Nürnberger Unschlitthaus muss saniert werden

17.9.2014, 06:00 Uhr
Nürnberger Unschlitthaus muss saniert werden

© Eduard Weigert

Die im Bauausschuss vertretenen Stadträte stimmten dem Sanierungsplan gestern ohne Gegenstimme zu. Hartmut Beck (Freie Wähler) wollte es aber genau wissen und hakte nach, ob die Mengen an Papier, die das Wahl- und Statistikamt in dem viergeschossigen Dachstuhl gelagert hatte, ihren Teil zur instabilen Statik beitrugen. Baureferent Daniel Ulrich räumte ein, dass die Stadt die Räume wohl etwas überforderte und so die Sanierung zumindest früher stattfinden muss als wenn nicht so viele Unterlagen dort deponiert worden wären.

Ulrich betonte allerdings, dass das Unschlitthaus schon immer als Lager vorgesehen gewesen sei: „Aber nicht für Papier.“ Ursprünglich sollte das 1491 unter Hans Beheim dem Älteren erbaute Gebäude als einer von sieben Kornspeichern dafür sorgen, dass die Stadt Getreidevorräte anlegen konnte und so gegen Preisschwankungen gewappnet war.

Seit 2008, als Verformungen an den tragenden Stützen in den Dachgeschossen des mittleren Gebäudeteils festgestellt wurden, ist das Problem bekannt. 2009 begann das Statistikamt, die Geschosse vom Papier freizuräumen, die Schäden wurden analysiert. Im Sommer 2010 mündeten die Untersuchungsergebnisse in ein erstes Instandsetzungskonzept, als Notmaßnahme wurden manche Flächen gesperrt. Nun liegt seit 11. August die Baugenehmigung vor, der Baubeginn ist für Januar 2015 terminiert, der Abschluss der Arbeiten für Juli 2016.

Altstadtjuwelier befürchtet Einbußen

Die 3,86 Millionen Euro, sagte Ulrich, seien angesichts der „Bedeutung des Hauses gut angelegt“. Von außen werden die Bürger dem „wunderschönen Gebäude“ die Sanierungsmaßnahmen später kaum ansehen. Die Finanzierung der Sanierung ist bereits im aktuellen Mittelfristigen Investitionsplan (MIP) der Stadt, der von 2014 bis 2017 läuft, enthalten, die Stadträte müssen in den Haushaltsberatungen im November noch grünes Licht dafür geben, dass die Mittel auch im neuen, bis 2018 laufenden MIP wieder aufgenommen werden.

Neben dem Statistikamt, das den größten Teil des Gebäudes nutzt, haben auch das Leihhaus und der Altstadtjuwelier an dieser Adresse seinen Standort. Wolfgang Jeske, Geschäftsführer des Altstadtjuweliers und Leihhauses, das seit dem Jahr 1890 Mieter im Haus ist, geht davon aus, dass die Arbeiten im Südtrakt anfangen: „Dann kommt der Mitteltrakt dran und danach ist auch unsere Büroetage betroffen.“

Wenn dann später das ganze Haus eingerüstet würde, rechnet er schon mit einer spürbaren Beeinträchtigung seines Geschäftsbetriebes. „Bisher merkt man gar nichts von den Problemen am Haus“, berichtet er im NZ-Gespräch. „Nur vom Henkersteg aus könnte man vielleicht eine leichte Neigung der Fassade erkennen. Aber man braucht schon Präzisionswerkzeuge, um das festzustellen.“

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