Luxus pur: So wohnen Promis in Nürnberger Hotels

20.8.2018, 10:33 Uhr
Speisesaal der Extraklasse: Volker Windhöfel, der Direktor des Le Méridien Grand Hotels, zeigt die prunkvolle Ausrichtung des Restaurants.

© Stefan Hippel Speisesaal der Extraklasse: Volker Windhöfel, der Direktor des Le Méridien Grand Hotels, zeigt die prunkvolle Ausrichtung des Restaurants.

Die englische Rockband Deep Purple war hier, der Dalai Lama ruhte in dem historischen Gemäuer gegenüber dem Hauptbahnhof, und jüngst sorgte die US-Popsängerin Selena Gomez für Fan-Aufläufe: Das Le Méridien Grand Hotel hat in seiner gut 120-jährigen Geschichte so manchen Promi erlebt. Neun große Suiten und 15 Juniorsuiten bietet das Haus. Insgesamt sind es 192 Zimmer in sechs Kategorien mit - baugeschichtlich bedingt - teils sehr unterschiedlichen Grundrissen.

Diese individuelle Note "schätzen Leute, die viel reisen", sagt Direktor Volker Windhöfel, der das Grand Hotel 2017 übernommen hat. Der VIP-Service ist sehr individuell. Zwar folgt die Anreise meist einem bestimmten Protokoll: Das Hotel ordert einen Limousinen-Service zum Flughafen, der Hausherr begrüßt den Gast persönlich und geleitet ihn nach den Formalien an der Rezeption zum Zimmer. Doch alles andere ist bereits im Vorfeld mit der Buchungsanfrage geklärt worden. Botschaften buchen für Politiker, Vorzimmerdamen für Unternehmensvorstände oder Manager für ihre Künstler. Sie teilen dem Hotel Vorlieben des jeweiligen Gastes mit und stimmen Sicherheitsanforderungen ab, berichtet Windhöfel.

Und die Vorlieben der illustren Gäste sind mannigfaltig. Da ist die internationale Künstlerin, die im Vorfeld ihres Besuchs einen 45-seitigen Katalog mit Wünschen übermitteln lässt, erzählt der Hoteldirektor aus seiner langjährigen Berufserfahrung in vielen Häusern. Das beginnt beim Tausch der Zimmergardinen und endet längst nicht mit der Beschaffung von Kirschen aus einer bestimmten Region Frankreichs – im Winter versteht sich. Manche Promis lassen die Wände des Hotelzimmers in bestimmten Farben streichen, die Sofas neu beziehen, ja sogar Wände entfernen. Alles machbar, alles eine Frage des Preises.

Privat-Küche eingerichtet

Selbst der persönliche Leibkoch ist manchen Gästen ein Herzenswunsch. Eigentlich darf aus Hygienegründen "niemand in unsere Küche", sagt Windhöfel. Doch in diesen Fällen gibt es eben intensive Checks im Vorfeld, dann setzt sich der Küchenchef des Hauses mit dem Gastkoch zusammen. Das Hotel hilft bei der Beschaffung der oft exotischen Zutaten, die Küche arbeitet dem Gastkoch zu, der das Menü vollendet. Es gab auch schon Gäste, die sich eine eigene Küche gewünscht haben, erinnert sich Windhöfel. Also wurde ein Zimmer ausgeräumt und mit Leihausstattungen eine Küche auf Zeit eingerichtet. Bei alldem braucht es viel Fingerspitzengefühl.

Gerade Politiker oder Wirtschaftskapitäne, aber auchmanche Künstler möchten oft inkognito bleiben. Sie laufen mit Sonnenbrille, Baseballkappe und Drei-Tage-Bart herum, checken offiziell als „Andreas Müller“ ein und werden auch so angesprochen. "Wir wissen, wer das in Wahrheit ist, und schweigen darüber", sagt Volker Windhöfel. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet. Deshalb könnten sich unliebsame Besucher einschleichen, die von den Inkognito-Gästen kaum zu unterscheiden sind. "Da muss man ein sehr feines Gespür haben", unterstreicht der Hotel-Direktor und erzählt von einem eher abgerissen wirkenden Paar, das im Restaurant aß und am Ende 500 Euro daließ. "Die sahen so aus, als könnten sie nicht einmal eine Currywurst bezahlen."

Champagner und Blumen

Gäste, Mitarbeiter, die Immobilie - all das ist Sache des Hotels. Aktuell wird gerade eine Sprinkleranlage eingebaut, obwohl das Gebäude dank Bestandsschutz darauf verzichten könnte. Neben den Zimmersafes gibt es einen großen Safe, der rund um die Uhr bewacht wird. Ein großes Thema ist die Lebensmittelhygiene. Beim Zimmerservice oder beim Aufbau großer Buffets gibt es etliche "Dinge, die grundsätzlich risikobehaftet sind", sagt Windhöfel. Dagegen setzt das Haus auf eine Vielzahl von Standards, interne Kontrollen zweimal pro Quartal und einen externen Tester, dessen Service zugekauft wird. Alle Mitarbeiter werden geschult, auf Kleinigkeiten zu achten - von hilfsbedürftigen Gästen bis zu Stolperfallen etwa durch hochstehende Teppichstücke.

Doch zurück zum VIP-Gast, der - vor der wichtigen Konferenz oder vor dem nächsten Konzert - häufig keinen Kopf für Alltagsdinge hat. Ein Rundumservice ist hier sehr wichtig, sagt Windhöfel. Das kann ein Damenprogramm sein, ein Schwimmbadbesuch für die Partnerin oder etwa eine Stadtführung mit Limousinen-Service und ausgewähltem Gästeführer. Das können Restaurant-Tipps oder Museums-Arrangements sein, Blumen auf dem Bett oder Champagner im Zimmer.

Diskrete Rückzugsmöglichkeiten für prominente Gäste stehen im Sheraton Carlton Hotel im Vordergrund. Erst im März hat das Fünf-Sterne-Haus an der Eilgutstraße eine neue Clublounge für Gäste der fünf Suiten und 31 Executive- Zimmer (ähnlich Junior-Suiten) sowie für Platinum-Gäste eröffnet. Wo früher der Spa Bereich mit Sauna und Whirlpool angesiedelt war, bietet sich die Lounge jetzt im 8. Stock als exklusiver Treffpunkt an. Frühstück, kleine Snacks tagsüber sowie ein kleines Abendbuffet stehen kostenlos bereit, sagt die stellvertretende Direktorin des Luxushotels, Victoria Pabst. Sauna, Schwimmbad und Co. beherrschen jetzt das neu aufgestockte 9. Obergeschoss.

Stammgäste und so mancher VIP nutzen den Fitnessbereich gezielt zu ungewöhnlichen Zeiten, erzählt die Managerin. "Sie haben ein Gespür dafür, wann dort wenig los ist." Andere bewegen sich gar nicht außerhalb ihrer Suiten, wenn sie im Hotel sind. Ein prominenter Gast machte unlängst die Vorgabe, dass maximal zwei bestimmte Mitarbeiter zu ihm in Kontakt treten dürften. In anderen Häusern war er offenbar auf allzu großes Personal-Interesse an seiner Person gestoßen.

Robbie Williams kickte im Carlton

Gerade Künstler brauchen das Hotel als Rückzugsort, "den müssen wir ihnen bieten", sagt Pabst. Selbst beim Zimmerservice läuft dann viel über die Manager oder die Begleitung solcher Gäste - das Servicepersonal betritt die Suiten erst gar nicht. Andere Gäste zeigen sich kontaktfreudig und offen. Jener Klassik-Pianist etwa, der vor ein paar Jahren nachts ins Sheraton Carlton zurückkehrte und sich spontan an den Flügel setzte, der damals in der Lobby des Fünf-Sterne-Hauses stand. Oder ein Popsänger, der nach Mitternacht noch Hunger hatte. Er verhandelte seine Wünsche mit dem Koch - und gab später als Dankeschön ein halbstündiges Konzert am Flügel für fünf Hotel-Mitarbeiter.

Auch Robbie Williams zeigte sich von seiner Schokoladenseite, als er 2004 für die Nürnberger Ausgabe von "Wetten dass ..?" im Sheraton Carlton abstieg. Zu den Mitarbeitern entstand schnell ein offenes Verhältnis, und der Sänger fühlte sich so wohl, dass er mit einem Fußball die Flure entlangkickte. Sonderwünsche haben solch illustre Gäste mitunter jede Menge. Das beginnt bei bestimmten Schokoladen-Vorlieben oder Joghurt-Sorten, mit der die Minibar bestückt wird, erzählt Victoria Pabst. Und das endet längst nicht mit speziellen Speisewünschen - wie überall gibt es auch unter Politikern, Wirtschaftskapitänen oder Künstlern zunehmend Menschen, die etwa vegan essen möchten oder die mit Laktose- oder Glutenunverträglichkeiten leben. Sänger und Sängerinnen legen oft Wert auf Luftbefeuchter im Zimmer und eine genau festgelegte Zimmertemperatur.

Ersatz für die Lieblingscremes

Spitzenpolitiker bringen in aller Regel eigenes Sicherheitspersonal mit. Um diesen Bedürfnissen zu entsprechen, gehen die Hotel-Mitarbeiter mitunter weite Wege. Zum Beispiel für die ganz spezielle Seife und Waschlotion, die ein Gast gerne in seinem Bad vorfinden wollte. US-Produkte, die in Deutschland nicht erhältlich sind, erinnert sich Pabst. Sie zog selbst los, ließ sich in einer Apotheke zu Inhaltsstoffen beraten und stimmte dann mit dem Management des Gastes Ersatzprodukte ab. Auf VIP-Pakete verzichtet das Sheraton Carlton aber. "Jeder Gast hat individuelle Vorstellungen", sagt Victoria Pabst. Etwas Vorgefertigtes zu haben, sei da wenig sinnvoll. Künstler steigen oft nur wegen ihres Nürnberger Auftritts hier im Hotel ab.

Und nicht wenige Gäste kommen auf Einladung großer Sportartikel-Firmen in der Region. Deren "Aufenthalt ist bereits durchorganisiert", erzählt die Managerin. Stadtführungen und andere Wünsche werden für jeden Einzelfall koordiniert. Wie für jenen bekannten Hollywood-Schauspieler, der vor ein paar Jahren an der Eilgutstraße logierte. Im Freizeitlook und mit Sonnenbrille ließ er sich von einem Stadtführer zu Fuß zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geleiten. Niemand erkannte ihn, so Pabst. Das habe dem Schauspieler diebischen Spaß bereitet. Erst vor Kurzem sorgte US-Popstar Pharrell Williams für Aufregung: Nach einem Promo-Termin in Herzogenaurach machte er auch einen kurzen Abstecher in der Noris.

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