„Leute wie Amin verschwinden immer wieder“

10.9.2015, 21:32 Uhr
„Leute wie Amin verschwinden immer wieder“

Zum ersten Mal nimmt der Preis, den Oberbürgermeister Ulrich Maly am 27. September verleiht, die Gruppe der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechte in den Blick. Der 54-jährige Amin kämpft in seiner Heimat Bangladesch als Gründer und Präsident der Nationalen Textilarbeitergewerkschaft NGWF für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. In Bangladesch lassen so gut wie alle
in Europa tätigen Modefirmen fertigen. In den rund 5000 Fabriken arbeiten schätzungsweise vier Millionen Menschen, zu 80 Prozent Frauen.

Experten erhoffen sich von der Auszeichnung neben der moralischen Stärkung auch einen Schutz der Person. „Leute wie Amin verschwinden einfach immer wieder“, sagt Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Nürnberg. Bangladesch gelte als schwieriges Pflaster für Gewerkschaften. „Sie legen sich dort sehr schnell mit sehr mächtigen Leuten an.“ Die Textilfabriken, die wichtigste Industriesparte des Landes, würden in der Regel von Politikern oder deren Angehörigen betrieben. Pflaum kennt Amin aus persönlichem Schriftverkehr. Im Jahr 2009 stand er in Kontakt mit ihm, um einen tragischen Fall zu verhandeln. Eine 18-jährige Näherin einer Jeansfabrik in Dhaka war am Arbeitsplatz durch Erschöpfung gestorben. Der Auftraggeber, die deutsche Metro-Gruppe, wollte dem Lieferanten danach zunächst die Zusammenarbeit aufkündigen. Die CIR und andere Organisationen konnten dies mit öffentlichem Druck verhindern und  stattdessen Mängel beseitigen helfen.

Während seines einwöchigen Aufenthalts
in Nürnberg besucht Amin Gewerkschaften und zwei Textilfirmen in Nordbayern sowie
die Modeschüler an der Nürnberger Berufsschule. Wer den Preisträger erleben will, kann ihn am 27. September um 16.30 Uhr bei einer Podiumsdiskussion im Caritas-Pirckheimer-Haus hören. Deren Titel lautet „Der hohe Preis für geringe
Kosten“, der Eintritt ist frei. Auch zuvor kann man ihn bei der Friedenstafel treffen; das Bürgerfest findet ab 13 Uhr rund um den Kornmarkt statt. Die Tischplätze sind allerdings schon ausverkauft, ebenso die Bürgerkarten für den vorausgehenden Festakt im Opernhaus.

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