Nicht einfach nur massenkompatibel: Elaiza im Opernhaus

22.11.2014, 20:36 Uhr
Das Frauentrio "Elaiza" begeisterte am Freitagabend im Nürnberger Opernhaus.

© Hans von Draminski Das Frauentrio "Elaiza" begeisterte am Freitagabend im Nürnberger Opernhaus.

Das Opernhaus verwandelt sich in eine Russendisko, einen Reggae-Schuppen, einen Pop-Tempel. Und das alles an einem Konzertabend. Schuld haben drei charmante Mädels aus Berlin, die deutlich mehr können als auf Schlagerwettbewerben zu trällern: „Elaiza“. Manchmal könnte man meinen, es gehöre zum Erfolgsrezept, bei jenen Veranstaltungen nicht zu gewinnen.

Denn von den Siegern jener Casting- und Hitshows hört man oft sehr schnell nur noch sehr wenig, während Künstler, die irgendwo unter „ferner liefen“ rangierten, später Karriere machen. Die Österreicherin Christina Stürmer zählt in diese Kategorie, auch die Schweizerin Stefanie Heinzmann musste zunächst andere an sich vorbeiziehen lassen. Und es könnte durchaus sein, dass die Sängerin Elzbieta „Ela“ Steinmetz, die Akkordeonistin Yvonne Grünwald und die Bassistin Natalie Plöger, die beim Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen nur 18. wurden, auch dann noch zu den angesagten Gruppen gehören, wenn von „Jesusbarbie“ Conchita Wurst längst niemand mehr spricht.

Zeigen die drei Musikerinnen doch im Opernhaus, dass sie mehr können, als osteuropäisch gefärbte Popliedchen zum Besten zu geben. Freilich ist die Song-Contest-Nummer „Is It Right“ ein veritabler Ohrwurm, den das bunt gemischte Publikum Wort für Wort mitsingt. Aber „Elaiza“ ist mehr.

Und im Zentrum steht eine Ausnahmesängerin, die große Diva ist und Berliner Punkgöre, die sich im Jazzrock genauso auskennt, wie im Operngesang und in der Lage ist, alle diese Einflüsse ohne Brüche, ohne Peinlichkeiten zu verschmelzen. So wunderbar exaltiert tobte im Pop lange keine Sängerin über die Bühne; so viel echtes Gefühl und spürbare Leidenschaft werden auch eher selten serviert in einer Szene, in der bereits alles massenkompatibel seifenglatt formatiert schien.

Dass Elzbieta „Ela“ Steinmetz' Wurzeln in Polen und der Ukraine liegen, sorgt bei der trittsicheren Gratwanderung zwischen Folk, Pop und Jazz für jenen einschmeichelnden Beiklang vertrauter Fremdheit, für jenen Hauch Exotik, der aus simplen Volksmusik-Paraphrasen knackige Stücke macht, die im Kopf bleiben.

Den Rest erledigt das Kopfkino – und Rhythmen, die unmittelbar ins Tanzbein fahren. Nach gut zwei Konzertstunden geht man mit einer Autogrammkarte in der Tasche, einer echten LP unter dem Arm und einem ganz breiten Dauergrinsen im Gesicht nach Hause.

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