Musiker mit Samtstimme

8.4.2014, 19:22 Uhr
Musiker mit Samtstimme

© Rewitzer

Wer die Website von Ben Sands bei Google sucht, dem wird als erster Treffer sofort die richtige Adresse angezeigt — mit einem hübschen Zusatz: „We all need a hug!“ steht da, wir brauchen alle eine Umarmung.

„Das ist eine Zeile aus einem meiner Songs“, sagt der Musiker: „In Irland und Großbritannien ist das Lied ziemlich bekannt. Und zwar weil es in einem Fernseh-Werbespot für Seife verwendet wurde...“ Doch nicht nur das, auch der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, selbst ein passionierter „Umarmer“, ist ein Fan des Songs. Ben Sands spielte ihm die Komposition mit einem zusätzlichen, extra gedichteten Vers, auch schon live vor.

Damit ist schon viel gesagt über den Charakter des 64-jährigen Singer/Songwriters, der zweifelsohne ein Versöhner ist. Jemand, der möchte, dass sich die Menschen näher kommen. Und zwar im echten Leben, nicht nur virtuell auf Facebook: „Die sozialen Netzwerke sind toll und hilfreich, aber man darf sich nicht in ihnen verlieren.“

Wie wichtig Offenheit, Verständnis und Toleranz sind, hat er am eigenen Leib erfahren. Anfang 20 war er, als der Nordirlandkonflikt in den 70er Jahren seinen blutigen Höhepunkt erreichte. Angst und Gewalt gehörten zum Alltag. „Es ist verrückt, aber in gewisser Weise gewöhnt man sich daran, zum Beispiel vor dem einsteigen ins Auto immer erst zu kontrollieren, ob nicht eine Bombe darunter liegt.“

Geschichten am Kaminfeuer

Aufgewachsen ist Sands, das mittlere Kind von sieben Geschwistern, im County Down in ärmlichen Verhältnissen, anfangs ohne Elektrizität: „Aber für uns war das normal, alle anderen um uns herum hatten auch nicht mehr.“ Für Unterhaltung musste man selbst sorgen: Mit Musik und mit dem Erzählen von Geschichten am Kaminfeuer.

Eine Tradition, die den Musiker, der Gitarre, Mandoline, Banjo und viele Instrumente mehr spielt, bis heute beeinflusst. Gemeinsam mit seinen Geschwistern tritt er als The Sands Family auf, die schon oft in Nürnberg zu Gast war und besonders in Deutschland eine treue Fangemeinde hat.

Und weil die Sands auch einige politische Lieder im Programm haben, wurden sie fürs diesjährige Bardentreffen gebucht, das unter dem Motto „Krieg und Frieden“ steht: „Musik kann die Welt vielleicht nicht von heute auf morgen verändern. Aber sie kann Bewusstsein wecken. Und sie hat heilende Wirkung.“

Heute tritt Ben Sands im Weißen Ross in Immeldorf bei Ansbach auf, morgen beim Irischen Abend im Pfarrheim St. Rupert, Königshammerstraße 56, 19.30 Uhr; am 20. September ist er in der Klarakirche, Königstraße 64, zu Gast

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