NürnbergMesse will weiter dicke Bretter bohren

11.7.2014, 05:57 Uhr
NürnbergMesse will weiter dicke Bretter bohren

© NürnbergMesse/Heiko Stahl

Sind die Geschäftsführer der NürnbergMesse Fans der niederländischen Fußball-Nationalelf? Die identischen orangefarbenen Krawatten, die sich Roland Fleck und Peter Ottmann zur Bilanzpressekonferenz umgebunden haben, sorgen für fragende Blicke und Witzeleien. Aber nix Oranje: Der Schlips fällt in die Kategorie „Identifizierung mit dem eigenen Unternehmen“, neudeutsch „Corporate Identity“: Das Logo der Messegesellschaft ist in den Farben Orange und Schwarz (an Führungskräften in Form dunkler Anzüge sowieso ständig präsent) gehalten.

Das Thema Fußball kam an diesem Tag allerdings mehrfach um die Ecke. So erinnerte Fleck daran, dass Deutschland im Gründungsjahr der NürnbergMesse, 1974, Weltmeister geworden ist. 2013 wiederum fand auf dem Ausstellungsgelände in Langwasser der 41. Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes statt. „Wenn wir am Sonntag Weltmeister werden, sollten wir mit DFB-Präsident Niersbach reden, ob der Verband vor der nächsten WM wieder in Nürnberg tagen will“, folgerte Fleck mit einem Augenzwinkern.

NürnbergMesse will weiter dicke Bretter bohren

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Gut im Spiel

Die NürnbergMesse selbst sehen er und Ottmann gut im Spiel. Im laufenden Jahr peilt das Unternehmen, das generell im In- und Ausland weiter wachsen will, einen Umsatz von „220 Millionen plus X“ an. Den bislang höchsten Erlös hatten die Franken 2012 mit 236 Millionen Euro erzielt. Gegenüber den ungeraden Jahren liegt der Umsatz in den geraden Jahren traditionell höher, weil turnusgemäß mehr Veranstaltungen auf dem Programm stehen. Ein echtes Schwergewicht haben die Messemacher heuer schon erfolgreich durch die Tür gebracht: Das Duo „Holz-Handwerk“ und „fensterbau/frontale“ lockte im Frühjahr mehr als 108.000 Besucher an, so viele wie noch nie. „Das sind in etwa so viele Menschen wie Erlangen Einwohner hat“, so Fleck.

Aussteller- und Besucherzahlen sowie die Fläche insgesamt und wie oft sie im Jahr vermietet werden konnte: Das, so Ottmann, „sind wichtige Währungen in der Messewirtschaft“. Die Nürnberger haben hier einiges im Beutel. Mit der neuen Halle 3A ist die Ausstellungsfläche um weitere 9000 auf nun rund 170.000 Quadratmeter gewachsen. Zum Vergleich: Vor vier Jahrzehnten waren die Franken mit gerade mal 60.000 Quadratmetern an den Start gegangen. Seitdem haben rund 42 Millionen Menschen das Messezentrum besucht. In den vier Dekaden wurde rund eine dreiviertel Milliarde Euro in das Gelände investiert.

Allein seit 1997 hat die NürnbergMesse, inklusive der 3A, fast 600 Millionen Euro in den Ausbau des Geländes und des Veranstaltungsprogramms investiert. Das ging nicht ohne Kredite. 2013 lagen die Bankverbindlichkeiten bei 152 Millionen Euro, nach 136 Millionen Euro ein Jahr zuvor. „Der Anstieg resultiert aus dem Bau der 3A“, erklärte Ottmann. Die neue Halle hat 37 Millionen Euro gekostet.

Begeistert von Brasilien

Dass die Schulden zum Problem werden könnten, diese Gefahr sieht Fleck derzeit nicht. Er verwies auf die Ertragskraft der NürnbergMesse — und auf die niedrigen Zinsen, „auch das gehört zu Wahrheit“. In den veranstaltungsschwächeren Jahren stehe bei dem Unternehmen zwar ein Verlust zu Buche — 5,3 Millionen Euro im Jahr 2013 —, weil die schwarzen Zahlen aus dem Kerngeschäft nicht ausreichen, die Zinszahlungen aufzufangen. Dieser Verlust werde aber überkompensiert von dem Gewinn in den stärkeren geraden — zuletzt 10,1 Millionen Euro im Rekordjahr 2012. Heuer erwartet der Manager ein positives Ergebnis „im mittleren einstelligen Millionenbereich“.

Regelrecht begeistert blicken Ottmann und Fleck nach Brasilien. Ja, auch wegen der WM. Vor allem aber, weil die NürnbergMesse-Tochter dort „richtig Geld abliefert“ — ganz im Gegensatz zur Tochter in den USA. Nach Brasilien haben die Franken jüngst ihre IT-Sicherheitsmesse it-sa exportiert. „Bei der Platzierung der Messe hatten wir Glück“, erzählt Ottmann. „Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass die NSA Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff abgehört hatte“ — das Thema war gebongt.

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