Nürnberg macht ernst: Vor 14 Horten gilt jetzt Tempo 30

21.8.2018, 05:43 Uhr
Vor dem Kinderhort in der Laufamholzstraße steht bereits ein Tempo-30-Schild. Die Straße ist eine Haupt-Pendlerstrecke in Nürnberg.

© Michael Matejka Vor dem Kinderhort in der Laufamholzstraße steht bereits ein Tempo-30-Schild. Die Straße ist eine Haupt-Pendlerstrecke in Nürnberg.

Seit dem Schuljahr 2011/2012 zwingt die Stadt Autofahrer, auf die Bremse zu treten. So hatte der Verkehrsausschuss des Stadtrats damals beschlossen, an über 30 Schulen, die an Tempo-50–Strecken liegen, Tempo 30 einzuführen — mit dieser Entscheidung nahm Nürnberg in Sachen Verkehrssicherheit eine bundesweite Vorreiterrolle ein. Die SPD setzte sich in einem weiteren Antrag dafür ein, auch an Kindertagesstätten Tempo 30 einzuführen.

Weil die Stadt bei diesem Thema mit rechtlichen Hürden zu kämpfen hatte, zog sich die Sache jedoch hin. Die Novellierung der Straßenverkehrsordnung durch den Bund Ende 2016 brachte den entscheidenden Schritt: Seitdem darf auch auf Bundes-, Staats- und anderen Hauptverkehrsstraßen ein Tempolimit gelten, wenn Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Kliniken und Seniorenheime in der Nähe sind.

Das städtische Verkehrsplanungsamt wurde daraufhin wieder aktiv. Allerdings berichtet Behördenleiter Frank Jülich, dass ein Tempolimit im Umfeld von Kinderkrippen und Kindergärten eigentlich nicht notwendig ist: "Kinder, die eine Krippe oder einen Kindergarten besuchen, werden in der Regel gebracht und abgeholt." Gefährliche Situationen im Straßenverkehr ergeben sich für diese kleinen Mädchen und Jungen, die in Begleitung Erwachsener unterwegs sind, normalerweise nicht.

Gefahr auf dem Weg zum Hort

Doch Jülich ergänzt: "Beim Hort ist das anders. Hier gehen die Kinder nach der Schule zur Betreuungseinrichtung und eventuell von dort direkt heim. Die Schüler und Schülerinnen sind also alleine im Straßenverkehr unterwegs."

Deshalb nahm die Verwaltung die Kinderhorte und auch die Einrichtungsart "Haus für Kinder" mit Hortbetrieb unter die Lupe: Viele dieser Einrichtungen befinden sich im Umfeld der Schulen und damit in einer Tempo-30-Zone. Doch bei einigen dieser Häuser ist das nicht der Fall — das Verkehrsplanungsamt hat deshalb knapp 20 Horte genauer angeschaut. Die Experten hatten dabei nicht nur den Verkehr, sondern auch problematische Stellen oder Gefahrenquellen im Umfeld der Horte im Blick. Für insgesamt 14 der Häuser wurde nun Tempo 30 angeordnet.  "Das ist eine Sicherheitsmaßnahme von uns als Straßenverkehrsbehörde — und ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit der Kinder", so Frank Jülich.

Eine Anordnung an den städtischen Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör), Tempo-30-Schilder im Umfeld der 14 Horte aufzustellen, ist bereits ergangen. Vor etwa der Hälfte der 14 Horte habe man bereits die Schilder installiert, wie Sör-Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl berichtet. Man wolle möglichst bis zum Ende der Sommerferien fertig sein, so die Sprecherin: "Wir arbeiten, so schnell wir können."

Tempolimit gilt auch in den Ferien

Frank Jülich vom Verkehrsplanungsamt ist mit einer weiteren Behörde im Gespräch: So ist der Zweckverband Kommunale Verkehrsüberwachung im Großraum Nürnberg natürlich informiert über die neue Geschwindigkeitsbeschränkung. Geschäftsleiter Markus Hübner erklärt auf Anfrage der Redaktion, dass man hier verstärkt das Verhalten der Autofahrer beobachten werde. Zu beachten sei: Das Tempolimit gilt natürlich auch in den Ferien.

Raser, die erwischt werden, müssen eine Strafe zahlen — und bei schlimmeren Verstößen mitunter auch mit Punkten in Flensburg oder gar einem Fahrverbot rechnen. Hübner betont: "Das hat überhaupt nichts mit Abzocke zu tun!"

Alle Jahre wieder haben die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung zum Start des neuen Schuljahres Anfang September die Schulen im Stadtgebiet — und jetzt auch die 14 Kinderhorte — im Blick: "Wir werden vor Ort präsent sein." Es ist eigentlich kein Geheimnis, dass hier kontrolliert wird — und dennoch werden regelmäßig Verkehrssünder und Raser vor den Schulen erwischt. "Man kann es sich nicht erklären", seufzt Markus Hübner. Doch nur so könne man es manchen Zeitgenossen klarmachen, dass das Tempolimit vor Schule und Hort einzuhalten ist — indem man regelmäßig kontrolliert.

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