Mit diesen Tricks bringen Betrüger ältere Menschen um ihr Geld

10.12.2017, 18:55 Uhr
Mit diesen Tricks bringen Betrüger ältere Menschen um ihr Geld

© Malte Christians/dpa

Die Kalkulation geht allzu oft auf und ist perfide: Mit älteren Menschen, so sind Kriminelle überzeugt, haben sie besonders leichtes Spiel. Vor dem 70. Geburtstag erwischt es im Schnitt weniger als einen von 1000 Einwohnern,danach aber steigt die Zahl der Opfer auf mehr als vier Fälle je 1000 Einwohner, wie eine Untersuchung der Polizei Bremen zeigt.

Doch gerade Senioren können sich wirkungsvoll vor solchen kriminellen Aktivitäten schützen. Alexandra Oberhuber, Polizeihauptkommissarin im Polizeipräsidium Mittelfranken in Nürnberg, sagt: "Grundsätzlich gilt immer: Niemals Geld oder Wertgegenstände an Fremde aushändigen. Und niemals Fremde in die Wohnung lassen."

Immer wieder versuchen es die Täter mit den gleichen Tricks. So zum Beispiel als "falsche Polizeibeamte". Am Telefon geben sie sich erst einmal als Polizeibeamte oder als Behördenmitarbeiter aus.

Und dann erzählen sie erfundene Geschichten wie diese: Der Polizei lägen Erkenntnisse vor, dass in ihr Haus eingebrochen werden soll. Sie werden aufgefordert zu sagen, wie viel Geld oder Wertgegenstände sich im Haus befinden. Anschließend wird vereinbart, dass ein Kollege oder eine Kollegin vorbeikommt, um Geld oder Schmuck in Verwahrung zu nehmen. Ihnen wird zugesichert, dass ihnen die Wertsachen selbstverständlich nach der Festnahme der Täter sofort wieder ausgehändigt werden.

Enormer Druck aufgebaut

Die Polizistin erklärt: "Die Täter wirken während des Telefonats sehr authentisch und überzeugend, sind sehr eloquent und redegewandt, verwenden zum Teil Namen von wirklich existierenden Beamten und rufen bisweilen mit einer Telefonnummer an, die auf dem Display mit der 110 angezeigt wird." Während des Telefonats werde enormer Druck aufgebaut und die Dringlichkeit zu schnellem Handeln dargelegt. Manchmal würden die Geschädigten stundenlang in der Telefonleitung gehalten, damit in dieser Zeit keine weiteren Anrufe, etwa bei der "echten" Polizei oder bei Verwandten getätigt werden können.

Oberhuber warnt: "Die Polizei ruft niemals mit der Rufnummer 110 bei Ihnen an. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Legen Sie auf, und verständigen Sie nach dem Auflegen umgehend unter der Notrufnummer 110 die Polizei."

Sehr beliebt ist bei Betrügern auch der sogenannte Enkeltrick. Die Betrüger geben sich als Enkel oder sonstiger Verwandter aus, schildern eine Notlage oder einen finanziellen Engpass und nutzen dabei die vermeintlich familiäre Bindung aus.

Da wird beispielsweise  ein schwerer Verkehrsunfall im Ausland vorgetäuscht. Der Unfallgegner liege schwer verletzt im Krankenhaus. Um einer Haft zu entgehen, müsse ein bestimmter Betrag gezahlt werden. Dann wird um die Abhebung eines höheren Geldbetrages gebeten. Sobald der Senior/Seniorin wieder zu Hause ist, wird ein Abholer vorbeigeschickt, der das Geld entgegennimmt.

Beim Rückruf selbst wählen

Oberhubers Tipps: "Bei Anrufen angeblicher Verwandter nicht unter der vom Anrufer angegebenen Nummer zurückrufen. Auflegen – und dann den Angehörigen selbst, einen anderen nahen Verwanden oder Freund/in eigenständig anrufen. Nicht über die Rückruftaste – nehmen Sie die Telefonnummer aus ihrem eigenen Adressbuch oder dem Telefonbuch."

Sehr beliebt bei Betrügern ist nach Oberhubers Erfahrung auch, sich als Handwerker auszugeben. Diese Ganoven tauchen in der Regel in bekannter Arbeitskleidung wie einem Blaumann auf, täuschen vor, von den Elektrizitäts-, Gas-, Wasserwerken oder von der Hausverwaltung zu kommen. Sie müssten dringend, etwa wegen eines Wasserschadens in der Wohnung darüber, in die Wohnung. Meist müssen die hilfsbereiten Nachbarn dann sogar mithelfen und etwa Wasser auf- und zudrehen. In der Zwischenzeit kommt ein zweiter Täter durch die angelehnte Tür und sucht nach Bargeld, Schmuck und Wertgegenständen. Oder der Täter arbeitet alleine und nutzt die Ablenkungszeit, um selbst die Wohnung zu durchsuchen.

Oberhuber empfiehlt: "Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung. Rufen Sie die vorgegebene Firma selbst an – unter einer Telefonnummer, die Sie selbstständig aus dem Telefonbuch heraussuchen. Bei unbekannten und vor allem unangemeldeten Besuchen Nachbarn hinzuziehen oder Besucher zu einem späteren Termin bestellen, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist." Wenn die Besucher zudringlich werden, sollten sich bedrängte Menschen energisch wehren und um Hilfe rufen. Und im Zweifelsfall die Polizei über die 110 anrufen.

Ganoven lassen sich nach Polizeiangaben immer neue Tricks einfallen, um vor allem Senioren zu überrumpeln. Ob Zeitschriftenwerber, Haustürgeschäfte, Angebote für Arbeiten an Haus und Wohnung oder unbestellte Zusendungen – die Liste der Tricks ist lang.