Obama: "Ist der Bio-Boom wirklich gut für Afrika?"

10.2.2016, 20:59 Uhr
Beinahe nichts, was es heute nicht auch in Bio-Qualität gibt. Die Branche ist innovativ – ob bei Naturkosmetik oder bei Naturkost. Das zeigen die vielen Produktinnovationen der 2789 Aussteller auf den parallel stattfindenden Fachmessen BioFach und Vivaness, die bis Samstag dauern.

© Fotos: Roland Fengler Beinahe nichts, was es heute nicht auch in Bio-Qualität gibt. Die Branche ist innovativ – ob bei Naturkosmetik oder bei Naturkost. Das zeigen die vielen Produktinnovationen der 2789 Aussteller auf den parallel stattfindenden Fachmessen BioFach und Vivaness, die bis Samstag dauern.

Außergewöhnlich soll es sein: besondere Produkte für besondere Menschen eben. Auch wenn Regionalität den Verbrauchern immer wichtiger wird – also vor allem das zu kaufen, was vor Ort gedeiht –, wird die Nachfrage nach Exotischem nicht kleiner. Doch fragen sich Bio-Kunden wirklich, was es für die einzelnen Länder heißt, aus denen wir Arganöl, Kakaobutter, Safran, Vanille oder Chia-Samen beziehen.

Auma Obama, Halbschwester von US-Präsident Barack Obama und inzwischen eigentlich auch Halbdeutsche, schärfte den Blick dafür auf der BioFach. "Was haben wir davon", fragte sie am Mittwoch in Nürnberg. "Ist der Bio-Boom wirklich gut für Afrika?" Partizipiere der Kontinent angemessen? Obama sprach als Vorsitzende ihrer Jugendstiftung "Sauti Kuu", die in Kenia ebenso aktiv ist wie in Deutschland.

"Ich bin bekannt dafür, dass ich Fragen stelle", sagte Obama. Und so will sie wissen: Ist es richtig, wenn Naturkosmetikfirmen ihre Rohstoffe zwar zu fairen Bedingungen vergleichsweise günstig in Afrika kaufen können. Aber sich afrikanische Produkte – die es mittlerweile durchaus auch in Bio-Qualität gebe – in der westlichen Welt nur schwer an Frau oder Mann bringen ließen. Allein die von Europa auferlegten Zertifizierungen seien für viele afrikanische Produzenten oft unüberwindbare Hürden, auch der Kosten wegen.

Obama:

Keine Hilfe, sondern Fairness

Ist es in Ordnung, heute Ressourcen abzuschöpfen, bei denen schon morgen ein Mangel im Land herrschen könnte? Als Beispiel nannte sie Wildkräuter, die derzeit sehr gefragt sind, in Europa aber kaum noch zu finden seien. "Bio-Kolonialismus", nennt sie es. "Wir müssen uns dessen bewusst werden, was wir schon haben", sagt sie – als Afrikanerin. Europäischer wolle man auf dem schwarzen Kontinent oft sein. "Aber bei uns wird bereits zu 80 Prozent ökologisch angebaut, allein deshalb, weil wir uns gar keine Chemie leisten können." Doch genau das sei vielfach ein Ansatz von westlicher Entwicklungshilfe – Chemie und genverändertes Saatgut nach Afrika zu bringen. Ihre zentrale Botschaft vor der Biobranche ist deshalb vor allem die: Afrika braucht keine Hilfe, sondern Fairness. Statt einfach nur Rohstoffe solle die Branche mehr fertige Produkte kaufen – das bringe deutlich mehr Geld und schaffe Arbeitsplätze.

Vertreter der deutschen Agrarwirtschaft und des Handels sehen dabei besonders die deutsche Bundesregierung in der Verantwortung. "Die BioFach macht deutlich, dass der Ball nicht im Feld des Verbrauchers liegt", sagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), "sondern bei der Branche und der Politik".

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