Nürnberger Tafel macht mit Hilfe aus dem Umland weiter

11.10.2016, 06:00 Uhr
Die Nürnberger Tafel versorgt 6000 Bedürftige mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. (Archivfoto)

© Harald Sippel Die Nürnberger Tafel versorgt 6000 Bedürftige mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. (Archivfoto)

Die Tafel Nürnberger Land springt ein: Der dank potenter Geldgeber gut ausgestattete Verein hat sich angeboten, der Nürnberger Tafel mit Personal auszuhelfen. So soll schon bald ein Notbetrieb starten, damit Bedürftige nicht zu oft vor geschlossenen Ausgabestellen stehen müssen.

So wie Montagmittag, als in der Geisseestraße die Gemüsekisten leer und die Kühltheken ausgeknipst blieben. Die 30-jährige Victoria wollte in der Geisseestraße Gemüse und Milch für sich und ihren sechsjährigen Sohn holen. Die alleinerziehende Mutter kam extra aus Zabo. Sie brauche die Tafel. "Wenn ich zum normalen Preis einkaufe, müssen wir uns sehr einschränken." Eine Mitgliedschaft im Sportverein sei für ihren Sohn dann nicht drin.

Die Nürnberger Tafel versorgt 6000 Bedürftige mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.

Eine große Verantwortung, die komplett von Ehrenamtlichen getragen wird. Doch die Nürnberger haben im Unterschied zu den Helfern in Feucht keine großzügigen Förderer, sie können sich keine zwei festangestellten Fahrer und bezahlte Bürokräfte leisten. Am Mittwoch hatte Vorstand Hermann Rupprecht dann bei der Mitgliederversammlung den Rücktritt des Vorstands verkündet. "Wir waren geschockt", sagt Vereinsmitglied Norbert Eckenweber. Er fährt seit acht Jahren Lkw-Touren für die Nürnberger Tafel. Täglichen steuern vier Laster 48 Supermärkte, Bäcker oder Metzger an, die Lebensmittel herschenken.

Eckenweber half auch beim Verkaufen in der Ausgabestelle in der Geisseestraße. "Viele aus dem Verein sind traurig, dass es damit vorerst zu Ende ist, wir wollen weitermachen." Er könne verstehen, dass der Vorstand wegen Überlastung hingeschmissen hat. Doch dass Rupprecht bei der Mitgliederversammlung seinen Rücktritt auch mit der Fürsorge für den überalterten Helferkreis begründet hat, kann der 75-Jährige nicht nachvollziehen. Die rund 160 Ehrenamtlichen könnten für sich entscheiden, ob sie die Arbeit schaffen. Die meisten seien motiviert. "Lasst unsere Kunden nicht alleine", fordert Eckenweber.

Maly ist froh über Unterstützung

Das will auch Sozialamtschef Dieter Maly nicht. Er sei froh, dass die Nürnberger Land Tafel angeboten hat, mit ihren Leuten einen Notbetrieb in Nürnberg auf die Beine zu stellen. Das Ehrenamtsbüro der Stadt werde ebenfalls Helfer organisieren, die erst mal unentgeltlich mit dafür sorgen, dass die Logistik der Tafel wieder anläuft. So sollen zumindest an drei Tagen pro Woche möglichst rasch Bedürftige wieder Essen bekommen. "Sonst suchen sich die Spender andere Kanäle, um ihre Lebensmittelreste loszuwerden", befürchtet Maly.

Langfristig möchte die Tafel mit einem Träger kooperieren, der ihr Organisation und Logistik abnimmt und Fahrer anstellen kann. Welcher Wohlfahrtsverband diesen Job übernimmt, sei noch unklar, sagt Maly. Er mache gerne Kontakte, helfe auch bei einem Finanzkonzept für die Tafel. Das hört Rupprecht gerne, auch wenn er selber an Verhandlungen erst mal nicht mehr teilnehmen kann. "Nächste Woche muss ich ins Krankenhaus", sagte er am Montag in der Ausgabestelle der Tafel in der Geisseestraße. Der ganze Vorstand war gekommen, um zwischen leeren Brotkörben, leeren Gemüsesteigen und einer verwaisten Kühltheke noch mal um Verständnis für den Rücktritt zu bitten. Der Schritt sei schwer gefallen, letztlich seien sie mit den Folgen alle "psychisch und physisch überfordert", sagte Rupprecht. Das Telefon stehe nicht mehr still, auch mit dem Landesverband der Tafeln sei er in Kontakt.

Dessen Vorsitzender Reiner Haupka hat in den 13 Jahren, die er für die Tafeln aktiv ist, noch nicht erlebt, dass wie jetzt in Nürnberg ein Verein komplett die Hilfen einstellt und in sechs Monaten gleich zwei Vorstände zurücktreten. Den Bedürftigen müsse schnell wieder geholfen werden. Haupka bietet an, zu Gesprächen nach Nürnberg zu kommen. Die Belastung der Ehrenamtlichen sei jedoch bei allen 166 bayerischen Tafeln hoch, Zehn-Stunden-Tage wie in Nürnberg seien nicht selten. "Alle Tafeln brauchen mehr Helfer", sagt Haupka. Nürnberg stehe mit 160 Ehrenamtlichen aber nicht schlecht da. Auch finanziell "darbe" die Tafel nicht.

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