Ohne Atemschutz

16.8.2010, 08:07 Uhr
Ohne Atemschutz

© Karlheinz Daut

Als es brenzlig wird, kommt kein Tropfen Wasser. Die Feuerwehrleute an der alten Spritze, die eben von Pferden auf den Hauptmarkt gezogen worden ist, pumpen zwar nach Kräften. Aber der Feuerwehrmann auf der Holzleiter, die am Rathaus lehnt, wartet seit Minuten, dass das Wasser aus dem Schlauch spritzt, den er in seiner Hand hält. Tut es nicht. Er nimmt es mit Humor, ruft einige Male „schneller pumpen“, vergebens. Wie gut nur, dass der Magistrat mit den Gründungsunterlagen der Stadt schon aus dem Rathaus gerettet worden ist...

Schließlich bekommen die Brandbekämpfer doch noch die Handdruckspritze aus dem Jahr 1879 in den Griff: Wasser spritzt, es gibt Applaus — dem zahlreichen Publikum am Hauptmarkt gefällt es, wie die Berufsfeuerwehr am Samstag ihre historische Löschübung vorführt.

Ohne Atemschutz

Es gibt noch anderes Gerät zu sehen, beispielsweise ein Löschgruppenfahrzeug von 1940 oder ein Veloziped — eine Konstruktion aus der Zeit um 1900: zwei zusammengebaute Fahrräder mit einer Liegefläche in der Mitte, auf der Verletzte transportiert wurden.

Das alles sind Gerätschaften, die üblicherweise in Depots stehen. Nun, da der Förderverein des Feuerwehrmuseums zehnten Geburtstag feiert, hat man das historische Gerät aus den Lagerhallen geholt, um vorzuführen, wie vor über hundert Jahren die Arbeit der Feuerwehr war.

Viel schwieriger natürlich. Es gab keinen Atemschutz, erzählt Berufsfeuerwehrmann Felix Schanzmann. Man konnte nur von außen löschen. Die Leitern waren unsicher, Feuerwehrleute mussten doppelt achtgeben nicht abzustürzen.

Zünfte packten an

Bis um 1850 gab es nicht einmal eine Berufsfeuerwehr, da kümmerten sich die Zünfte ums Löschen, und die Bürger natürlich, die verhindern wollten, dass das Feuer auf Nachbarhäuser übergreift. Auch an diesem Samstag dürfen die Bürger anfassen: bei der Eimerkette.

Ohne Atemschutz

Wie früher muss das Wasser mit Eimern zur Handdruckspritze gebracht werden, auch bei der zweiten Löschübung am Nachmittag, bei der dann alles hervorragend klappt: Wasser spritzt, nicht nur der Magistrat, auch das Rathaus wird gerettet. Für Erheiterung sorgt noch die Vorführung des „Rauchhelms“, ein Helm mit einer Art Dusche, die den Körper nassspritzt, so dass man näher ans Feuer kann.

Unterdessen bimmelt immer wieder mal der Kinderlöschzug vorüber, stets gut besetzt. Für die Kleinen ist es natürlich auch eine Riesensache, einmal probeweise am Steuer einer Drehleiter zu sitzen.

Das nächste Mal öffnet die Feuerwehr Nürnberg ihre Depots am 16. Oktober 2010. Historisches Gerät gibt es dann zwischen 11 und 16 Uhr vor der Kongresshalle und im Standartenhof zu sehen. Weitere Infos im Internet unter: www.feuerwehrmuseum-nuernberg.de