Neue Bereitschaftspraxis am Klinikum Nürnberg-Süd

29.8.2018, 21:26 Uhr
Neue Bereitschaftspraxis am Klinikum Nürnberg-Süd

© Michael Matejka

Ein unauffälliges weißes Gebäude nahe der Bushaltestelle des Südklinikums empfängt ab sofort Patienten, die noch vor dem nächsten Werktag einen Arzt brauchen, aber nicht gleich einen Klinikaufenthalt. Hier, im "Haus D", hat die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) Ende Juli eine neue Bereitschaftspraxis eröffnet. Sie ist in Nürnberg die dritte ihrer Art. Auch im Adcom-Center an der Bahnhofstraße und am Nordklinikum stehen solche Notdienst-Allgemeinärzte bereit, wenn übliche Praxen geschlossen sind.

Jeder Krankenversicherte kann während der 65 Wochenstunden ohne Anmeldung nach Langwasser kommen – 300 Menschen waren es im ersten Monat. Die Zusammenarbeit sei gut angelaufen, berichtet Oberarzt Steffen Popp, der die Notaufnahme des Südklinikums leitet. "Wir versprechen uns eine spürbare Entlastung, weil wir die unterschiedlich schwer Kranken so besser steuern können." So sollen auch weniger dringlich Erkrankte schneller Hilfe finden.

Nachts, wenn die Bereitschaftspraxis schließt, übernimmt dann wieder die Notaufnahme. Einen gemeinsamen Anmeldeschalter gibt es allerdings nicht; die Praxis und die Notaufnahme sind baulich getrennt. Die Mitarbeiter schicken Patienten bei Bedarf zur anderen Einheit. Die Anbindung des ärztlichen Notdiensts an das Krankenhaus ist das Ergebnis einer bundesweiten Neuorganisation der ambulanten Notfallversorgung. In Bayern soll die Reform bis Jahresende abgeschlossen sein. 

Notaufnahmen standen stark unter Druck

Der Vorstandschef des Klinikums, Prof. Achim Jockwig, begrüßt die Neuerung: "Unsere Leistungsfähigkeit wird gestärkt, weil wir von leichteren Fällen entlastet und Wartezeiten gesenkt werden." Wie in ganz Deutschland setzt ein ständig wachsender Zustrom auch die Notaufnahmen des Klinikums unter Druck. Es verzeichnet jährlich rund 100.000 Notfallpatienten, knapp zwei Drittel davon am Süd-Standort. Die Nachfrage steigt seit langem jedes Jahr um fünf Prozent. Die beiden bestehenden Nürnberger Bereitschaftspraxen behandeln jährlich 60.000 Menschen, Tendenz ebenso steigend.

Mediziner beklagen, dass ein beträchtlicher Teil der Nachfrage gar nicht auf echte Notfälle zurückgeht. Immer wieder suchen demnach leichter Erkrankte Hilfe in der Notaufnahme, die nicht auf einen Arzttermin warten mögen oder nicht wissen, dass es für nicht lebensbedrohliche Akutfälle den ärztlichen Bereitschaftdienst gibt. Dieser ist unter der kostenlosen einheitlichen Rufnummer 116 117 rund um die Uhr erreichbar. Sein Fahrdienst macht auch Hausbesuche und vermittelt beispielsweise zu diensthabenden Augen-, HNO- oder Kinderärzten. Handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Fall, ist der Rettungsdienst unter der 112 zu erreichen.

Öffnungszeiten der ärztlichen Bereitschaftspraxis am Klinikum Nürnberg-Süd, Breslauer Straße 201: Montag, Dienstag, Donnerstag 18 bis 23 Uhr, Mittwoch und Freitag 13 bis 23 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 8 bis 23 Uhr.