Nürnberger AfD verlegt das Matterhorn nach Deutschland

16.8.2017, 18:39 Uhr
Die Slogans "Unser Programm für Deutschland" und "Hol Dir Dein Land zurück" werden kühn mit dem Matterhorn illustriert. Das steht allerdings nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz.

© Alternative für Deutschland Die Slogans "Unser Programm für Deutschland" und "Hol Dir Dein Land zurück" werden kühn mit dem Matterhorn illustriert. Das steht allerdings nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz.

Mit dem via Internet verbreiteten Plakat wollte die AfD eigentlich auf die "Finanzierung der Gesundheit" und die "Ärztliche Versorgung auf dem Land" aufmerksam machen – und lenkte den Fokus dann doch eher auf die geografischen Kenntnisse der selbsternannten Alternativ-Partei.

Denn die Slogans "Unser Programm für Deutschland" und "Hol Dir Dein Land zurück", die ebenfalls auf dem Gesundheitsplakat stehen, wurden kühn mit dem Matterhorn illustriert. Und das steht bekanntermaßen jenseits der Grenze. Die Folgen: Häme und Spott prasseln auf die Rechtspopulisten nieder. "Das Matterhorn ist in der Schweiz, ihr Vollpfosten", twittern Internet-Nutzer. Und andere ätzen: "Euer Programm für Deutschland überzeugt wie noch nie. Holt die Schweiz heim ins Reich."

Auf Twitter ist das Matterhorn-Malheur noch zu besichtigen, auf der Facebook-Seite der Nürnberger AfD wurde der Schweizer Gipfel später gegen eine unverfängliche grüne Allerweltswiese ausgetauscht. Schließlich wolle man nicht über die Schweiz diskutieren, sondern über das Thema Gesundheit, erklärt Nürnbergs AfD-Chef Martin Sichert auf Anfrage.

Sichert versteht Fauxpas nicht als Eigentor

Sichert beteuert, dass es sich bei der Verwendung des Matterhorns nicht um ein Versehen oder gar einen Fehlgriff gehandelt hat. "Wir haben uns etwas dabei gedacht." Das Bergfoto sei schließlich auch schon auf den Plakaten zum Thema "Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild" verwendet worden. "Wir waren der Auffassung, es passt auch zum Thema ärztliche Versorgung auf dem Land sehr gut", fährt Sichert fort. Das Matterhorn stehe schließlich für "ländliche Idylle". Der Direktkandidat der AfD landet bei seinen Erklärungen am Ende sogar bei "Heidi" von der Alm, die ja schließlich auch ihren Bergdoktor brauche.

Als Eigentor will Sichert die Causa Matterhorn jedenfalls keinesfalls bewertet wissen. Die Sache habe immerhin für die entsprechende Reichweite gesorgt. "Das Thema war in allen möglichen Medien präsent."

Auf reale Plakatständer hat es die im Netz verhöhnte Wahlwerbung noch nicht geschafft. Im nicht-virtuellen Leben kämpft die AfD Nürnberg ohnehin mit ganz anderen Problemen: mit einem Schwund ihrer Wahlplakate nämlich. Für Nürnberg spricht Sichert von einem Verlust von 30 Prozent, in Schwabach seien 100 Prozent der Plakate verschwunden oder zerstört worden.

Den Vorwurf, dass die AfD in Nürnberg deutlich mehr als die jeder Partei gratis zugestandenen 500 Plakate aufgestellt hat, weist Sichert zurück. Auf allen von der AfD aufgestellten Plakaten seien die von der Stadt Nürnberg ausgegeben Aufkleber angebracht gewesen, die ein Plakat quasi als amtlich registriert ausweisen. Doch irgendwer habe die Aufkleber geklaut, so dass nach Darstellung Sicherts der Eindruck entstanden sein muss, die AfD–Plakate seien illegal aufgestellt worden.

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