Leipziger Platz: Balkon auf den Nordosten

21.8.2015, 20:30 Uhr
Leipziger Platz: Balkon auf den Nordosten

© Dominik Heinz

15 Fontänen spritzen Wasser gegen im Kreis aufgestellte, helle Plexiglasplatten. Das Plätschern des Brunnens übertönt sogar den Lärm der vorbeiführenden Äußeren Bayreuther Straße. Ab und an ein Hupen und dumpfe Motorengeräusche sind so das Einzige, was man von der Hauptverkehrsader am Leipziger Platz wahrnimmt.

Der eigentliche Grund dafür: Der Platz ist an der Straßenseite um ein paar Stufen erhöht, man blickt wie von einem Balkon auf die Äußere Bayreuther Straße. Am Rande des Platzes steht eine Pergola aus Stahl. An ihren Pfosten rankt sich Blauregen empor und beschattet die darunter stehenden Bänke. Um die Mittagszeit ist der Leipziger Platz gut besucht. Die Sitzplätze eines Cafés sind nahezu komplett belegt und auch unter dem „grünen Dach“ ist keine Bank mehr frei.

Die Leute verbringen hier ihre Mittagspause, holen sich etwas zu essen oder erledigen Besorgungen. Umliegend gibt es Bäcker, Apotheke, Supermarkt und Klamotten-Discounter. Im 13-stöckigen Merian-Forum sind unter anderem ein Restaurant, Ärzte und Kanzleien untergebracht.

Doch so sieht der Platz im Nürnberger Nordosten nicht schon immer aus. Bevor die U-Bahn am Nordostbahnhof Halt machte, war der Leipziger Platz eine triste Verkehrsfläche mit Straßenbahnwendeschleife. 1990 schrieb die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb für die Gestaltung der U-Bahnstation und den angrenzenden Platz aus. Nach 13-jähriger Bauzeit wurden dann 2003 sowohl die Station als auch der Platz in seiner heutigen Form fertiggestellt.

Leipziger Platz: Balkon auf den Nordosten

© Fotos: Dominik Heinz

Doch kein „Stelzenhaus“

Doch die Arbeiten liefen nicht reibungslos: Es sollte ein sogenanntes „Stelzenhaus“ über der U-Bahn entstehen und die Röhren abdecken. Der Plan war innovativ, doch das Vorhaben wurde auf den letzten Drücker aus finanziellen Gründen abgeblasen. Es musste ein provisorisches Dach über den unterirdischen Bahnhof her.

Von einem Notnagel spricht heute niemand mehr. Um den U-Bahnhof herum sind zwei Gebäude entstanden: Das wellenförmige „Delfinhaus“ und das Merian-Forum passen optisch zur Gestaltung des Platzes. Vor allem die gläserne Front des Hochhauses wirkt modern und urban. Der Brunnen und die begrünte Pergola runden die Gestaltung ab.

Begeistert sind nicht alle Passanten davon. „Die Aufteilung ist nicht so gut gelungen“, findet einer, „der Brunnen steht im Weg.“ Ein anderer meint: „Schön ist relativ, es sind vor allem die Leute, die stören.“ Das ist auch Edeltraud Schneider aufgefallen. Die 72-Jährige genießt auf einer Bank die Sonne und sagt: „Es sitzen viele Penner hier, aber der Platz an sich ist schon ganz schön.“ Etwas grüner könnte es sein, findet sie.

Tobias Schmidt, der Vorsitzende des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord, betont: „Der Platz wird gut angenommen und solange es keine Belästigungen gibt, ist das okay.“ Probleme gibt es nur öfter mit Falschparkern. Immer wieder werden Busspuren oder Rettungswege zugeparkt. Schmidt: „Das ist ein Ärgernis, das auch gefährlich werden kann.“

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