Mit dem Netzwerken sollte man beginnen, wenn es gut läuft

2.4.2015, 14:00 Uhr
Mit dem Netzwerken sollte man beginnen, wenn es gut läuft

© Foto: PR

Für wen ist ein Business Club sinnvoll?

Monika Scheddin: Im Wesentlichen für alle Menschen, die sich von Kontakten etwas versprechen. Sie haben ein Ziel — beispielsweise, ihren Umsatz zu steigern — und hoffen, auf andere zu treffen, die sie unterstützen. Darüber hinaus sollte jedes Mitglied auch selbst bereit sein, seine Hilfe anzubieten, so dass die Bilanz des Gebens und Nehmens langfristig ausgeglichen ist.

 

Wie setzen sich die meisten Netzwerke zusammen?

Scheddin: 60 bis 70 Prozent der Teilnehmer sind Unternehmer oder Freiberufler. Da sie keine Kollegen, keine Vorgesetzten oder Lieferanten haben, gibt es für sie wesentlich mehr Gründe, sich ein Netzwerk zu suchen. Aber auch für Arbeitnehmer sind Kontakte wichtig. Dass man sein Leben lang bei derselben Firma arbeitet, ist schließlich heutzutage die Ausnahme.

 

Wann ist der beste Zeitpunkt, sich einen Business Club zu suchen?

Scheddin: Viele machen den Fehler, erst die Fühler auszustrecken, wenn sie dringend auf Kontakte angewiesen sind. Das ist der Freiberufler, der unerwartet ohne Aufträge dasteht, oder der Arbeitnehmer auf Jobsuche. Wesentlich sinnvoller ist es aber, mit dem Netzwerken zu beginnen, wenn es gerade gut läuft. Dann gibt man sich nämlich nicht nur selbstbewusster, sondern hat für die Zeit der Not bereits eine Art Lebensversicherung.

 

Wie finde ich das passende Angebot?

Scheddin: Sie sollten überlegen, welche Menschen Sie treffen möchten. Wer ist bereits dort, wo ich selber hin möchte? Welche Persönlichkeiten empfinde ich als spannend? Dann finden Sie heraus, wo Sie mit diesen am besten in Kontakt kommen können.

 

Welche typischen Fehler machen die meisten, die zum ersten Mal ein Treffen besuchen?

Scheddin: Viele haben hohe Erwartungen, aber gehen trotzdem unvorbereitet hin und lassen sich einfach nur berieseln. Sie sprechen niemanden an, tauschen sich mit niemandem aus und haben möglicherweise nicht einmal Visitenkarten dabei. Ein absolutes No-Go ist auch ausgiebiges Mäkeln und Lästern — über die verspätete Bahn, den uninspirierenden Vortragsredner oder den schlecht organisierten Catering-Service.

 

Wie mache ich es besser und falle positiv auf?

Scheddin: Überlegen Sie bereits zu Hause, wie sie sich und ihre Tätigkeiten in wenigen Worten so interessant und originell beschreiben, dass Sie im Gedächtnis bleiben. Nennen Sie ein paar Ihrer Auftraggeber und Ihre erfolgreichsten Projekte oder auch einfach die Aufgaben, für die Sie am meisten brennen. Seien Sie außerdem höflich und zeigen Sie Respekt — auch durch angemessene Kleidung.

 

Wie viele Netzwerke benötige ich, um rundum versorgt und abgesichert zu sein?

Scheddin: Jeder Mensch braucht ein privates Netzwerk, also den Freundeskreis, die Elterninitiative, den Sportverein. Der Arbeitnehmer benötigt das firmeninterne Netzwerk, über das er über die Vorgänge im Unternehmen informiert wird. Als Nächstes ist das brancheninterne Netzwerk wichtig, über das Sie Tipps für Ihre Akquise oder Informationen über mögliche frei werdende Arbeitsstellen bekommen. Freiberufler und Selbstständige sollten außerdem auch ein branchenübergreifendes Netzwerk pflegen.

 

Durch welches Netzwerk kann ein Selbstständiger seinen Umsatz am ehesten signifikant steigern?

Scheddin: Eindeutig durch das branchenübergreifende Netzwerk. Denn bei Personen, mit denen Sie nicht in direktem Wettbewerb stehen, können Sie am ehesten davon ausgehen, dass sie auf Ihr Angebot zurückgreifen oder Sie weiter empfehlen.

 

Wie geht es weiter, wenn ich einige vielversprechende Kontakte geknüpft habe?

Scheddin: Zunächst einmal sollten Sie sich darauf einstellen, dass Netzwerken Mühe macht. Es ist Arbeit. Kontakte müssen gehegt und gepflegt werden. Ihren 50 wichtigsten Kollegen und Bekannten aus dem beruflichen Umfeld sollten Sie beispielsweise persönlich zum Geburtstag gratulieren. Das kann durchaus online passieren. Es sollte aber über ein abgedroschenes „Herzlichen Glückwunsch“ ein wenig hinausgehen, zwei, drei persönliche Sätze sind das Minimum. Sie werden sehen, es kommt etwas zurück. Bekommen Sie einmal keine Antwort auf eine berufliche Korrespondenz, empfiehlt es sich nachzuhaken.

 

Woran erkenne ich, ob ich alles richtig mache?

Scheddin: Die Faustformel für Freiberufler und Selbstständige ist: Wenn Sie innerhalb von fünf Jahren Ihren Umsatz nicht zu über 60 Prozent durch Empfehlungen generieren, läuft etwas schief.

Keine Kommentare