Mordversuch mit Baseballschläger: Nürnberger vor Gericht

29.10.2014, 06:00 Uhr

Ein Familiendrama, dessen Anfänge schon viele Jahre zurückliegen, wird derzeit vor dem Nürnberger Schwurgericht aufgerollt. Der tragische Höhepunkt fand am Neujahrsmorgen 2014 in einem Zweifamilienhaus in einem Vorort im Nürnberger Süden statt.

Laut Staatsanwaltschaft soll der 26-jährige Martin M. gegen 7.30 Uhr das Arbeitszimmer seines Vaters betreten haben und dem 49-Jährigen zunächst mit der Faust und dann mit einem Baseballschläger mehrfach auf den Kopf geschlagen haben. Dabei soll er Todesdrohungen ausgestoßen haben. Die Anklage geht davon aus, dass der junge Mann seinem Vater außerdem eine leere Bierflasche über den Kopf zog, die dabei zersplitterte.

Als der Vater blutend am Boden lag, soll ihn M. offenbar für tot gehalten und das Zimmer verlassen haben. Weil der 49-Jährige zum Zeitpunkt des Angriffs vermutlich schlief, nennt die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal Heimtücke.

Schläge auf den Kopf können tödlich sein, wie Rechtsmediziner immer wieder betonen. Glücklicherweise wurde der Vater bei dem Angriff nicht lebensgefährlich verletzt. Er hatte unter anderem Kopfplatzwunden, die genäht werden mussten. Außerdem brach er sich beim Versuch, die Schläge abzuwehren, zwei Finger.

Agressionen stauten sich an

M. ließ am Dienstag seinen Verteidiger Michael Zahareas eine Erklärung in seinem Namen verlesen. Ja, er habe seinen Vater angegriffen. Und ja, er habe ihm auch wehtun wollen. Aber nein, er habe den 49-Jährigen nicht umbringen wollen, so die Einlassung des 26-Jährigen.

Martin M. lässt seinen Verteidiger aber auch von jahrelangen Misshandlungen durch seinen Vater berichten. Als Kind sei er regelmäßig geschlagen worden, unter anderem mit einem Gürtel. Nach dem Umzug in ein Zweifamilienhaus, in dem die Familie mit den Großeltern lebte, hörten die Schläge zwar auf, das Verhältnis zum Vater sei aber weiterhin schlecht gewesen. Ständig habe der Vater mit seiner Mutter gestritten. Über viele Jahre hätten sich seine Aggressionen angestaut. „Ich flüchtete in den Alkohol und trank immer mehr“, lässt sich Martin M. zitieren.

Auch in der Silvesternacht habe er viel Alkohol getrunken. Als ihm seine Mutter von einem erneuten schweren Streit mit dem Vater berichtete, habe er sich entschlossen, seinen Baseballschläger zu holen und dem Vater eine Lektion zu erteilen, so die Erklärung von M. Die Schläge mit dem Baseballschläger gibt er zu, an einen Schlag mit der Flasche kann er sich jedoch nicht erinnern.

Zeugen bestätigten am Dienstag, dass Martin M. ein sehr problematisches Verhältnis zu seinem Vater hatte. Der jüngere Bruder berichtete, dass Martin M. im Suff sehr aggressiv sein konnte. Als er die Todesdrohungen und die Schläge am Neujahrsmorgen hörte, habe er sich nicht aus seinem Zimmer getraut. Er habe Polizei und die Großeltern verständigt.

Martin M. entschuldigte sich bei seinem Vater. Man hätte einfach miteinander sprechen müssen, das wisse er jetzt, sagte der 26-Jährige. Sein Vater hatte zuvor gesagt, er habe seinem Sohn die Tat verziehen. Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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