Neues Kommissariat sagt Trickbetrügern den Kampf an

11.12.2016, 06:00 Uhr
Perfide Masche: Mit dem sogenannten Enkeltrick ergaunern sich Betrüger oft mehrere Zehntausend Euro.

© dpa, Symbolbild Perfide Masche: Mit dem sogenannten Enkeltrick ergaunern sich Betrüger oft mehrere Zehntausend Euro.

Alle zuständigen Kräfte hat die Kripo Nürnberg in einem neuen Kommissariat zusammengefasst.

Es sind Vornamen wie Hedwig, Charlotte, Gustav oder Wilhelm nach denen sie die Telefonbücher und das Netz durchsuchen. Namen, die vor allem in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland besonders beliebt waren. Für die Täter ist damit klar: Wer so einen Namen trägt, ist wahrscheinlich ein älterer Bürger. Und sie vermuten, bei Senioren eher an ihr Ziel zu kommen.

"Hallo Oma, ich bin gerade in einer finanziellen Notlage und brauche dringend Geld. Ich kann hier nicht weg, ein Freund von mir würde das Geld bei dir abholen." Hat ein Opfer angebissen, klingelt das Handy beim Komplizen, der sich in der Stadt der angerufenen Senioren aufhält. 
Der Auftraggeber übermittelt seinem Komplizen, dem sogenannten Abholer, alle Daten die er braucht: den Namen des Opfers, die Adresse, wann und wo er das Geld abholen kann. Und: die Geschichte, mit der das Opfer am Telefon gerade eben gefügig gemacht wurde.

Anrufe kommen oft aus dem Ausland

So, oder so ähnlich, funktioniert die dreiste Masche. Nach Erkenntnissen der Kriminalpolizei Nürnberg kommt ein Großteil der Anrufe aus Polen. Die eingeschüchterten Opfer gehen, wie ihnen gesagt wurde, zur Bank, heben nicht selten ihre kompletten Ersparnisse ab und überreichen sie dem Abholer vor Ort. Das Geld sehen sie jedoch nie mehr wieder. "Das können 30.000 bis 50.000 Euro Schaden pro Fall sein", sagt Ernst Friedrich, Leiter des neuen Kommissariats 27 (K 27), das mit 15 Beamten in diesem Bereich ermittelt.

Doch das neue Kommissariat 27 befasst sich auch mit dem Massendelikt Taschendiebstahl. Auch hier steigen die Zahlen: Allein in Nürnberg registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 1500 Fälle. "Dieses hohe Niveau hält sich auch 2016", sagt Thomas Hörath, Leiter des Dezernats 2, zu dem das neue K 27 gehört.

Die Täter nutzen das Gedrängel in Kaufhäusern, auf Rolltreppen, in U-Bahn-Stationen und natürlich auch auf dem Christkindlesmarkt, um unbemerkt Beute zu machen. Sie gehen "hochprofessionell" vor. Doch die Täter sind eher die kleinen Fische. Die großen, die den Taschendiebstahl organisieren und die Beute einsammeln, sitzen im Ausland, erklärt Ernst Friedrich."Leider gibt es noch keine zentrale Datenbank der europäischen Länder", sagt er. Doch treffen sich Kripo-Beamte einmal jährlich, um sich auszutauschen.

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