Nur Nische: Warum es in Nürnberg so wenige Öko-Taxis gibt

8.10.2018, 05:46 Uhr
Nur Nische: Warum es in Nürnberg so wenige Öko-Taxis gibt

© Rene Ruprecht/dpa

Einen Beitrag zur besseren Luftqualität leisten und zugleich die eigene Kasse entlasten — für Taxifahrer Bejand Entezari waren das die Hauptgründe, um auf ein Hybridmodell umzusteigen. "Von einem Kollegen habe ich erfahren, dass man im Monat bis zu 300 Euro an Spritkosten sparen kann", berichtet der Vater von zwei Kindern. Und so kaufte sich der selbstständige Taxifahrer mit dem Toyota Prius Plus - Neupreis um die 30.000 Euro - ein Hybridauto, das einen Benzin- mit einem Elektroantrieb vereinigt. Der 48-Jährige, der 1994 aus Afghanistan nach Deutschland gekommen ist, hat die Entscheidung nicht bereut, auch wenn es etwas mehr Aufwand bedeutet: Pro Schicht fährt er 150 Kilometer, dann muss der Akku an einer Steckdose aufgeladen werden.

Kürzlich hat Bejand Entezari für seinen Neuwagen vom ADAC die Zertifizierung Eco-Taxi erhalten. Seit 2011 vergibt der ADAC Nordbayern mit der Nürnberger Taxi-Zentrale dieses Siegel an Taxis, die deutlich emissionsärmer unterwegs sind als herkömmliche Autos. Verkehrsexperte Wolfgang Lieberth vom ADAC Nordbayern erklärt: "Ein zertifiziertes Taxi stößt im Schnitt pro Jahr neun Tonnen weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbarer Wagen mit Dieselantrieb." Doch wie der Automobilclub mitteilt, "wagen sich Nürnbergs Taxler sehr bedächtig an die umweltschonende Entwicklung des Taxibetriebs".

"Man generiert stärkere Nachfrage und mehr Attraktivität"

Andere Städte seien da schon weiter, so Lieberth. So gibt es in München 3400 Taxis, davon 300 mit Eco-Zertifizierung. Doch man könne die Taxler nicht zum Umsteigen zwingen, sagt Lieberth. Ein wichtiger Punkt spreche - neben dem Thema Umweltschutz - für die Eco-Zertifizierung: So setzen in Nürnberg Kunden wie das Klinikum, die Stadtverwaltung, die Sparkasse oder das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG AG bei der Taxi-Bestellung auf die umweltschonenden Autos.

Für Wolfgang Ziegler, Vorstand der Taxi-Zentrale Nürnberg, ist das ein großer Vorteil für Fahrer, die aufs Eco-Taxi setzen: "Man generiert eine stärkere Nachfrage und dadurch mehr Attraktivität." Theoretisch könnte auch jeder Privatkunde ein Eco-Taxi ordern. Doch angesichts der geringen Anzahl der umweltschonenden Autos würde es "zu Frust"beim Privatkunden führen, wenn statt des bestellten umweltschonenden Autos eben ein herkömmliches Fahrzeug auftaucht.

Die Taxi-Zentrale ist die Genossenschaft der Nürnberger Taxiunternehmer mit 300 Unternehmern - diese hätten nach Angaben von Ziegler grundsätzlich Interesse an umweltschonenden Autos. Allerdings seien die Rahmenbedingungen nicht besonders reizvoll. "Die deutsche Automobilindustrie ist derzeit nicht in der Lage, geeignete Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.“ So produziere etwa Mercedes, die klassische Taxler-Marke, seit einiger Zeit keine geeigneten Erdgas-Fahrzeuge. "Da klafft eine große Lücke."

3 Kommentare