Nürnberger Original: Das ist der "Twistman" der Ice Tigers

25.4.2016, 06:00 Uhr
Wenn sein Song beim Heimspiel der Ice Tigers läuft, ist Ronald McCool nicht mehr zu halten. Oberkörperfrei sorgt er für Stimmung.

© Roland Fengler Wenn sein Song beim Heimspiel der Ice Tigers läuft, ist Ronald McCool nicht mehr zu halten. Oberkörperfrei sorgt er für Stimmung.

Meist im letzten Drittel ist seine Zeit gekommen. Wenn aus den großen Boxen in der Arena am Kurt-Leucht-Weg beim Heimspiel der Thomas Sabo Ice Tigers James Browns Klassiker "I feel good" dröhnt, sagt Ronald McCool zu seiner Frau: "Jetzt ist Showtime."

Dann drückt er ihr seine Brille in die Hand, stellt sich in den Mittelgang des Blocks und fängt an, Stück für Stück die Hüllen fallen zu lassen. Die Baseball-Cap fliegt wie eine Frisbeescheibe nach vorne, das Trikot nach rechts, das Shirt untendrunter nach links. Oberkörperfrei lässt der "Twistman" die üppigen Hüften kreisen, fährt mit den Händen seinen halbnackten Körper auf und ab. Nicht einmal eine Minute dauert die Show des 57-Jährigen, aber in dieser Minute feiert die Halle nur ihn. Die Kamera, die ihre Bilder direkt an den großen Videowürfel an der Decke über der Eisfläche schickt, hält voll drauf. "Twistman, Twistman", ruft die Halle, was Ronald McCool noch ein bisschen mehr aufdrehen lässt, seine Bewegungen werden noch ein bisschen lasziver und ein bisschen breiter sein Grinsen.

Er genießt den Jubel der Fans – nur eine ist seit Jahren wenig begeistert von der Tanzeinlage: Ronald McCools Frau. Dunja McCool dachte damals, es muss so 2001 gewesen sein (genau weiß das Ehepaar das nicht mehr), sie traut ihren Augen nicht. Als ihr Mann zum allerersten Mal aufsprang und begann, im Mittelgang zu tanzen, sagte sie: "Spinnst du, setz dich hin, du bist peinlich." Damals war sein Song noch "Let‘s twist again", heute gefalle ihm "I feel good" aber besser, sagt McCool – und ein bisschen Abwechslung schade ja nicht.

Die Frau ist wenig begeistert

Dunja McCool ist bis heute nicht begeistert, aber sie hat sich daran gewöhnt. Wenn sich ihr Mann nach dem Tanz hinsetzt, schüttelt sie hin und wieder den Kopf – wohlwissend, dass sie ihn beim nächsten Spiel trotzdem nicht davon abhalten kann, seine Show wie gewohnt durchzuziehen. Die Show, die ihn weit über die Türen der Arena hinaus bekanntmachte. Für Ronald McCool ist das alles eigentlich nichts Besonderes. Dort, wo er herkommt, nämlich aus Buffalo im Bundesstaat New York, "da gibt es bei Sport-Events immer Show", sagt er. Beim Baseball oder Football tanzen die Cheerleader, beim Eishockey zumindest die Fans.

Und der "Twistman" ist überzeugt: "Nach meinem Tänzchen sind die Fans in Nürnberg immer etwas lauter und feuern die Mannschaft mehr an." In Internetforen wird der gebürtige Amerikaner immer wieder gelobt. "Der Twistman ist heute wieder einmal viel zu kurz gekommen", schreibt einer. "Er sollte künftig die Pausen füllen", ein anderer. Aber das würde Ronald McCool gar nicht wollen: "Dieses kleine Tänzchen reicht. Es soll ja etwas Besonderes bleiben." Wann genau sein Song eingespielt wird, weiß der "Twistman" übrigens selbst nicht. "Da muss man spontan sein."

Fast 100 Kilometer Weg zu den Ice Tigers

Etwas peinlich war ihm seine Show nur ein einziges Mal, als ihm ein kleines Malheur passierte. "Ich hatte meinen Gürtel vergessen." Und es kam, wie es kommen musste: Beim Hüftschwung rutschte die Hose und Ronald McCool stand plötzlich auch unten ohne da. "Da hat meine Frau geschimpft", sagt er. Seitdem gilt für ihn: Nie ohne Gürtel aus dem Haus.

Für ein Heimspiel der Ice Tigers fährt das Ehepaar über 95 Kilometer nach Nürnberg. Die McCools wohnen in der Oberpfalz, nehmen den Weg aber – je nach Spielplan auch mehrmals pro Woche – wie selbstverständlich in Kauf. "Wir haben seit 2001 jede Saison Jahreskarten und verpassen selten ein Spiel. Wir haben uns in die Ice Tigers einfach verliebt."

"Einfach verliebt" hat sich Ronald McCool vor über zwei Jahrzehnten auch in seine Frau, die für ihn schließlich der Grund war, nach dem Ausscheiden aus der Army in Deutschland zu bleiben. "Ich habe hier gleich zwei Lieben gefunden, das ist doch cool", findet Ronald McCool – der, das muss er oft dazusagen, wirklich so heißt.

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