Oberschenkelhalsbruch: Erler-Klinik siegt im NZ-Klinikcheck

9.4.2016, 06:00 Uhr
Oberschenkelhalsbruch: Erler-Klinik siegt im NZ-Klinikcheck

© Michael Matejka

Ein vergleichbares Forschungsprojekt, das Leistungen von Krankenhäusern regional und allgemein verständlich bekannt macht, ist in Deutschland nach Angaben von Experten in jüngerer Zeit nicht unternommen worden.

Die 14. Folge des großen NZ-Klinikchecks befasst sich mit dem Bruch von Oberschenkel und Oberschenkelhals. Auch wenn im Volksmund oft nur von "Oberschenkelhalsbruch" die Rede ist, so handelt es sich doch um zwei verschiedene Brüche - und vor allem um zwei ganz unterschiedliche Behandlungsmethoden. Bei Oberschenkelbruch muss immer operiert werden - der Bruch wird genagelt und verschraubt. Beim Oberschenkelhalsbruch versucht man bei jüngeren Patienten (unter 40), den Hüftkopf zu erhalten. Bei älteren muss eine Hüftgelenksprothese eingesetzt werden.

Jährlich werden in Deutschland 100.000 Frauen und Männer in Kliniken gebracht, weil sie gestürzt sind und sich einen der beiden Brüche zugezogen haben. 70 Prozent von ihnen sind Frauen. 61 Prozent aller Betroffenen sind 80 Jahre und älter.  Grund dafür ist, dass Frauen im Alter öfter zu Osteoporose neigen und ihre Knochen deshalb leichter brechen.

Die Erler-Klinik Nürnberg erzielte unter 35 betrachteten Krankenhäusern bei der Behandlung des Oberschenkel(hals)bruches die besten Ergebnisse im regionalen Vergleich.

Hier geht es zur vollständigen Ansicht der Infografik.

Hier geht es zur vollständigen Ansicht der Infografik. © NZ

In die Erfolgsbewertung im NZ-Klinikcheck floss unter anderem ein, wie oft es rund um eine Operation zu Komplikationen kam und wie beweglich die Patienten bei Entlassung waren.

Neben medizinischen Kriterien beruht der Klinikvergleich zum kleineren Teil auch auf Umfragen zur Patientenzufriedenheit. In der Printausgabe der Nürnberger Zeitung erklärt der zuständige Chefarzt der Erlerklinik Wissenswertes rund um den Eingriff und die Prävention von Stürzen.

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben den NZ-Klinikcheck entwickelt. Sie verrechneten dafür systematisch öffentlich verfügbare Daten aus den Krankenhäusern. Davon existiert mittlerweile eine wahre Fülle. Doch ohne Auswertung haben diese Zahlen kaum Aussagekraft. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute können sich bisher kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen.

"Gesamtziel des Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", erklärt Prof. Martin Emmert, der verantwortliche Forscher vom Lehrstuhl für Versorgungsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.

Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."

Von Häusern in den weniger guten Kategorien 4 und 5 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend; auch eine fehlerhafte Daten-Dokumentation kann ursächlich sein. Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."

Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck hier.

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