Nürnberger Landwirte fürchten um ihre Flächen

23.1.2017, 20:56 Uhr
Nürnberger Landwirte fürchten um ihre Flächen

© Foto: Roland Fengler

2016 war ein gutes Jahr für die Gemüsebauern aus dem Knoblauchsland. Während in dem nur rund 50 Kilometer entfernten Landkreis Ansbach starke Niederschläge für Ernteausfälle sorgten, konnten die Nürnberger Landwirte ohne Probleme Karotten, Salatköpfe und Lauch verkaufen. „Wir sind zufrieden mit den Preisen“, sagt deshalb Peter Höfler junior, Vorsitzender des Vereins Gemüseerzeugerverband Knoblauchsland. „Während die Ware in anderen Regionen knapp wurde, konnten wir liefern.“

Gemüse aus der Region ist beliebt. Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wo ihr Essen herkommt und setzen auf möglichst kurze Transportwege. Doch die Fläche des Knoblauchslands ist limitiert, wird man doch im Süden und Norden von den Nachbarstädten begrenzt. Im Westen verläuft die A73 und im Osten der Sebalder Reichswald. „Wir könnten 400 Hektar mehr gebrauchen“, sagt Höfler. Diese Zahl ist Ergebnis eines noch nicht öffentlichen Agrarstrukturgutachtens. Es wurde unter Federführung des städtischen Planungs- und Baureferats erarbeitet.

Derzeit sind 5000 Mitarbeiter auf den landwirtschaftlichen Flächen tätig. Wenn es nach den Gemüsebauern geht, könnte auch diese Zahl steigen. „Wir können 2500 zusätzliche Mitarbeiter gebrauchen“, sagt Höfler. Ebenso soll sich die Zahl der Gewächshäuser erhöhen.

Im Knoblauchsland, einem der wenigen städtischen Agraranbaugebiete in Deutschland, ist das vielzitierte Höfesterben kein Thema. Wie Günter Schmidtell von der BBV Landsiedlung, einer Tochter-GmbH des Bauernverbands, erklärt, gebe es hier viele Familienbetriebe, die bereits von den Jungen geleitet werden.

Derzeit liegt das Gutachten beim Stadtplanungsamt. Mit einer Veröffentlichung rechnet Schmidtell in den kommenden Wochen. Die Gemüsebauern erwarten die Ergebnisse mit Spannung und großer Sorge. Denn auf den 2300 Hektar Fläche müssen sie mit Familien konkurrieren, die sich ein Eigenheim mit Garten wünschen. Zudem hoffen Unternehmen auf zusätzliche Gewerbeflächen.

Umweltschutz fordert Flächen ein

Hinzu kommen Umweltschützer, die auf eine unberührte Natur setzen. Der Artenschutz ist schon aktuell ein großes Thema im Knoblauchsland. Hier fühlen sich Kiebitz, Rebhuhn, Schafstelze und Feldlerche besonders wohl. Den Landwirten gefällt das nicht immer. Soll zum Beispiel dort, wo gerade ein Kiebitz brütet, ein Gewächshaus entstehen, muss der Landwirt sich um einen anderen Platz kümmern, den der Vogel als Brutstelle akzeptiert. Für den Landwirt bedeutet das zusätzlichen Stress.

Gabriele Kluxen von der Regierung Mittelfranken will den Knoblauchsländer Gemüsebauern in einem Pilotprojekt nun die Möglichkeit geben, schon vor einer Baumaßnahme etwas für den Artenschutz zu tun. Wer zum Beispiel ein Stoppelfeld hat, auf dem sich das Rebhuhn besonders wohlfühlt, kann sich diese Maßnahme anrechnen lassen. Ähnlich einer Währung sollen Punkte vergeben werden, die dann auch an andere Landwirte verkauft werden können.

Doch die Gemüsebauern haben Bedenken. „Was, wenn ich eine Fläche brachliegen lasse und es kommt kein Vogel?“, sorgt sich ein Landwirt. Kluxen beschwichtigt, die Tiere bräuchten keine hektargroßen Felder. So genüge es schon, die Saatenreihen etwas großzügiger anzulegen, damit der Kiebitz sich wohlfühlt.

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