Neue Drehleiter der Feuerwehr hat den richtigen Knick

24.5.2018, 06:00 Uhr
Bis auf 32 Meter lässt sich die abknickbare Drehleiter der neuen Einsatzfahrzeuge ausfahren.

© ROLAND G HUBER Bis auf 32 Meter lässt sich die abknickbare Drehleiter der neuen Einsatzfahrzeuge ausfahren.

Hansjörg Wattenbach hat Schwierigkeiten, mit seinen kräftigen Fingern die filigranen Bauteile der handtellergroßen Modell-Drehleiter zusammenzubauen. Als dann die Elemente der Leiter ineinandergeschoben waren und er das Miniatur-Fahrzeug auf den Tisch stellt, kommt der wichtigste Moment. Er zeigt an dem Spielzeug, was die beiden neuen, echten Drehleitern der Nürnberger Berufsfeuerwehr jetzt auch können. Mit einem Finger drückt Wattenbach das vordere Stück mit dem Korb für die Einsatzkräfte nach unten, die Leiter macht einen Knick.

Das will der Chef der Abteilung Technik dann auch live am echten Sonderfahrzeug demonstrieren. Im Hof der Feuerwache 4 am Hafen steht eine der 300-PS-Maschinen, deren Gestell aus dem Hause Mercedes-Benz und der Aufbau von der Firma Magirus stammt.

Löscheinsätze über Hindernisse hinweg

Wattenbach drückt auf einen grünen Knopf, der unterhalb der Fahrerkabine sitzt. Die Leiter fährt nach vorne aus, das vordere, 3,50 Meter lange Teilstück beugt sich nach unten, der Korb setzt schließlich am Boden auf. Wattenbach steigt ein, schließt die Türe und bedient die Hebel am Steuerpult. Das Gelenk bewegt sich bis zum Anschlag, die Leiter ist wieder gestreckt. Dann steigt der Korb und klettert an der Fassade der Feuerwache nach oben bis zur Gebäudekante. Wattenbachs Kollegen unten werden immer kleiner. Der Blick auf die Tangente, den Hafen, an dem vier Personenschiffe vor Anker liegen, wird frei. In der Ferne ist jetzt auch der Fernmeldeturm zu sehen.

Dann setzt Wattenbach das Gelenk noch einmal in Bewegung, das Ende der Leiter knickt noch einmal nach unten - und der Korb schwebt über die Kante des Flachdachs. "So wie hier können wir mit der Gelenkdrehleiter bei einem Löscheinsatz über Gebäudeteile, einen Dachfirst oder Mauervorsprung gleiten, um besser an einen Brandherd zu gelangen. Wir können damit jetzt dahin, wo wir früher nicht hinkonnten", erklärt er.

Drehleiter kam bereits zum Einsatz

Was aber ist noch anders im Vergleich zu den älteren Modellen? Der Korb ist nicht mehr nur für drei, sondern für vier Personen ausgelegt. Er lässt sich außerdem abnehmen und das Fahrzeug selbst hat einen kleineren Wendekreis. Mittlerweile hat die Feuerwehr die Drehleitern an heiklen Stellen in der Stadt getestet: etwa am Burgberg, direkt vor dem Fünfeckturm - eine der größten Herausforderungen für Einsatzkräfte, falls es hier mal zu einem Ernstfall kommen sollte.

Ihre buchstäbliche Feuertaufe hat die Magirus DLK 23/12 schon hinter sich: bei einem Brand in der Nacht zum Samstag, 12. Mai, in der Heisterstraße. Das Feuer war in der Werkstatt des Autohauses Feser ausgebrochen, als die Einsatzkräfte eintrafen, schlugen die Flammen bereits aus dem Dach der Firma. Durch das Gelenk der Drehleiter kamen die Einsatzkräfte näher an den Brandherd heran. Nach etwa einer Stunde war das Feuer gelöscht. Wegen des dichten Qualms waren die Anwohner aufgefordert worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Es entstand ein geschätzter Sachschaden in Höhe von 700.000 Euro.

32 Meter Länge

Im Hof der Feuerwache 4 stehen zwei weitere Drehleitern. Doch diese beiden, je 15 Tonnen schweren Fahrzeuge sind abgewirtschaftet und bereits abgemeldet. Demnächst werden die 22 Jahre alten Fahrzeuge versteigert. Die Stadt rechnet mit 40.000 Euro, die dafür noch bezahlt werden. Versteigert werden die ausgemusterten Stücke über eine Plattform der Vebeg GmbH. Ursprünglich stand der Name für Verwertungsgesellschaft für Besatzungsgüter. Die Vebeg ist eine 1951 gegründete, bundeseigene Treuhandgesellschaft zur Verwertung von ausgemustertem Eigentum des Bundes und anderer öffentlicher Auftraggeber.

Insgesamt besitzt die Berufsfeuerwehr Nürnberg acht Drehleitern. Jeder der fünf Feuerwachen im Stadtgebiet hat eine, hinzu kommen noch drei Reserveleitern. Für die zwei ausrangierten kamen Ende April die beiden neuen Fahrzeuge, deren Leitern sich bis auf eine Länge von 32 Metern ausfahren lassen. Eine steht in der Wache 4 am Hafen, die andere in der Wache 3 am Jakobsplatz.

Gekostet haben die beiden Drehleitern zusammen rund 1,16 Millionen Euro. Die Stadt hat den Löwenanteil berappt. Der Freistaat hat sich über ein Förderprogramm an der Investition beteiligt. Wattenbach: "Der Stadtrat hat einmal beschlossen, dass Sonderfahrzeuge wie die Drehleitern nicht älter als 15 Jahre sein dürfen. Da liegen wir mit den alten Fahrzeugen schon lange drüber."

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