Nürnberger "Stadtteilmütter" unterstützen Zuwanderer-Familien

17.7.2014, 06:00 Uhr
Nürnberger

© Roland Fengler

Wenn es so gar nicht läuft im Leben, dann ist es gut, wenn man einen lieben Menschen zur Seite hat. Einen Menschen, der die eigene Situation gut kennt und diese Erfahrung selbst einmal durchgemacht hat. Das Projekt „Stadtteilmütter“ der Stadtmission Nürnberg setzt hier an: Für hilfsbedürftige Zuwanderer und deren Kinder sind die ehrenamtlichen „Stadtteilmütter“ da. Besuche beim Arzt, Behördengänge, Hilfe bei der Suche nach einem Kindergarten: Die ehrenamtlichen Helferinnen betreuen derzeit 27 Familien mit 40 Eltern und 50 Kindern vorwiegend in St. Johannis, St. Leonhard-Schweinau und Gibitzenhof.

Eine von 23 „Stadtteilmüttern“ ist etwa Zahre Ahmed-Wahab, die selbst vor zwölf Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen ist. Ihre eigene erste Zeit in der neuen fremden Heimat sei hart gewesen, erinnert sich die dreifache Mutter: „Wir haben am Anfang hier so viel Schwierigkeiten gehabt.“ Heute begleitet die 39-Jährige, die fünf Sprachen spricht, andere Zuwanderer beim Gang zum Jobcenter, hilft dort als Dolmetscherin.

Bei den Behördenmitarbeitern und auch bei Lehrern sind die „Stadtteilmütter“ gerne gesehen. Diese Erfahrung hat auch Ayse Korkmaz-Ceribasi gemacht, die gerade eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern unterstützt. Die 33-Jährige ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Doch sie weiß von ihren Eltern, die aus der Türkei stammen, wie schwer Integration fallen kann. Und sie sagt: „Man weiß gar nicht, wie schlecht es anderen Menschen geht.“ Die alleinstehende Mutter, die sie einmal in der Woche besucht, bekomme von ihrem Ex-Partner keinen Unterhalt und sei im Alltag überfordert.

Und doch meint Ayse Korkmaz- Ceribasi, die selbst zwei Töchter hat: „Wir nehmen ihnen die Arbeit nicht ab.“ Sie will vielmehr Weichen stellen. So lagen Briefe von Ämtern oder Einrichtungen früher irgendwo in der Wohnung herum - die „Stadtteilmutter“ half dabei, einen Ordner anzulegen und die Schreiben einzusortieren. Am liebsten wäre es ihrem Schützling, wenn Ayse Korkmaz-Ceribasi jeden Tag vorbeikommen könnte. „Das geht aber nicht.“ Die 33-Jährige hat gelernt, Nein zu sagen.

Dies vermittle man den Ehrenamtlichen, erklärt Alexandra Frittrang, die das Projekt bei der Stadtmission betreut: „In den Familien ist viel zu tun, doch man muss nicht alles machen.“ Die Helferinnen werden auf ihre Aufgaben vorbereitet - sie erhalten etwa Tipps in Gesprächsführung oder werden über die verschiedenen professionellen Beratungsstellen aufgeklärt. Denn manchmal ist die Hilfe von Experten eben doch notwendig.

Wichtig ist auch, dass der Einsatz zeitlich begrenzt ist: Nach spätestens einem Jahr ist Schluss. Schließlich sollen die „Stadtteilmütter“ dabei helfen, dass die Migrantenfamilien prinzipiell ohne Unterstützung durchs Leben kommen.

Helfer bitten um Hilfe

Seit fünf Jahren sind die ehrenamtlichen „Stadteilmütter“ im Einsatz, rund 30 000 Euro fallen dafür pro Jahr an. Das Projekt wird komplett über Spenden finanziert. Um weiter helfen zu können, bittet die Stadtmission erneut um Spenden.

Gabriele Sörgel, Vorstandssprecherin der Stadtmission Nürnberg, sagt: „Eigentlich ist es schwierig, hier die Eltern zu erreichen.“ Gerade Eltern aus benachteiligten Migrantenfamilien seien unsicher, würden sich zurückziehen. Sörgel führt aus: „Mütter aus der Mittelschicht gehen an den Schulen ihrer Kinder in die Elternsprechstunden, besuchen Geburtsvorbereitungskurse. Benachteiligte Eltern aus Migrantenfamilien tun das eher nicht.“ Die „Stadtteilmütter“ sind Türöffner — eben weil sie selbst die gleichen Erfahrungen gemacht haben. „Die Mütter haben einen Erfahrungsschatz aufgrund der eigenen Zuwan-derung, diesen Schatz wollen wir nützen.“

Spenden an die Stadtmission Nürnberg, IBAN DE71 5206 0410 1002 507501, BIC GENODEF1EK1, Evangelische Kreditgenossenschaft, Stichwort: Stadtteilmütter, Informationen unter Telefon (09 11) 23 98 27 32.

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