Nordanbindung: Giftproblem birgt Zündstoff

25.7.2013, 15:29 Uhr
Nordanbindung: Giftproblem birgt Zündstoff

© Hippel

Der Abstimmung vorausgegangen waren zwei Stunden wahlkampfgeprägter Debatte. Aufschlussreicher als die langwierige Diskussion war der Bericht der Verwaltung zur Verseuchung des Bodens am Flughafen mit Perfluorierten Tensiden (PFT). Ihr Fazit: Das Problem wird so schnell nicht in den Griff zu bekommen sein.

Die Flughafenfeuerwehr hat bis vor wenigen Jahren bei Übungen mit einem Löschschaum gearbeitet, der PFT enthielt. Auch wenn der heute nicht mehr verwendet werden darf, der schädliche Stoff hat seine Spuren hinterlassen. Er ist in Böden und Grundwasser eingedrungen und verbreitete sich weiter. Das tut er heute noch. Um weitere Umweltschäden zu vermeiden, werden derzeit Verfahren getestet, um das Problem in den Griff zu bekommen (siehe Stichwort). Bei Laborversuchen waren schon erste Erfolge zu erkennen, doch alles spielt sich dort im überschaubaren Rahmen ab. Angesicht der Masse an Material, das aber am Flughafen anfällt, ist Umweltreferent Peter Pluschke nicht sehr zuversichtlich, dass sich in den nächsten Jahren ein gangbarer Weg finden wird. „Wir reden hier von einer gigantischen Dimension, sowohl was die Technik als auch die Finanzen angeht.“

Die CSU wünscht sich trotz allem ein klares Bekenntnis zum Bau der Nordanbindung. Fraktionschef Sebastian Brehm spricht es aus und verlangt auch von der SPD eine klare Aussage, ein Ja oder Nein. Das bekommt er von Christian Vogel, dem Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten nicht. Vogel findet nämlich, dass im Augenblick gar keine Entscheidung getroffen werden müsse. Einmal, weil wegen des PFT-Problems ohnehin nicht gebaut werden dürfe. Und weil das aktuelle Verkehrsgutachten, das jetzt vorliegt, keine neuen Zahlen vermeldet. Das Kfz-Aufkommen hat sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert, es stagniert. Auf der Flughafenstraße fuhren im Juli 2000 innerhalb von 16 Stunden 14379 Fahrzeuge, im Juli 2012 waren es 12035. Er zweifle daran, sagt Vogel, ob eine verkehrliche Erschließung wie geplant überhaupt erforderlich sei.

Verheerendes Signal

Enttäuschend, sagt Brehm, finde er diese Einstellung. „Seit drei Jahren wissen Sie nicht, was Sie wollen.“ Und er lobt die Grünen, die zwar anderer Meinung sind als die CSU, aber zumindest eine klare Haltung haben. „Dass Sie sich vor einer Entscheidung drücken“, wirft er Vogel vor, sei ein verheerendes Signal. Hartmut Beck (Freie Wähler) kann wiederum die Position der CSU nicht verstehen. „Eine Tunnellösung wie sie für die Nordanbindung geplant ist, ist doch auf Grund der PFT-Belastung auf Jahre hinweg blockiert.“ Jeder, der Realist sei, müsse sehen, dass die Trasse gestorben ist. „Ich wundere mich, was da bei der CSU los ist.“ Der SPD wirft er gleichzeitig vor, den Kopf einzuziehen. „Wir müssen etwas tun“, so Beck. „Wir brauchen eine Alternative in irgendeiner Form.“ Allerdings, so Oberbürgermeister Ulrich Maly, seien bereits alle möglichen Varianten schon geprüft worden.

Wirtschaftsreferent Michael Fraas, wie sein Parteikollege Brehm, dezidierter Nordanbindungsbefürworter, vermisst bei der SPD eine „metropolitane Weite im Denken“. Und Christine Seer ist auch keine Freundin des Aussitzens. „Am Ende entscheidet noch der Bund über unsere Köpfe hinweg, dass die Trasse gebaut wird.

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