"Leader of the Pack": Cesar Millan in der Arena Nürnberg

29.9.2014, 08:00 Uhr
Wenn er kommt, dann wird jeder noch so freche Hund ganz zahm. Und auch das Publikum ist aufmerksam, wenn Cesar Millan auftritt.

© Roland Fengler Wenn er kommt, dann wird jeder noch so freche Hund ganz zahm. Und auch das Publikum ist aufmerksam, wenn Cesar Millan auftritt.

In Zeiten des Oktoberfestes darf man als Berichterstatter schon mal einen bayerischen Spruch raushauen: „A Hund is a scho“ – dieser Cesar! Stellt sich als armer Mexikaner auf die Bühne, der mit 21 illegal über die Grenze gemacht hat, unter Brücken genächtigt, mit nichts als einem Hot Dog im Bauch. Und dem einzigen Wunsch, einmal der Welt bester Hundetrainer zu werden.

Er macht sich im Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft über die Amerikaner und ihren Präsidenten lustig, weil sie ihre Hunde vermenschlichen und diese nicht in den Griff bekommen. Benimmt sich aber gleichzeitig wie ein amerikanischer TV- Prediger. Inklusive Konditionierung: Wenn die Scheinwerfer angehen, muss das werte Publikum klatschen.

Nun gut, die Arena war voll. Menschen sind bereit, bis zu 78 Euro für eine zweistündige Einführung in die Hundeerziehung zu zahlen. Millan begeistert auch im Land der Volkshochschulkurse mit seiner Infotainment-Show. Cesar bellt, Cesar imitiert die Katze auf dem Sofa, Cesar spielt den nervösen Hundehalter. Zünftig is a scho - dieser Cesar.

Und ein Philosoph: „Die Welt hat sich verändert. Tiere und Menschen leben in völlig unterschiedlichen Welten.“ Während der Hund nur von Instinkten geleitet sei, versuchten die Menschen, ihn auf intellektueller, spiritueller oder emotionaler Ebene anzusprechen. Dies könne nur schiefgehen. „Um Hunde zu verstehen, müssen wir mit ihren Instinkten in Verbindung treten“, sagt der Hundeflüsterer durch einen Simultanübersetzer.

Nase, Augen und dann Ohren

Jeder Hund nehme seine Umwelt zuerst mit der Nase, dann mit den Augen und schließlich mit den Ohren wahr. „Wenn du eine Verbindung zu deinem Hund herstellen willst, brauchst du die richtige Energie.“ Nicht die Energie aus dem Physikbuch, sondern die Energie nach der Millanschen Formel: „Absicht plus Gefühl gleich Energie.“

Der Hund brauche klare Anweisungen, die mit positiven Emotionen unterlegt seien, doziert der Bestseller-Autor. „Das Gassigehen sollte unsere Happy Hour sein.“ Der ideale Hundehalter strahle mittels Körpersprache eine „ruhige und entschlossene Energie“ aus. Mit der falschen Energie könne man keinen Hund beeindrucken. „Nur Menschen folgen einem unausgeglichenen Rudelführer“, sagt Millan. „Diese Show ist ganz simpel“, gibt Millan unumwunden zu. „Es geht darum, wie glücklich ihr werdet, wenn ihr lernt, ein Rudelführer zu sein.“

Drei Dinge brauche der Hund: Sport, Disziplin und Liebe. In dieser Reihenfolge. „Unausgeglichene Hunde bekommen Trennungsangst“, erklärt der Trainer und führt mit einem Filmbeitrag vor, wie man sich artgerecht von einem Vierbeiner verabschiedet. Man weist ihm seinen Hundeplatz zu und geht dann ohne viel Tamtam aus dem Haus.

Auf der Bühne erscheinen Hundehalterinnen mit hyperaktiven, futterfixierten und anderweitig auffälligen Tieren. Cesar Millan gibt Tipps und zeigt den Vierbeinern mit ruhigen und bestimmten Gesten, wo es langgeht.

Unbedenkliche Konzepte und Methoden

Auch wenn die Tierschutzorganisation Peta vor dem Besuch der Show gewarnt hat, weil Millan seine Hunde angeblich psychischer und körperlicher Gewalt aussetze, erweisen sich die Konzepte und Methoden, die er in Nürnberg vorgestellt hat, als unbedenklich.

„Ich wollte der beste Hundetrainer der Welt werden, aber jetzt trainiere ich Menschen.“

Keine Kommentare