Novum in Ziegelstein: Kinder-Kapelle im Kita-Gebäude

21.11.2017, 15:24 Uhr
Kleine Menschen, große Augen: Die Kinder des Kindergartens freuen sich über den neuen Raum.

© Foto: Jo Seuß Kleine Menschen, große Augen: Die Kinder des Kindergartens freuen sich über den neuen Raum.

Der goldene Rahmen am Rand des Eingangs spricht Bände. Wie ein Signal gebietet er so etwas wie Ehrfurcht vor der Kapelle Alfons Maria, wie oben links und in Verbeugung vor der einstigen leitenden Ordensschwester an der weißen Wand steht. Derweil verkünden auf der rechten Seite mittig die Worte aus dem Matthäus-Evangelium eine klare Botschaft, die an dieser Stelle bewusst angebracht sind: "Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich."

Wer anschließend die Kinder-Kapelle von St. Georg betritt, wird schnell von einem erhebenden Gefühl gepackt, was viel mit der riesigen, runden Deckenleuchte zu tun hat. Sie ist zwar sanft nach unten gebogen, doch wegen der subtilen Lichtspiele erinnert sie an eine extraordinäre Kuppel. Und das verleiht dem Innenraum etwas Großes, fast Majestätisches.

"Der Raum muss luftig und flexibel sein", sagt Architekt Günter Dechant über das Grundkonzept. Folglich gibt es auf dem grau gesprenkelten Bodenbelag erst mal nichts, über das man stolpert. Bei Bedarf können bis zu 25 elegante Hocker aufgestellt werden, die stapelbar sind. Für die Kindergarten- und Hortkinder gibt es bunte, runde Kunststoffscheiben zum Draufsitzen. Und die werden täglich genutzt, wie Kita-Leiterin Corina Müller sagt.

"Jedes Kind hat eine Farbe", erzählt sie. Manchmal kommen Tücher zum Einsatz, auch Klötze und eine bunte Laterne können eine tragende Rolle spielen. Ganz wichtig sind zudem Rituale, die laut Müller zweierlei bewirken: Über sie werden Werte vermittelt, die Halt geben; zudem kommen die Kinder zur Ruhe. Die pädagogische Vorgabe für die Kapelle ist eindeutig: "Es geht spielerisch zu, aber es ist kein Spielzimmer."

Ort der Stille geblieben

So ist die Kapelle, die immer ein Ort der Stille war, ein solcher geblieben. "Das ist in den Mauern drin", findet Pfarrer Matthias Untraut, der 2005 zu der katholischen Gemeinde in Ziegelstein kam, als Teil eins der Umgestaltung nach Dechants Planungen schon vier Jahre realisiert war: der subtil und auch nach Feng-Shui-Gesetzen erfolgte Kindergarten-Totalumbau. 2008 begann Teil zwei mit dem Pfarrzentrum, danach folgten Neubauten in den Dependancen in Heroldsberg und Buchenbühl; 2016 überzeugte der Architekt die Pfarrei von seiner wegweisenden Kapellenumgestaltung.

Alles wirkt filigran komponiert. Ganz besonders, wie die vorhandenen Kunstwerke — die Christus-Skulptur an der Stirnseite und die Maria-Figur an der Fensterfront — platziert wurden, die vom "Kreis"-Künstler Luis Rauschhuber stammen. Umgeben von einem feinen Fadenvorhang, den Dechant inzwischen akzeptiert hat. Ein paar Kompromisse musste er aus Kostengründen eingehen, doch man spürt bei einer Führung seinen Stolz auf das Gesamtkunstwerk, das durch vielerlei Beleuchtungsmöglichkeiten immer wieder neu fasziniert. Erst recht, wenn dem Jesus-Torso mit der Krone plötzlich Flügel wachsen.

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