Multi-Media statt schnöder Lesung: Frank Schätzing in Nürnberg

13.10.2014, 20:21 Uhr
Frank Schätzing in der Meistersingerhalle: Langweilig inszenierter Monolog mit Showeffekten.

© Roland Fengler Frank Schätzing in der Meistersingerhalle: Langweilig inszenierter Monolog mit Showeffekten.

Think big! Dichterlesung war ges­tern, Multi-Media-Show ist heute. Frank Schätzing beherzigt den alten Metzger-Trick und fragt: Darf’s ein bisschen mehr sein? Mehr Aufwand, mehr Licht, mehr Lärm, mehr Tech­nik. So wie Mario Barth den Sprung von der Kleinkunstbühne in die Sport­arena geschafft hat, zieht Schätzing seine One-Man-Show nicht in Buch­handlungen, sondern in großen Hallen ab.

Um Literatur geht es dabei nur noch am Rande. Doch anders als bei seinem Science-Fiction-Thriller „Li­mit“, ist die Präsentation von „Brea­king News“ enttäuschend. Kann auch sein, dass sich das Großformat, das fürs breite Publikum gedacht ist, schneller erschöpft als Schätzing lieb ist. Die Meistersingerhalle war trotz des Werberummels jedenfalls nur zu einem guten Drittel gefüllt. Das Publi­kum wird mit einer Geräuschkulisse in Surround-Technik überwältigt, bevor der Schriftsteller-Selbstdarstel­ler die Bühne betritt und im Dunkeln aus einem leuchtenden E-Book vor­liest. Es lebe der Fortschritt!

Wer den Inhalt des knapp 1000 Sei­ten starken Buches „Breaking News“, das nächstes Jahr als Vorlage für eine TV-Serie dienen soll, nicht kennt, hat kaum eine Chance zu begreifen, dass es in dem Buch vor allem um den ewig aktuellen Nahost-Konflikt zwischen Juden und Arabern geht.

Dann erzählt Schätzing schnoddrig von seinen Recherche-Reisen, macht ein paar Witzchen und erklärt die his­torischen Hintergründe des Konflikts, bevor er eine lange Passage aus dem Action-Thriller liest, der wie die Nach­erzählung eines James-Bond-Films klingt. Zu sehen gibt es nichts außer Herrn Schätzing in Großaufnahme auf der kleinen Video-Leinwand. Zwi­schendurch singt die israelische Sän­gerin Ofri Brin ein paar Play­back- Songs, bevor es wieder knattert und knallt und rauscht. Ein Hörspiel im XXL-Format.

Knapp zwei Stunden lang (ohne Pause) dauert der langweilig inszenier­te Schätzing-Monolog. Am Ende sehnt man sich nach einer leisen, schön altmodischen Autorenlesung, bei der es noch um Inhalte und nicht um Showeffekte geht.

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