Neues von den Shiny Gnomes aus Nürnberg

26.12.2017, 18:00 Uhr
Neues von den Shiny Gnomes aus Nürnberg

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Capitola? So heißt die Kleinstadt an der kalifornischen Küste, die eine interessante indianische Vergangenheit, viele bunte Häuser, einen attraktiven Strand und den Ruf eines Surferparadieses hat. "Und einen Bezug zum Surf-Punk der 60er Jahre", wie Rainer "Gazi" Mertens trocken erklärt, warum die Shiny Gnomes sich ausgerechnet auf die Suche nach Capitola gemacht haben.

Sportliche Surfbrett-Ambitionen würden sie jedoch nicht hegen, höchstens die Töchter, betont der Keyboarder, der im Brotberuf Ausstellungen im DB-Museum konzipiert. Die Musik hat ihn ebenso wenig losgelassen wie den zweiten verbliebenen Shiny-Gnomes-Gründer Stefan "Limo" Lienemann — den Komponisten, Sänger und Gitarristen dieser Band, die seit 1985 trotz manch kleiner oder größerer Kunstpause besteht.

Zwei Jahre nach dem zehnten Album "Garage X" ist jetzt die Nummer elf erschienen, die im April 2017 in vier Tagen im Nürnberger Lonestar Studio eingespielt wurde. Und das mit einer enormen Spielfreude, wie die zehn Songs beweisen, die stilistisch eine große Bandbreite besitzen. Von Beginn an wird ein Gefühl von Neustart verbreitet. Als ob es die "Glänzenden Zwerge" noch mal richtig wissen wollten. Sicher kein Zufall, dass der erste Song "I feel like starting again" heißt, der mysteriös beginnt und sich, mit zirpenden Synthiesounds angereichert, in die Gehörgänge schmeichelt.

Fröhlich-hemdsärmelig geht es bei "Let it go" mit gehörig Pop-Appeal weiter — samt dem Bekenntnis, nicht mehr zurückzuschauen. Danach folgt mit "For Us" ein Stück mit großem Spannungsbogen. Hier surfen eine schneidende Gitarre und fein gesetzte Keyboardtupfer auf einem kompakten Rhythmusteppich, für den Schlagzeugerin Dorit Lacusteanu, die seit elf Jahre dabei ist, und der 2015 eingestiegene Bassist Andreas Rösel federführend zuständig sind.

Zwischen einer leicht ausufernden Folknummer und einer Schlafwagenballade entführt "Happy Again" zu einem knackig-dreckigen Stilslalom voller Wendungen und klarer Refrain-Botschaft. Eine reife Komposition ist besonders der sphärisch aufgeladene Song "Capital of Sky", der sich von einer raffinierten Steigerung zur nächsten hangelt.

Erstaunlich funky kommt das Soundkostüm bei "World of their own" daher, wo Hall, Breaks und Synthiewolken pfiffig ineinanderfließen, während "Zoom Zoom" flirrend zum Durchschnaufen animiert. Zum Finale geht es rein instrumental nach "Capitola". Ein zackiger Surf-Punk-Ritt mit Sixty-Krimiklangkulisse. Er hat das Zeug zum Rausschmeißer mit Pogotanz-Appeal. Könnte live zum Abheben anregen — Richtung Capitola.

 

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