Maly: Höhere Fahrpreise bei der VAG sind unausweichlich

17.1.2015, 05:57 Uhr
Maly: Höhere Fahrpreise bei der VAG sind unausweichlich

© Foto: Eduard Weigert

Herr Oberbürgermeister, zahlreiche N-Ergie-Kunden sind verwundert bis verärgert, weil viele andere Energieversorger die Preise senken, nicht aber die N-Ergie. Können Sie das als Aufsichtsrats-Chef des Konzerns unseren Lesern erklären?

Ulrich Maly: Es haben meist die Anbieter gesenkt, die etwas teurer waren als die N-Ergie. Die liegt weiter bei Preisvergleichen im soliden Mittelfeld. Wir werden nie die Billigheimer werden können, es drohen aber auch keine massiven Preiserhöhungen. Ich sehe eher eine Seitwärtsbewegung bei der Preisentwicklung. Die N-Ergie hat schon frühzeitig vor dem Winter eine Preisstabilität garantiert. Im Übrigen: Die Kündigungszahlen sind weit unter dem Durchschnitt.

Die N-Ergie müsste ja dann, wenn sie die Preise nicht senkt, deutlich besser verdienen. Denn der Einkauf von Energie ist viel günstiger geworden. Das erhöht die Gewinnspanne.

Maly: Nein. Die N-Ergie wird mit Mühe und Not ihr Ergebnis halten können. Eventuell wird es auch schlechter. Die Netznutzungsentgelte werden praktisch staatlich festgelegt. Mit gasproduziertem Strom – wie vom Nürnberger Heizkraftwerk Sandreuth – verdient man am Markt nichts mehr. Hinzu kommt: Die Preise für Öl und Gas sind entkoppelt worden (was alle immer gefordert haben). Es konnte ja keiner damit rechnen, dass das Öl so billig wird wie aktuell. Der Preis für Gas aber ist eben nicht entsprechend mitgesunken.

Ein weiteres Unternehmen der Städtischen Werke sorgt immer wieder für viel Diskussionsstoff bei den Bürgern: die VAG. Es gibt großen Unmut über die Preisentwicklung. Noch immer steht eine – für 2015 nur ausgesetzte – Erhöhung der Ticket-Preise von bis zu zehn Prozent im Raum. Wird die jetzt zum 1. Januar 2016 kommen?

Maly: Das ist noch nicht beschlossen. Derzeit analysieren externe Gutachter unser Tarifsystem, sie führen auch verschiedene Gespräche, unter anderem mit den Fraktionen aus dem Stadtrat. Sie entwickeln interessante Ideen, dazu in einigen Wochen mehr. Am Ende wird aber auch dieses Tarifprojekt die Finanzierungsprobleme des öffentlichen Personennahverkehrs nicht lösen können; das heißt, ohne Tarifsteigerungen wird es nicht gehen.

Wo wir schon bei den Ausgaben der Bürger sind: Ein Reizthema in manchen Stadtteilen sind die Straßenausbaugebühren, die die Stadt nach Straßensanierungen und -verschönerungen von den Anliegern verlangt. Gibt es Spielräume, die Bürger zu entlasten?

Maly: Es wird die Gebühr auch in Zukunft geben, vielleicht in etwas veränderter Form. 95 Prozent der Kommunen im Bayerischen Städtetag haben die Gebühr – und werden sie auch behalten. Ausnahmen sind so wohlhabende Städte wie München oder Dingolfing. Aber: Wir wollen ein paar Änderungen, doch das ist – das zeigen die Verhandlungen mit der Regierung von Mittelfranken – gar nicht so einfach. Wir stellen uns vor, dass beispielsweise Straßenbäume nicht mehr mitberechnet werden. Das Gleiche gilt für Radwege, damit hier nicht eine negative Stimmung gegen Radwege entsteht.

Stichwort „Radverkehr“: Wird der Hauptmarkt noch in diesem Jahr für die Radler zur Querung freigegeben? Und wie sonst will die Stadt die Radler besänftigen, die sich im Vergleich zu den Autofahrern noch immer stark benachteiligt fühlen?

Maly: Den Hauptmarkt für Radler zu öffnen, ist zwar ein symbolhaftes, aber nicht ein vordringliches Thema. Wer ihn mit dem Rad queren will, macht es doch schon jetzt. Übrigens: Die Münchner wollen ihren Marienplatz für Radler sperren, weil es zu viele Nutzungskonflikte gibt. Insgesamt nimmt die Stadt Nürnberg mehr Geld in die Hand für Radwege. Wenn neue Routen angelegt werden, wird das Geld künftig auch nur für den Radweg genommen und nicht auch noch für Arbeiten an der Straße.

Wo kommt der neue Konzertsaal hin? Und wann kommt er?

Maly: Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Meine Hypothese: Es wird – Stand heute – einen kombinierten Standort mit und neben der Meistersingerhalle geben. Aber noch ist das Standortgutachten nicht fertig. Es wird aber eine Entscheidung noch vor der Sommerpause geben.

Die CSU, allen voran Markus Söder, ätzt, dass es mit dem Quelle-Komplex nie etwas wird.

Maly: Die Einschätzung teile ich nicht. Es gibt neue Interessenten am Quelle-Komplex, auch aus der Region. Die sagen plötzlich: „Warum habt ihr uns nicht eher gefragt?“ Sonae Sierra sind bisher aber die Einzigen, die sich ernsthaft mit der großen Immobilie beschäftigen. Eine entscheidende Frage wird sein, wie der Nutzungsmix aussehen wird. Für alle Interessenten aber gilt: Die Fläche für den Einzelhandel ist auf 18 851 Quadratmeter beschränkt.

Viele Leser haben sich für den Erhalt des Postturms am Hauptbahnhof ausgesprochen. Der Investor aber will den Abriss. Wie ist Ihre Position?

Maly: Den Turm wird man wohl nicht erhalten können. Und wenn, stellt sich die Frage: Nach den Planungen aus den späten 1920er Jahren? Mit den Umformungen der Nazi-Architektur? Mit dem denkmalgeschützten Rundbau aber bleibt der prägende Teil und die Historie erhalten. Und natürlich wird anstelle des Turmes neu gebaut — und sicher nicht mit beliebiger Stahl-Glas-Architektur. Das Ensemble wird später eine ganz ähnliche Raumwirkung haben wie heute.

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