Nürnberg rüstet sich für den Ebola-Notfall

20.8.2014, 05:58 Uhr
Nürnberg rüstet sich für den Ebola-Notfall

© rtr

Absperrbänder halten Neugierige von dem Jobcenter in Berlin-Pankow zurück, an die Menschen wurde Mundschutz verteilt, sie dürfen das Gebäude nicht verlassen. In einem Notarztwagen, isoliert, liegt die Frau mit hohem Fieber und Kreislaufproblemen – weil sie aus Afrika kommt und dort Kontakt zu Ebola-Patienten hatte, haben Mitarbeiter des Jobcenters die Notärzte gerufen. Denn die Furcht vor Ebola ist groß und die Wachsamkeit auch in Europa gestiegen.

Vorbereitungen laufen bereits an

Eine solche Szene ist in Nürnberg ebenfalls denkbar, denn auch hier gibt es einen Notfallplan mit genauen Vorgaben zur Vorgehensweise. „Vorbereitungen gibt es schon länger“, bestätigt Katja Günther, beim Gesundheitsamt die Koordinatorin für besondere Gefahrenlagen. So saßen die Stadt, das Klinikum sowie der Flughafen an einem runden Tisch zusammen, um das Krisenmanagement zu besprechen – auch wenn Experten es bisher für unwahrscheinlich hielten, dass mit dem Ebolavirus infizierte Personen aus Westafrika, wo die Seuche grassiert, nach Deutschland gelangen.

So kann der Airport Nürnberg Flugzeugen, in denen möglicherweise betroffene Passagiere sitzen, die Landung verweigern. Diese müssen dann nach Frankfurt oder München ausweichen, da diese Flughäfen auf das Eintreffen von Seuchenverdachtsfällen vorbereitet sind. Zeigen sich die Krankheitssymptome erst nach der Landung, wird der Patient in das Klinikum Schwabing nach München gebracht. Und zwar in einem Spezialtransport: auf abgesperrten Autobahnen in einem Fahrzeugkonvoi mit Polizeibegleitung. Die Missionsärztliche Klinik in Würzburg hat zwar ebenfalls eine von bundesweit zehn ständigen Sonderisolierstationen, wird aber derzeit umgebaut.

In Schwabing nimmt die Station 10d hochansteckende Patienten auf. Zwei Betten gibt es in diesem hermetisch abgesperrten Krankenzimmer, das nur durch eine Druckschleuse zu betreten ist. Bei Bedarf kann der Raum mit Liegemöglichkeiten vollgestellt werden. Ärzte und Pflegepersonal stecken in Überdruck-Schutzanzügen mit akkubetriebenem Atemgerät. Ob auf dieser Station experimentelle, noch nicht zugelassene Medikamente gegen Ebola verabreicht werden, mag Raphael Diecke, der Sprecher des Klinikums, nicht beantworten: „Diese Frage stellen wir uns erst, wenn es hier einen Verdachtsfall gibt.“

Isolierstation mit Druckschleuse

Unterdessen laufen am Klinikum Nürnberg die Vorbereitungen zum Aufbau einer Isolierstation. Zwar existieren Isolierzimmer, erklärt Klinikums-Sprecher Peter Petrich, doch die seien eher vergleichbar mit Quarantäne-Zimmern und daher unzureichend für die Aufnahme von Patienten, die unter Ebola-Verdacht stehen. Das Konzept für eine mit Druckschleuse ausgerüstete Isolierstation steht, die dazu erforderlichen Schutzanzüge werden nun angeschafft. Die bestehende Schutzausrüstung reicht nämlich aus für die Behandlung von Menschen mit Schweine- oder Vogelgrippe, den Anforderungen bei Ebola genügt sie aber nicht. Sollte ein Patient tatsächlich an Ebola erkrankt sein, muss er allerdings in eine Klinik mit ständiger Sonderisolierstation transportiert werden, betont Petrich.

Die Stadt hat bereits Broschüren für die niedergelassenen Ärzte verschickt, in denen sie über die lebensbedrohliche Krankheit informiert. Eine eigene ärztliche Rufbereitschaft kann jederzeit eingerichtet werden, erklärt Katja Günther. Zudem gibt es Vorgaben zum Umsetzen des „barriere nursing“: ein Zeltsystem mit Unterdruck und Schleuse zur Vollisolation eines Ebola-Patienten. Die dazu erforderliche Schutzkleidung sei vorhanden. Nach dem Ebola-Verdacht in Berlin geben die Experten am Abend vorläufig Entwarnung, Die Frau, die mit hohem Fieber in die Charité eingeliefert wurde, leidet wahrscheinlich an einer Magen-Darm-Erkrankung. Sicherheit soll ein Bluttest bringen.

Keine Kommentare