„Manche Rocker werden im Alter wunderlich“

4.5.2015, 12:00 Uhr
„Manche Rocker werden im Alter wunderlich“

© Foto: Sven Sindt/PR

Worin unterscheiden sich die neuen Selig von den alten?

Jan Plewka: Wir haben eigentlich schon immer sehr persönliche Songs geschrieben und dafür alte Rockstrukturen benutzt. Unsere großen Helden waren The Doors, Led Zeppelin oder The Black Crowes. Oft haben wir in die Songs Traumsequenzen mit reingenommen. Mittlerweile versuche ich, auch mal anders zu texten. Ich hoffe, dass wir mit dieser Best-Of-Platte eine Bresche schlagen in die Zukunft. Die Selig-Welt ist größer geworden.

 

Die Band nahm in Hamburg ihren Anfang. Mit welchem Ort an der Elbe verbinden Sie besondere Gefühle?

Christian Neander: Ich habe in den 1990ern in der Seilerstraße auf St. Pauli gewohnt. Jan kam abends immer vom Zivildienst zu mir und nachts sind wir auf den Kiez gegangen, in den Mojo Club, ins Soul Kitchen, ins Baton Rouge. Die Reeperbahn war sehr wichtig für uns. Wenn wir in einen Laden reinkamen, sollten immer alle sehen, dass wir eine Band sind. Die Motown-Grooves aus dem Mojo-Club haben unser erstes Album sehr beeinflusst.

 

Und wie war es diesmal mit der Inspiration?

Plewka: Wir waren voriges Jahr zwei Tage im Clouds Hill hier in Hamburg, aber es kam uns vor wie Wochen. Echt mystisch, was der Band-Spirit erzeugen kann. Nebenan war Rocko Schamoni, der zu mir sagte: „Komm, sing mal ein paar Lieder mit auf meiner Platte!“ Im Studio stehen ein altes Mischpult, angeblich das John-Lennon-Pult, und sehr viel alte Mikrofone. Unsere Platte klingt dementsprechend warm und organisch.

Leo Schmidthals: Es gab im Studio auch internationales Flair, denn dort liefen Pete Doherty und die Libertines rum. Mit ihnen haben wir zusammen Fußball geguckt und uns die Küche und das Badezimmer geteilt. Einmal kam Doherty aus dem Bad: nur mit einem Handtuch um die Hüften, aber mit Hut!

Neander: Ich habe mit Pete Doherty in einer Künstler-WG zusammengewohnt. Er hatte das linke Zimmer und ich das rechte. Ich muss sagen, ein freundlicher Gesell!

 

20 Jahre Selig - gehören Sie inzwischen zu den Altrockern?

Stephan Eggert: Altrocker würd ich eher bei 60 plus verorten. Manche werden dann so wunderlich. Die einen spielen einfach immer ihren Stiefel runter und ändern nie was, vor allem Metalbands. Andere wie Peter Gabriel oder die Leute von Led Zeppelin fangen im Alter plötzlich an, auf der Djembe rumzuklopfen. Ich hoffe, dass uns beides erspart bleibt.

 

12. Mai, 20 Uhr, „Hirsch“, Vogelweiherstraße 66

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