Nicht sehr modern: Nürnbergs großes Image-Problem

18.10.2017, 05:56 Uhr
Nürnberg ist sympathisch und viel mehr als Burg und Lebkuchen.

© dpa Nürnberg ist sympathisch und viel mehr als Burg und Lebkuchen.

Bei der großen Haushaltserhebung im Jahr 2003 befand eine große Mehrheit der Nürnbergerinnen und Nürnberger die Stadt für interessant (88 Prozent). Fast 90 Prozent antworteten auf die Frage, ob sie gern in ihrer Stadt lebten, mit Ja. Für auf Nürnberg nicht zutreffend hielten dagegen die meisten Befragten die Eigenschaften "zukunftsorientiert" (Zustimmung: 46 Prozent) und "wirtschaftskräftig" (34 Prozent).

So ähnlich sieht das auch aus, wenn man von außen auf Nürnberg blickt. Das Presseamt hat die Ergebnisse mehrerer Image-Studien, die Nürnberg beleuchten, für einen Bericht im Stadtrat zusammengefasst. Das Fazit? Die Halbmillionen-Stadt wird als sympathisch und überwiegend positiv wahrgenommen; als Ort mit hoher Lebensqualität. "Ein offenkundiges Defizit ist jedoch darin zu sehen, dass der Stadt keine hohe Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit zugesprochen werden", heißt es weiter. Was fehlt, sei eine Wahrnehmung aller Seiten Nürnbergs, "auch seiner Modernität, seiner Innovations- und Wirtschaftskraft", so lautet das Resümee.

Image lässt sich nicht mal eben ändern

Verschiedene Ämter oder Organisationen vom Presseamt bis zur Congress- und Tourismuszentrale arbeiten daran, genau das zu ändern. Aber es ist ein langwieriger Prozess. "Image kann man nicht kurzfristig verändern", sagt Siegfried Zelnhefer, Leiter des Presseamts. Und wirklich viele Menschen könne man nur mit großen Ereignissen erreichen.

Das Eisbär-Baby "Flocke" war aus Image-Gründen ein Glücksfall für die Stadt. Genauso die Fußball-WM, die Bilder von einem fröhlichen, gastfreundlichen Nürnberg in alle Welt getragen hat. Vor diesem Hintergrund wäre eine Teilnahme Nürnbergs bei der Fußball-EM wieder eine "hervorragende Möglichkeit zu Imageverbesserung" gewesen, heißt es im Bericht. Aber daraus wird bekanntermaßen nichts.

Als "einmalige Chance, das Image Nürnbergs zu verbessern", sieht die Stadt die Bewerbung zur Kulturhauptstadt. Nürnberg erziele allein mit der Teilnahme am Wettbewerb eine Aufmerksamkeit, die der Stadt sonst nicht zuteil würde. Und ganz nebenbei könnten die Nürnberger etwas mehr Stolz auf ihre Stadt entwickeln, so die Hoffnung der Marketingleute. Dass die Aufmerksamkeit mit dem Titel "Kulturhauptstadt" schlagartig zunimmt, zeigt das Beispiel Essen. Beim Google-Ranking der Städte mit den meisten Treffern stand Essen Mitte August auf Platz drei – nach Berlin und Hamburg.

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