Maly zur Islam-Konferenz: »Ich lerne viel dabei«

25.5.2010, 00:00 Uhr
Maly zur Islam-Konferenz: »Ich lerne viel dabei«

© Daut

Trotz aller Auseinandersetzungen und Absagen im Vorfeld decken die in der Deutschen Islam-Konferenz (DIK) vertretenen Organisationen, so der erste Eindruck des OB, ein repräsentatives Spektrum der Lebenswelten von Muslimen ab. Zweite Überraschung: Losgelöst von eingefahrenen Positionen und Ritualen habe sich in drei Stunden eine »hochspannende« Debatte entwickelt.

Nach der Gründungsperiode seit Herbst 2006 geht die DIK, moderiert von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, jetzt in ihre zweite Phase. Maly gehört dort neben den sechs Vertretern des Bundes und den fünf Ländervertretern zu den fünf berufenen Repräsentanten der Kommunen – und ist derzeit zudem das einzige bayerische Mitglied in der Runde. Ihnen stehen 15 Vertreter muslimischer Verbände und Einzelpersonen gegenüber.

Zur Erinnerung: Als Plattform und Rahmen für den Dialog zwischen der staatlichen Seite und den Vertreter der rund vier Millionen Muslime in Deutschland soll die DIK die Integration vorantreiben und jetzt vor allem praktische Fragen des Zusammenlebens anpacken.

Hindernisse gibt es offenkundig auf beiden Seiten; als Bremse wirkt aktuell beispielsweise die Angst vor einem Übermächtigwerden des Islam. Das Misstrauen ziehe sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, betonte der Sozialforscher Professor Wilhelm Heitmeyer bei der Islamkonferenz.

Überdies wird diese Islamphobie derzeit unter anderem durch die Agitation latent rechtsextremer Gruppen im Internet geschürt. Mit großer Besorgnis hatten darauf kürzlich bereits der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich beim Ökumenischen Kirchentag in München hingewiesen. Und auch der langjährige CSU-Fraktionschef im Landtag. Alois Glück, mahnte zu Klugheit und Besonnenheit angesichts schwelender Ressentiments. Ein Forum »Christen und Muslime« war in München unter anderem von der Nürnberger Initiative »Die Brücke« mitgestaltet worden – ihre Arbeit findet bundesweit Beachtung.

Um die Flut von »Giftvokabeln« einzudämmen, die eine Verständigung torpedieren statt fördern, wirbt die Islamkonferenz für besondere sprachliche Sorgfalt, speziell in der Öffentlichkeit. Auf Anregung der Aleviten will sie dazu ein Begriffslexikon als Orientierungshilfe vorlegen.

Weiterhin heiße Debatten sind beim zweiten Schwerpunkt zu erwarten: der rechtlichen und faktischen Gleichstellung der Frauen. Traditionelle Rollenbilder führen schon bei der Erziehung der Mädchen zu Benachteiligungen. Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe sind zumindest in Teilen der Zuwanderergruppen infrage gestellt. Während die einen dafür auch religiöse Wurzeln sehen, führen andere das auf kulturelle und soziale Traditionen zurück. Deshalb, so Maly, habe sich die DIK auf eine Studie verständigt, um die Faktoren künftig klar auseinanderzuhalten – und damit möglichst Vorurteile zu korrigieren.

Deutsche Imame

Ganz oben auf der Tagesordnung bleibt das Thema Religionsunterricht. Ziel ist bekanntlich, an deutschen Universitäten Lehrkräfte für Islamkunde auszubilden, die in deutscher Sprache unterrichten – und ebenso mit der deutschen Kultur vertraut sind. »Deutsche Imame«, meint auch Maly, sind als Alternative zur abgeschotteten Unterweisung durch ausländische Religionsgelehrte gedacht, die im Zweifel eher zur Entfremdung als zur Integration beitragen.

Dreh- und Angelpunkt ist die Frage, wer nach deutschem Recht auf muslimischer Seite die Verantwortung für die rechtmäßige Lehre erteilt und als verlässliches Gegenüber der staatlichen Schulbehörden akzeptiert werden kann. Maly will dabei die Nürnberger Erfahrungen einbringen; seit Jahren engagiert sich hier etwa der Religionspädagoge und mittlerweile emeritierte Professor Johannes Lähnemann von der Uni Erlangen-Nürnberg für einen regulären Islamunterricht. Maßgeblich engagiert er sich auch für einen Dialogprozess, den der runde Tisch der Religionen unter dem Titel »Vertrauen schaffen« angestoßen hat. Zum Unterrichtswesen kann die DIK letztlich jedoch nur Empfehlungen geben. Die Umsetzung fällt in die Verantwortung der Bundesländer.

Kurzfristige Erfolge sind angesichts des umfangreichen Arbeitsprogramms natürlich nicht zu erwarten, auch keine direkten Konsequenzen für Initiativen in Nürnberg. »Vorerst kann ich nur sagen: Ich lerne viel dabei!« betont Maly. Grundsätzlich sei das Zusammenleben von Menschen immer konfliktträchtig. Wenn »normale« Konflikte eine ethnische oder religiöse Komponente beinhalten, sei besondere Vorsicht geboten – was den Dialog etwa in der Islam-Konferenz unentbehrlich macht.

www.deutsche-islam-konferenz.de