Neuer Lidl bis 22 Uhr geöffnet: Kritik von Verdi und Kirche

8.7.2015, 18:39 Uhr
Nicht nur Verdi kritisiert die verlängerten Öffnungszeiten des neuen Lidl, auch die Kirchen sind dagegen.

© Markus Eigler Nicht nur Verdi kritisiert die verlängerten Öffnungszeiten des neuen Lidl, auch die Kirchen sind dagegen.

Adrijana Soldo von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beklagt die "erhebliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.“ Wer bis 22 Uhr arbeitet, hat keine Chance, währenddessen sein Kind in Kindergarten oder -krippe betreuen zu lassen.

Tatsächlich hat Bayern eines der strengsten Ladenschlussgesetze. In Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen ist es ganz normal, dass Supermärkte auch um zehn Uhr noch geöffnet sind.

Nicht nur Verdi kritisiert verlängerte Öffnungszeiten, auch die Kirchen sind dagegen. "Alles hat seine Zeit, Ruhen hat seine Zeit und Arbeiten hat seine Zeit", sagt Norbert Feulner vom Evangelischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt in Anlehnung an das Buch Prediger im Alten Testament: "Arbeitszeit ist immer ein Stück Lebenszeit, warum ohne Not darauf verzichten."

Wettbewerbsbedingte Konkurrenzspirale

Feulner fürchtet den Dammbruch: "Da setzt sich eine wettbewerbsbedingte Konkurrenzspirale in Bewegung." Wenn der erste Supermarkt länger öffnet, wollen es die anderen auch.

Auch Ralph Korschinsky von der katholischen Arbeitnehmerbewegung in Bamberg kritisiert die Öffnungszeiten der neuen Lidl-Filiale: "Durch eine Platzierung der Filiale im Bahnhof werden die Ausführungsbestimmungen des Ladenschlussrechts unterlaufen."

Denn für Bahnhöfe bestehen Ausnahmen. Reisebedarf darf auch nach 20 Uhr verkauft werden. Das Angebot eines Lebensmitteldiscounters sei jedoch breiter, sagt Korschinksy. Eine Lidl-Sprecherin betont: „Bei der Gestaltung unserer Öffnungszeiten handeln wir stets im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen.”

Klage nicht ausgeschlossen

Andere Einzelhändler sind beim Thema Ladenschluss zwiegespalten. Jürgen Schlag vom Einzelhandelsverband Erlebnis Nürnberg e. V. sieht im Supermarkt am Hauptbahnhof eine Wettbewerbsverzerrung: "Es gibt viele Betriebe, die gerne länger öffnen möchten.

Es gibt aber auch Betriebe, die die Ausweitung der Öffnungszeiten ablehnen, oder auch gar nicht leisten könnten.“ Lieber wären ihm aktionsbedingte Verlängerungen der Ladenöffnungszeiten.

Wie es mit dem neuen Lidl am Hauptbahnhof weitergeht? Der wird am 13. Juli eröffnen. Adrijana Soldo von Verdi sagt: "Wir werden uns da Gedanken machen, ob wir dagegen vorgehen." Auch eine Klage schließt sie nicht aus.

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