Lamborghini, Ferrari, Audi: 21 Sportwagen unter dem Hammer

11.4.2014, 08:57 Uhr
Lamborghini, Ferrari, Audi: 21 Sportwagen unter dem Hammer

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Der Sportwagen wurde im Mai 2013 für knapp 210.000 Euro gekauft. Er wurde auch bezahlt. Abgeholt wurde er nie.  An diesem Samstag wird Bernhard Maier das 600 PS scharfe Geschoss versteigern. Dazu zwei Lamborghini, einen Ferrari und einen Audi R8 Spyder. Keiner der Wagen wartet mit weniger als 500 Pferdestärken auf. Insgesamt sind es 21 Autos, die unter den Hammer kommen: BMW, Mercedes, Audi, Fiat. Außerdem eine Rolex Daytona 18k Rotgold im Wert eines gut ausgestatteten Mittelklassewagens – nur eine von vier Rolex-Uhren. Dazu drei Zeitmesser aus dem Hause Cartier und eine von Chopard. Der Auftrag Maiers: Die Besitztümer von Jens B. zu Geld zu machen – zu möglichst viel Geld. Schließlich muss es am Ende unter vielen Menschen aufgeteilt werden.

Bis jetzt sind es knapp 750 Personen, die Ansprüche angemeldet haben. Darunter ein Adliger, außerdem Unternehmer aus der Region sowie ein Siemens-Bereichsvorstand, wusste „Der Spiegel“ zu berichten. Sie alle gaben Jens B. ihr Erspartes oder Ererbtes in der Hoffnung, er möge es überdurchschnittlich mehren. Zehn bis 16 Prozent Rendite versprach der Anlageberater aus Lauf an der Pegnitz, und die Menschen glaubten ihm – nur allzu gerne. Auch, dass B. dank guter Kontakte Mitarbeiteraktien großer Konzerne erwerben könnte, die deren Besitzer dringend verkaufen müssten und die deshalb bereit seien, erhebliche Abschläge hinzunehmen. Dass die Aktien nur für kurze Zeit und in begrenzter Stückzahl zu haben waren, steigerte die Begehrlichkeit. Das Prinzip „Tchibo“ griff.

„Dass Menschen so etwas glauben“, wundert sich noch heute ein Nürnberger Geschäftsmann. „Wenn jemand die Möglichkeit hat, derart leicht an Geld zu kommen, dann macht er das Geschäft doch auf eigene Rechnung.“

Die ersten, die ihr Geld anlegten, hatten Glück. Ihre Einlage – damals noch in D-Mark – wurde mitunter verdoppelt. Selbstredend, dass sie die Geldvermehrungskünste des heute 41-Jährigen bei Freunden und Bekannten rühmten. Und so liefen Jens B. die Kunden im Laufe der Zeit förmlich zu. Zwischen 50.000 und 500.000 Euro gaben sie ihm in der Regel. Manche mehr. Angelegt wurde es dem Vernehmen nach jedoch nie. Im klassischen Schneeballsystem wurden mit den Einnahmen Ansprüche von Anlegern befriedigt, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.

Die Forderungen, die nun angemeldet wurden, beziffert der Nürnberger Insolvenzverwalter Harald Schwartz bislang auf rund 90 Millionen. Der wirkliche Schaden soll jedoch deutlich höher liegen, so wird gemunkelt. Denn viele Geschädigte meldeten sich nicht – einige, weil sie von der Insolvenz keine Kenntnisse haben, andere aus gutem Grund. Sollen sie denn nun auch noch Steuern nachzahlen auf Geld, das mühsam am Fiskus vorbeigeschleust wurde und nun ohnehin verloren scheint? Schwarzgeld also.

Wo sind die Millionen abgeblieben?

Insolvenzverwalter Schwartz kann heute noch nicht sagen, was von den Millionen übrig geblieben ist. Gemeinsam mit einem vierköpfigen Team geht er allen Spuren nach, die über den Verbleib des Geldes Aufschluss geben könnten. Einfach ist dieses Unterfangen nicht. Erst recht nicht, weil die Unterlagen bei der Staatsanwaltschaft liegen, die eigene Ermittlungen gegen Jens B. durchführt. Noch sind sie nicht abgeschlossen. Anklage wurde bislang nicht erhoben.

Der Nürnberger Auktionator Bernhard Maier.

Der Nürnberger Auktionator Bernhard Maier. © NZ

Auf der Spur des Geldes soll ein „zarter Hinweis“ in den arabischen Raum führen. Aus dieser Region gibt es auch einen Interessenten, der am Samstag zur Auktion kommen wird. Bernhard Maier weiß auch von schwedischen Bietern. Der Großteil wird aber aus verschiedenen Teilen Deutschlands anreisen. Der Nürnberger Geschäftsmann, der gerade von einem Termin aus München zurückkommt, erzählt: „Dort bin ich sehr oft auf die Auktion angesprochen worden. Das Interesse an den Sportwagen ist groß.“ Auktionator Maier erwartet einige Autohändler unter den Bietern. Doch nicht alle, die steigern, werden für jedermann sichtbar sein. Auch online werden Gebote eingehen.

Neben den Luxus-Schlitten und den Luxus-Uhren werden auch hochwertige Mountainbikes versteigert, zudem einige Bilder. Dabei fiel die Wahl von Jens B. vor allem auf James Rizzi – die Art von Kunst, die ähnlich schnell auf den Status seines Besitzers schließen lässt wie etwa ein Porsche oder eine Uhr von Cartier.

Fahrzeugen hatten kaum 2000 Kilometer auf dem Tacho

Was Jens B. in kurzer Zeit anhäufte, versetzt viele Menschen noch immer in Erstaunen. Auch Auktionator Maier. „Logisch ist das alles nicht. Der Fuhrpark ergibt keinen Sinn. Man merkt deutlich, dass ihm das Geld egal war, die Käufe rein lustgesteuert waren. Keines der Autos wurde als Wertanlage gekauft.“ Kaum eines der Fahrzeuge hat mehr als 2000 Kilometer auf dem Tacho, etwa die Hälfte der Autos ist noch nicht einmal zugelassen worden, etwa der 180 PS-starke Abarth 695 Tributo Ferrari – ein kleiner Fiat 500 mit Ferrari-Genen unter der Motorhaube. Er gilt auch als „Porsche-Schreck“.Ihn wird Maier für 22.000 Euro aufrufen. Neu kostet der rote Flitzer 42.000 Euro.

Die Arbeit des Auktionators bestand vor allem darin, die Objekte an den Orten ihrer Sicherstellung zu begutachten, ihren aktuellen Wert zu ermitteln. Der meiste Aufwand steckt jedoch dieses Mal im Katalog. Mit was soll die Auktion eröffnet werden, mit was geschlossen?

Seit elf Jahren ist der ausgebildete Pilot und Betriebswirt im Geschäft, das ihn durch Zufall fand. Meist geht es um Bewertungen von Unternehmenswerten und deren Liquidation. Auktionen sind dabei die Ausnahme, nicht die Regel.

Die Preise für die Auktion legt Maier nach „Bauchgefühl“ fest. Sie dürfen nicht zu hoch sein, um Interesse zu wecken. Aber auch nicht zu niedrig, schließlich gibt es nichts zu verschenken. Sind alle Gebote abgegeben, wird Maier auch am Samstag sagen: „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“ und sein Hämmerchen schlagen. Das hat er im Übrigen selbst ersteigert – auf Ebay.

Katalog und Aufrufpreise sind unter www.iabm.de zu finden. Die Fahrzeuge können schon am Freitag im Ofenwerk besichtigt werden.

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