franken zu nutzen. Doch auch das überschreitet bei weitem die Möglichkeiten der Sublkultur-Träger. Ein einfaches Rechenbeispiel macht schnell klar, dass reguläre Plakatwerbung finanziell kaum zu stemmen ist:

"Bei einem durchschnittlichen Eintrittspreis von 12 Euro und einer angenommenen Besucherzahl von 100 Gästen (12 Euro x 100 Gäste = 1.200 Euro Bruttoeinnahmen) würden die Kosten für die bloße Plakatierung (720 Euro zzgl. MwSt = 856,80 Euro) circa 70 Prozent des gesamten Kartenumsatzes betragen."

Um diesem Problem beizukommen, schlägt der Verein Kulturliga folgende Lösungsansätze vor:

Etablierte Orte und Flächen des Plakatierens, die von den Eigentümern und Ladenbesitzen geduldet oder sogar gewünscht sind, müssen erhalten bleiben und deren Nutzung darf nicht mehr geahndet werden. Dabei bietet die Kulturliga die Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde zur Identifizierung dieser Flächen an.

Monatliche Freikontingente auf Plakatflächen der Stadtreklame werden für Mitglieder der Kulturliga eingerichtet. Diese Kontingente werden als Kulturförderung von der Stadt Nürnberg subventioniert.

Das monatliche Sammelplakat mit den Programmhighlights aller Kulturligamitglieder wird über den Plakatierservice des Concertbüro Franken plakatiert und als Kulturförderung von der Stadt Nürnberg subventioniert.

Es wird ein Plakatsystem nach dem Modell von "Erlangen Plakate" eingerichtet: A1 Plakatflächen auf Dreiecksständern, die von der Kulturliga verwaltet und an circa 20 ausgesuchten Plätzen in Absprache mit der Stadt Nürnberg positioniert werden. Die Flächen stehen nur den Kulturliga-Mitgliedern zur Verfügung und werden selbstständig mit dem monatlichen Sammelplakat der Kulturliga bestückt.

 

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