Nach Kritik: Nürnberg nutzt leise Laubbläser - zumindest einige

9.11.2014, 10:18 Uhr
Das Thema Laubbläser wirbelt derzeit in Nürnberg viel Staub auf.

© Roland Fengler Das Thema Laubbläser wirbelt derzeit in Nürnberg viel Staub auf.

Neben Nürnberg setzen inzwischen auch die Städte München und Augsburg verstärkt akkubetriebene Elektro-Laubbläser ein, berichten Rathausvertreter in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Auf Laubsauger, bei denen mit dem Laub zugleich Humus und Kleinlebewesen abgetragen werden, verzichten die meisten Kommunen ohnehin.

Allein die Stadt Nürnberg hat in diesem Herbst bereits 20 Elektro-Laubbläser im Einsatz. „Die sind nicht lauter als ein Fön“, berichtet die Sprecherin des für die öffentlichen Parkanlagen zuständigen Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR), Ulrike Goecken-Haidl. Der städtische Betrieb habe auch auf Bürgerbeschwerden reagiert.

Dass trotzdem noch immer rund 150 knatternde Motorbläser in Nürnberg jeden Herbst zum Einsatz kommen, hat nach Angaben der SÖR-Sprecherin vor allem finanzielle Gründe: „Ein Bläser mit Benzinmotor kostet in der Anschaffung 800 Euro, ein Akku-Laubbläser dagegen 2700“.

Naturschützer gegen Laubbläser

Die Profi-Varianten der tragbaren Turboturbinen kommen schon seit vielen Jahren bei städtischen Reinigungstrupps zum Einsatz. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) rät aus Naturschutzgründen strikt davon ab.

Hier die vier wichtigsten Bedenken des Umweltverbandes:

- Bei Laubsaugern gerät in die Saugrohre nicht nur Laub, sondern auch lockerer Oberboden, Humusteile und Pflanzenreste. Das gleiche Schicksal drohe auch Käfern, Spinnen, Tausendfüßlern, Asseln, Amphibien und Säugetieren bis zur Größe von Igeln. In Laubsaugern werden sie mit dem Laub meist zerhäckselt. Dabei haben sie in Gärten eine wichtige ökologische Funktion für den Boden. Die Folge: Eine Verarmung des Bodenlebens.

- Sofern kleinere Säugetiere diesem Schicksal dennoch entkommen, entziehen Laubsauger und Laubbläsern ihre Nahrungsgrundlage – abgestorbenes Pflanzenmaterial, Insekten und Weichtiere. Außerdem finden Kleinsäuger wie Igel nach der Entsorgung des Laubs nur noch unzureichend Schutz gegen die Winterkälte. Besser sei es, Laub zu Haufen aufzuschichten.

- Der Lärm der meisten Geräte ist außerordentlich hoch. Nach Erkenntnissen des Umweltbundesamtes erreichen die Geräte zwischen 80 und 100 Dezibel. Sie sind damit so laut wie eine Kreissäge und Presslufthammer.

- Für problematisch hält der Bund Naturschutz den Einsatz von Laubbläsern auch auf Wegen und Straßen. Der starke Luftstrom wirbele mit dem Laub auch den auf den Straßen liegenden Feinstaub auf. Dieser enthalte mit dem Diesel-Ruß und dem Abrieb von Reifen und Bremsen krebserregende Substanzen, die in die Lungen gelangen könnten. Hersteller von Laubbläsern raten deshalb beim Einsatz von Laubbläsern dringend zu einem Mundschutz.

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