Mit dem Fahrrad zum Löscheinsatz

3.10.2006, 00:00 Uhr
Mit dem Fahrrad zum Löscheinsatz

Eigentlich gehören diese wertvollen Gefährte alle ins Museum. Das Nürnberger Feuerwehrmuseum aber auf der Feuerwache drei am Jakobsmarkt hat eine Ausstellungsfläche von 250 Quadratmetern, befindlich auf einem ausgeräumten Dachboden. Und hier liegt auch schon sein Hauptproblem: Platz. «Wir würden die alten Fahrzeuge so gerne ausstellen, aber wo?“, sagt Willi Groß, der für das Museum verantwortliche Sachgebietsleiter. Im echten Leben ist er Berufsfeuerwehrmann und stellvertretender Zugführer auf der Wache drei.

So müssen sich die Besucher mit Bildern von den uralten Gefährten begnügen, die den Gang die Stufen hinauf in den Ausstellungsraum säumen. Oben angekommen findet jeder, der in seiner Kindheit einmal von der eigenen Karriere als Brandschützer geträumt hat, dennoch einen reichhaltigen Fundus an Lösch- und Atemschutzwerkzeugen, Helmen, Uniformen und Funkgeräten.

Auf dem letzten Treppenabsatz fällt der Blick auf einen Reichsadler, unübersehbar platziert auf einer Handdruckspritze aus dem Dritten Reich. Um hier kein Risiko einzugehen, hatten sich die Betreiber mit der Staatsanwaltschaft kurzgeschlossen. Im Museum darf das inzwischen verbotene Symbol gezeigt werden.

Auch, wenn die großen Drehleitern, Löschschutz- und Spritzenwägen nicht ausgestellt werden können, auf Fahrzeuge muss der Geneigte nicht ganz verzichten. Zweiräder wurden nämlich früher durchaus genutzt auf Feuerwehreinsätzen.

Und bei einem Einsatz vor gar nicht allzu langer Zeit hätte sich Feuerwehrmann Hans Höcherl ein Fahrrad gewünscht, wenn auch nicht unbedingt das Ausstellungsstück Marke Hercules von 1940. Da war nämlich die Wasserstelle fast einen Kilometer vom Brand entfernt. «An dem Tag bin ich bestimmt 15 Kilometer gerannt“, sagt Höcherl.

Die wichtigsten Ereignisse in der Feuerwehrgeschichte sind hier in Schaufenstern dokumentiert. Der Nürnberger Ringkaufhausbrand von 1962, bei dem 22 Menschen ums Leben kamen zum Beispiel. Auch dem 11. September 2001 ist eine Vitrine gewidmet. Oder dem Oderhochwasser, bei dem die Nürnberger Feuerwehr maßgeblich mitgeholfen hat.

Das älteste Stück ist ein hölzernes Stück Wasserleitung von 1361. Es lag damals zwischen der Pegnitz und dem Schönen Brunnen. Das originellste Teil ist allerdings ein anderes: Der Königsche Rauchhelm von 1900. Dieses Gerät war Atemschutzmaske und Löschspritze in einem.

Während dem Feuerwehrmann über einen Luftschlauch Atemluft zugeführt wurde, spritzte oben aus dem Helm eine pilzförmige Wasserfontäne heraus, die ihn vor Verbrennungen schützte.

Aber: Wer finanziert den Erhalt dieser Museumsstücke, die regelmäßigen Führungen und alles, was sonst noch mit einer solchen Einrichtung zusammenhängt? Vorsichtiges Schulterzucken. Feuerwehrmänner wie Willi Groß und Hans Höcherl haben das Museum eingerichtet und führen Gruppen durch die Räume - zum Teil während der Bereitschaft, zum größten Teil aber in ihrer Freizeit. «Dabei können wir gleich noch ein bisschen Brandschutzerziehung mitliefern. Und die ist nicht nur bei Schulklassen nötig, sondern vielfach auch bei Erwachsenen“, sagt Groß. Unterstützt werden die engagierten Beamten vom «Förderverein Nürnberger Feuerwehr-Museum“. Seine rund 200 Mitglieder sind entweder selbst Feuerwehrleute oder aber einfach Freunde des Projekts. Der Verein übernimmt die regulären Führungen während der Öffnungszeiten. Gruppen können sich jederzeit anmelden, regulär geöffnet ist das Museum nur jeden ersten Samstag im Monat von 13 bis 17 Uhr. Julia Ziegler

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