Nürnbergs Kanalisation zu klein für Wassermassen

15.7.2014, 05:58 Uhr
Nürnbergs Kanalisation zu klein für Wassermassen

© Stefan Hippel

178 Einsätze zählte die Feuerwehr bis Mitternacht. Schwer beschäftigt waren die Kräfte noch am Montag in der Landgrabenstraße. Hier war das Wasser in Versorgungsschächte des Fernwärmenetzes gelaufen und musste abgepumpt werden. "Anwohner dachten, dass es brennt. Dabei war es Wasserdampf, der aus den heißen Schächten stieg", so Marc Gistrichovsky, Chef der Leitstelle. Es war ein schweres Unwetter, das allerdings lokal begrenzt war. Betroffen war vor allem der südliche Teil der Stadt.

Zahlreiche Unterführungen liefen voll, weil die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen konnte. Beispiele: An den Rampen, Nopitschstraße, Dürrenhof- und Steinbühler Tunnel, die Unterführung in der Zerzabelshofstraße und die in der Schmausenbuckstraße. Laut VAG stand diese Senke, die auch die Straßenbahnlinie 5 durchquert, zum ersten Mal überhaupt unter Wasser.

"Immer wieder fahren Unvernünftige mit dem Auto durch das Wasser, ohne erkennen zu können, wie tief es ist", kritisiert Gistrichovsky. Oft bleiben dann die Fahrzeuge in den Senken stehen, weil der Motor Wasser gezogen und schlappgemacht hat. Die Feuerwehr muss die Autos dann aufwendig herausziehen.

Warum aber etwa unter Eisenbahnbrücken das Wasser nach heftigen Niederschlägen so lange stehenbleibt? "Die Kanalisation ist teilweise über 100 Jahre alt", meint Feuerwehrmann Gistrichovsky. Sie ist für solche Mengen an Wasser nicht ausgelegt.

Das bestätigt auch Marco Daume, technischer Werkleiter beim Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör). "Es wäre nutzlos, einfach ein kleines Rohr gegen ein großes auszutauschen", sagt er. "Das Problem besteht im gesamten Kanalnetz."

Immer wieder steht das Thema auf der Tagesordnung. Sobald das Gespräch aber die Finanzierung anschneidet, ist die Luft schnell raus. Daume: "Eine Erneuerung würde sehr viel Geld verschlingen." Der Werkleiter erinnert an die Hinweisschilder an einigen Unterführungen: "Autofahrer müssen darauf achten und sich darauf einstellen. Hier gilt die Eigenverantwortung."

Alarmstimmung auch bei der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (Sun). Der Eigenbetrieb hat nach dem Unwetter rund 30 mobile Einsatzkräfte auf die Straßen geschickt. Sie kontrollieren, weil der Druck der Wassermassen auch zig Gullydeckel nach oben gedrückt hatte. "Die mussten wieder zurück auf die Schächte", so Burkhard Hagspiel, technischer Werkleiter von Sun.

Gebangt haben Sonntagnachmittag auch die Betreiber im Café Karussell am Frauentorgraben. Hier hat der Wasserrückstau das Lokal überschwemmt. Eine halbe Stunde vor Anpfiff des WM-Finales hatten Feuerwehr und Mitarbeiter den Kampf gegen das Nass gewonnen. Gäste, die reserviert hatten, konnten das Spiel hier doch verfolgen.

Der Transport der Fans zum Public Viewing am Flughafen verlief fast reibungslos. 18.000 Fahrgäste nutzten nach Spielschluss U-Bahnen und Busse, um nach Hause zu kommen. Doch setzten die kollektiven Freudensprünge der Fans in den Waggons einer Linie stark zu: Durch das Auf-und- ab-Hoppeln kam die Bahn aus dem Takt und musste vorübergehend aus dem Verkehr genommen werden.

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