N-Ergie errichtet silberfarbenen Koloss in Nürnberg

30.7.2013, 15:33 Uhr
Blick in die Zukunft: Der Westen der Stadt wird ab 2015 vom neuen Wärmespeicher mitgeprägt.

© N-Ergie Blick in die Zukunft: Der Westen der Stadt wird ab 2015 vom neuen Wärmespeicher mitgeprägt.

70 Meter hoch wird der Kessel, der 33 Millionen Liter Wasser fasst. Zum Vergleich: Dies entspricht ungefähr einem Drittel des durchschnittlichen täglichen Wasserverbrauchs in Nürnberg.

Mit dem Bauwerk betritt die N-Ergie technisches Neuland: „Das ist der erste Zwei-Zonen-Speicher in Mitteleuropa“, sagte Christian Höfurthner, Mitglied der Geschäftsführung der als Generalunternehmer beauftragten Bilfinger VAM Anlagentechnik GmbH.

Der Vorteil dieser Lösung: Es herrscht im Speicher selbst kein Druck, der gefährlich werden könnte. Zwar wird im mittleren Bereich des Behälters Wasser auf bis zu 113 Grad aufgeheizt, doch wie ein Stempel drückt von oben eine Schicht mit circa 60 Grad warmem Wasser auf den unteren Teil und verhindert somit ein Ausdampfen. „Das ist sehr sicher und sehr effizient“, so Höfurthner.

N-Ergie-Vorstandsvorsitzender Josef Hasler erwartet von dem neuen Speicher einen großen Vorteil. So kann künftig das direkt benachbarte Heizkraftwerk Sandreuth flexibler betrieben werden. An heißen Sommerwochenenden, wenn der Fernwärmebedarf sich auf einige industrielle Kunden beschränkt, kann das Kraftwerk ganz abgeschaltet werden.

Das spart der N-Ergie Kosten, was sich wiederum auf die Fernwärmepreise positiv auswirken kann. „Ich hoffe auf einen dämpfenden Effekt“, sagte Hasler beim Spatenstich für den Wärmespeicher. Allerdings betonte er, dass die Preisentwicklung im Wesentlichen von den Gas- und Strompreisen sowie der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) abhänge.

Nürnbergs Empire State Building

Ein weiterer Pluspunkt des neuen Speichers: Durch ihn kann die Strom- von der Wärmeerzeugung zeitlich entkoppelt werden. Wenn beispielsweise wegen einer Windflaute oder wegen starker Bewölkung über einen längeren Zeitraum mehr Strom benötigt wird, kann die dabei in Sandreuth produzierte Fernwärme gespeichert werden: „Das ist die Energiewende“, so Hasler. Bürgermeister Horst Förther (SPD) verglich den Wasserspeicher gar mit dem Empire State Building.

Weniger schmeichelhaft ging der Baukunstbeirat mit der Optik des Wasserpeichers ins Gericht: Das „Ungetüm“, so hieß es in einem früheren Bericht, störe den Blick auf Teile der Stadtsilhouette empfindlich.

Doch alle angeregten Veränderungen, etwa eine verringerte Höhe oder ein Versenken eines Teils des Speichers unter die Erde, haben sich als nicht praktikabel erwiesen. Wegen unwägbarer Risiken für die Grundwassertemperatur oder unverhältnismäßig steigender Kosten.

Künftig wird deshalb ein silberfarbener Koloss in die Luft ragen. Die Verkleidung wird mit sogenannten Lisenen versehen, so dass das Bauwerk durch die Vorsprünge an die alten Gaskessel erinnern wird.
 

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