Nürnberger Rollstuhlfahrer sucht dringend Wohnung

4.9.2015, 13:28 Uhr
Nürnberger Rollstuhlfahrer sucht dringend Wohnung

© Nadine Hackemer/immowelt.de

Uwe ist obdachlos. Über die immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“ hofft der 49-Jährige, jetzt Hilfe zu bekommen. Manche Menschen schütteln mit dem Kopf, andere schauen mitleidig – aber die meisten hasten einfach an Uwe vorbei und beachten ihn nicht.

Seit acht Wochen steht Uwe täglich mit seinem Rollstuhl am Osteingang des Nürnberger Hauptbahnhofs. Er lebt in einem Teufelskreis: In Obdachlosen-Pensionen wird er abgewiesen, weil es dort keine barrierefreien Zugänge gibt. „Doch ohne Meldeadresse bekomme ich auch keine Sozialleistungen“, erklärt der Frührentner. „Als EU-Rentner werden aber meine Mietkosten vom Amt übernommen.“  Uwe wurde in der Vergangenheit schon betreut, hatte sogar schon einmal ein Angebot für eine Unterkunft, lehnte dieses aber ab. Auch bei der Heilsarmee hat er schon übernachtet, bleiben wollte er dort aber nicht. Jetzt sucht er über die immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“ einen Vermieter mit Herz.

Plötzlich konnte er nicht mehr laufen

Das Leben hat es bislang mit Uwe nicht gut gemeint: Nach seiner Lehre arbeitete der inzwischen 49-Jährige als Bäcker und Konditor, bis sich herausstellte, dass er gegen Mehl allergisch ist. Auch die zweite Ausbildung als Tierpfleger schloss er erfolgreich ab, doch dann entwickelte er eine Tierhaarallergie. „Und meinen letzten Beruf als Heizung- und Sanitärbauer musste ich aufgeben, weil er mir körperlich zu schwer war“, schildert er. Uwe verlor seinen Job und schließlich seine Wohnung.

Vor anderthalb Jahren machten dann plötzlich seine Beine nicht mehr mit. „Ich hatte erst Schmerzen in den Fersen – und dann konnte ich wenig später nicht mehr laufen.“ Die Ärzte diagnostizierten eine Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems. Nach monatelangem Klinikaufenthalt wollte Uwe in seiner alten Heimat Heilbronn wieder neu anfangen, zog bei einer Bekannten ein. Doch die Beziehung ging nach kurzer Zeit in die Brüche. „Das Amt hat mich per Polizeieskorte nach Nürnberg geschickt. Sie meinten, sie seien nicht zuständig, ich sollte dahin, wo ich herkam.“

Angst vor dem Winter

So strandete Uwe am Nürnberger Hauptbahnhof, mit einem kleinen Rucksack, ohne Geld, ohne Hoffnung und sogar ohne Handy. Er kann nicht weg und kommt trotzdem nicht an. Ab und zu kann er bei einem Bekannten übernachten, meist schläft er aber sitzend irgendwo im Freien. Die öffentliche Toilette des Bahnhofs nutzt der Obdachlose als Bad. Bei Regen bietet ihm die Osthalle Schutz – bis ihn die Polizei verjagt. Wenn das Wetter schön ist, findet man Uwe an einem benachbarten Platz. Manchmal setzt er sich in die U-Bahn und fährt mit seinem Schwerbehindertenausweis einfach durch die Gegend.

Nürnberger Rollstuhlfahrer sucht dringend Wohnung

© Nadine Hackemer/immowelt.de

Sein Aufruf auf Facebook, den eine Passantin für ihn ins Netz gestellt hat, wird im Minutentakt geteilt – doch trotzdem meldete sich vorerst niemand. „Keiner fühlt sich für mich zuständig. Ich werde überall abgewiesen, bitte helft mir, es wird kalt!“ Inzwischen hat sich Frank Hummert, Verwaltungsleiter des Heilsarmee Sozialwerk Nürnberg, gemeldet. Die Heilsarmee hat ein Zimmer für ihn reserviert- und will es vorerst für Uwe freihalten.

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