Lieferung per Lastenrad ist in Nürnberg ein voller Erfolg

25.4.2018, 05:55 Uhr
Lieferung per Lastenrad ist in Nürnberg ein voller Erfolg

© Günter Distler

Neun Transporter hat der Paketdienstleister DPD früher täglich durch die Südstadt geschickt, jetzt sind es nur noch vier. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Bewohner in der Südstadt plötzlich weniger im Internet bestellen. Das Geheimnis dahinter ist ein anderes: DPD (und auch Mitbewerber GLS) setzen seit rund einem Jahr Lastenräder ein – und das mit Erfolg.

80.000 Pakete hat allein DPD in den vergangenen zwölf Monaten im Stadtgebiet mit Lastenrädern ausgeliefert. Das Prinzip ist einfach: Die Päckchen werden per Lkw in das Mikrodepot im Nürbanum in der Südstadt geliefert. Von dort aus stellen die Kuriere dann per Rad zu. Damit sie nicht gar so kräftig in die Pedale treten müssen, sind dies freilich keine normalen Drahtesel, sondern Elektrofahrräder. Ist die erste Ladung geliefert, dann radeln die Kuriere zurück und packen die nächste Päckchen ein. Aufgeladen werden die Akkus der Räder dann wieder im Depot.

Die Lieferung per Lastenrad kostet zwar Muskelkraft (immerhin können die Räder mit bis zu 200 Kilo Päckchen beladen werden), ist aber umweltschonend. Weiterer Pluspunkt für das Rad: "In vielen Straßen Nürnbergs sind wir mit unseren wendigen Lastenrädern deutlich effizienter unterwegs als mit den großen Fahrzeugen", sagt Thorsten Mendel, Niederlassungsleiter von DPD in Nürnberg.

Außerdem: In Fußgängerzonen kann nur zu bestimmten Zeiten mit herkömmlichen Fahrzeugen zugestellt werden – dank Sondergenehmigungen durch die Stadt können Läden mit den Lastenrädern aber auch zu allen anderen Uhrzeiten beliefert werden. Die Lastenräder funktionieren im Alltag gut – sogar im Winter, wenn die Temperaturen niedrig und die Straßen glatt sind.

DPD hat deshalb mittlerweile auch von fünf auf acht Räder aufgestockt, heute werden (neben der Südstadt) auch Teile der Nordstadt per Rad beliefert. Auch GLS hat die Radlieferungen ausgeweitet. Waren am Anfang noch drei Räder in der Innenstadt unterwegs, sind es mittlerweile bereits fünf, die auch die Südstadt beliefern.

"Man muss realistisch bleiben"

Ganz ablösen werden die Räder herkömmliche Transportfahrzeuge aber auch in Zukunft nicht. "Man muss realistisch bleiben", sagt Ralf Bogdanski von der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg, die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet hat. Zu große oder zu schwere Pakete könne man mit den Rädern schließlich auch in Zukunft nicht zustellen. "Außerdem muss das Gebiet, in dem mit Lastenrädern ausgeliefert werden soll, natürlich auch dafür geeignet sein", sagt Bogdanski.

Räder seien schließlich nur dann eine Alternative, wenn die Besiedelung auch dicht genug ist – dort könnten dann aber 80 bis 90 Prozent der Pakete per Rad zugestellt werden. Wo aber könnte es hingehen? "In Städten ab 100.000 Einwohnern sind mindestens 30 Prozent der Pakete mit dem Rad lieferbar", sagt Bogdanski.

Freilich, ein paar Kinderkrankheiten müsse man noch ausmerzen. So sind die Räder, die derzeit eingesetzt werden, handelsübliche Elektrofahrräder. Ab und an hapert es bei der Zuverlässigkeit der Technik, aber dieses Problem dürfte bald gelöst sein, immerhin will die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) in das Geschäft mit den Lastenrad-Lieferungen einsteigen. Trotzdem lobt auch Bogdanski das Projekt als "absolut erfolgreich" – und verweist auf den VCÖ-Mobilitätspreis Österreich in der Kategorie "Internationales Vorbildprojekt", den das Projekt 2017 bekommen hat.

Kein Wunder also, dass das Modell aus Nürnberg, das anfangs noch mit 153.000 Euro vom bayerischen Innenministerium unterstützt worden ist, jetzt auch in anderen Städten kopiert wird. In Heilbronn und Hamburg wird bereits per Rad geliefert, im Lauf des Jahres folgen München, Stuttgart, Berlin und viele weitere Städte.

 

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