Mirrorworld macht Kinder bereit fürs Rampenlicht

2.10.2016, 20:53 Uhr
Mirrorworld macht Kinder bereit fürs Rampenlicht

© Foto: Berny Meyer

Hier haben alle Beteiligten ein besonderes Projekt aus dem Boden gestampft: Das Tanztheater "Mirrorworld", finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das seinerseits unter anderem den Bundesverband Freies Theater als Partner für das Programm "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" ausgewählt hat.

An den Bundesverband ging auch der Antrag auf Fördermittel, den die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses Wiese 69 in St. Johannis, Michaela Wolf, als Projekt-Verantwortliche gestellt hat. Dass die Kinder- und Jugendeinrichtung bundesweit neben 15 anderen (16 Initiativen werden gefördert) den Zuschlag erhalten hat, "macht uns schon stolz", so Wolf.

Tanz und Theater haben in der Wiese 69 eine lange Tradition: "Theater macht Kinder stark", sagt Wolf, "wir haben hier im Stadtteil deshalb von Anfang an Clownskurse, Figurentheater oder Theaterkurse angeboten.“ Und den Wunsch, tanzen zu können, „haben die Kinder selbst“ an die Einrichtung herangetragen. Die positiven Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein ihrer Schützlinge freut Wolf bei diesem Projekt am meisten; etwa, wenn sie als Rückmeldung erhalte: "Jetzt habe ich keine Angst mehr vor Referaten."

Für die Tänzerin und Choreographin Susanna Curtis – sie erhielt für ihre eigenwilligen, humorvollen Arbeiten den Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg und war Künstlerin des Monats der Metropolregion – ist ein Ziel ihrer Arbeit, dass die Kinder ein neues "Auftreten" lernen und neue Seiten an sich entdecken.

Für das Projekt "Mirrorworld" trainiert sie mit zwei Gruppen. Die eine besteht aus Schülerinnen und einem Schüler (dritte und vierte Klasse) der Dr.-Theo-Schöller-Schule, die andere rekrutiert sich aus Mädchen und einem Jungen der fünften und sechsten Klassen der Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule. Das macht zusammen gut zwei Dutzend Acht- bis 13-Jährige Tänzer/-innen.

Live dabei

Das Konzept für "Mirrorworld" basiert, wie auch Susanna Curtis aktuelle Tanztheater-Produktion "Alice.ecilA", auf dem Kinderbuch von Lewis Carroll "Alice hinter den Spiegeln". Hier wie da geht es um den Prozess des Erwachsenwerdens und um Identität.

Läuft alles wie geplant, wird das Tanztheater-Projekt mit den Kindern und Jugendlichen integrativer Bestandteil ihrer professionellen Produktion. Auch werden die Kinder die Profis ein Stück weit begleiten und hinter den Kulissen mit dabei sein können.

"Alice.ecilA" von Curtis & Co. - danceaffairs feiert am 16. Februar 2017 in der Tafelhalle Premiere. Die große Präsentation von "Mirrorworld" soll in der letzten Juliwoche 2017 über die Bühne gehen, ebenfalls in der Tafelhalle. Die ist, wie die Dr.-Theo-Schöller-Schule und die Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule, neben der Wiese 69 die dritte Bündnispartnerin.

Als künstlerische Leitung ist Susanna Curtis verantwortlich. Curtis sei sehr schnell klargeworden, dass sie ein derartig umfangreiches Projekt "nicht alleine stemmen kann“. Deshalb habe sie nach einer Tanzpädagogin gesucht — und eine gefunden: Die einmal die Woche stattfindenden Proben teilt sie sich im Wechsel mit Jana Haberkern.

Das Mitwirken der Kinder und Jugendlichen ist kostenfrei. Sigrun Hippelein, Leiterin der Grundschule, sieht in dem Projekt eine unglaubliche Chance für die Kinder. "Die allermeisten Eltern könnten sich so etwas gar nicht leisten", sagt sie.

Beeindruckend fand Sigrun Hippelein, ihre Schülerinnen und Schüler auch einmal in einem Umfeld "jenseits von Notendruck und Leistungszwang" miterleben zu können.

Noch befindet sich das Tanztheater "Mirrorworld" in seiner ersten Phase. Seit September wird trainiert. Drei Phasen sind es insgesamt. Für die letzte läuft gerade die Antragstellung. Aber: Wolf ist guter Dinge, dass auch der dritte Teil des Vorhabens wieder finanziert wird.

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