Opernball: Sanders Charme und Garretts Zaubermomente

23.9.2013, 09:55 Uhr
Immer schön die Linie halten! Premiere auf dem Opernball für die 16- bis 26-jährigen Debütantinnen und Debütanten: Sie zeigten eine extra einstudierte Choreographie.

Immer schön die Linie halten! Premiere auf dem Opernball für die 16- bis 26-jährigen Debütantinnen und Debütanten: Sie zeigten eine extra einstudierte Choreographie.

Fast hat er es geschafft. Ist an den wartenden Journalisten vorbei ins Foyer geeilt, da lockt ihn Ballkoordinator Norbert Gubo zurück auf den roten Teppich: Erol Sander, umschwärmter Schauspieler und Moderator des glamourösen Abends. „Es ist mein erster Opernball, den ich moderiere; sechs Stunden am Stück, das ist eine Herausforderung!“, gibt er ohne jegliche Starallüren zu, während ihn Kameraleute und Fotografen umringen.

Autogrammkarten? Nein, hat er nicht dabei. „Dafür habe ich wohl keine Zeit“, meint Sander mit einnehmendem Lächeln, und macht den Teppich frei für Rennrodel-Olympiasiegerin Silke Kraushaar. Starfriseur Marcel Schneider hat sie nach dem abendlichen Motto „Iberische Nacht“ in glanzvolles Rot gehüllt und ihr Rosen in die Haare geflochten.

Thomas Stein, ehemaliger Musikpromoter (BMG) und „Superstar“-Jury-Mitglied (DSDS), gibt sein Urteil über die anwesenden Damen gewohnt direkt ab: „Bisher sehen alle noch ganz gut aus. Mal sehen, wie es zu späterer Stunde ist.“ Christian Ruppert, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters, äußert sich zufrieden über den zur 12. Auflage hinübergeretteten Ball: „Wir haben 2400 Besucher, die meisten für uns wichtige Zahlgäste. Wir hatten kalkuliert, maximal 200 Leute mehr hereinzulassen, und liegen nun bei einer Auslastung von 80 Prozent.“ Die einst erreichte Zahl von 3000 Besuchern beziehe auch alle Mitarbeiter ein, so Ruppert. „Für mich ist es der dritte Ball, und es ist immer noch keine Routine!“, erklärt er voll Vorfreude.

Staatsintendant Peter Theiler, mit Bart in neuem Style, thematisiert die Rettung des Opernballs bei der Eröffnung im Logenrund erfrischend direkt: „Ich danke der mittelfränkischen Wirtschaft und den Hauptsponsoren, die den Schulterschluss gemacht haben, um den Opernball abzusichern. Ohne diesen Schulterschluss gäbe es diesen Ball nicht mehr.“ Und indem er mit dem 20. September den Veranstaltungstermin für 2014 verkündet, setzt Theiler ein deutliches Zeichen für die Zukunft, das mit prasselndem Applaus bedacht wird.

Erol Sander holpert sich indes ein wenig ins Geschehen – doch OB Ulrich Maly nimmt’s gelassen, als „Bürgermeister“ betitelt zu werden, und auch Staatsminister Wolfgang Heubisch, den Sander beinah übergangen hätte, bringt noch seinen Stolz auf die Nürnberger und ihre rauschende Ballnacht zum Ausdruck. „Ich komme schon deshalb sehr gern wieder, weil meine Lebenspartnerin auch aus Nürnberg kommt!“ Schwungvoll und mit feiner Exaktheit stimmt die Staatsphilharmonie unter Peter Tilling mit Auszügen aus Bizets „Carmen“ auf den exklusiven Abend ein. Judita Nagyová beeindruckt mit feurigem Vortrag und herrlich warm-timbriertem Mezzosopran, bevor das Ballett mit Solistin Esther Jurado den Ballsaal in eine heiße, spanische Nacht verwandelt.

Spürbar aufmerksamer als in vergangenen Jahren verfolgen die Ballgäste das Programm, noch sind die Ausschnitte aus Goyo Monteros „Carmen“-Choreographie in die Netzhaut eingebrannt, da machen sich in Nürnberg erstmals 40 Debütantinnen und Debütanten bereit, die (Ball-)Gesellschaft zu erobern. „Hals und Beinbruch“ hatte ihnen Oberbürgermeister Ulrich Maly schon auf dem roten Teppich gewünscht – nun gibt es kein Zurück mehr: 20 junge Paare, trainiert von Vanessa Krebs, begeistern mit einer Fächerpolonaise, die schließlich in eine Wiener-Walzer-Choreographie übergeht. Was könnte einen schöneren Übergang zu „alles Walzer!“ schaffen?

„Wer probt, der kann nicht!“

Während das Orchester Thilo Wolf und das Walzerorchester Camerata Carinthia im Ballsaal von Samba bis Tango für mitreißende Rhythmen sorgen, Los Dos y Compañeros im Gluck-Saal die Hüften zum Kreisen bringen und in der Disco-Lounge gerockt wird, dass die Nähte edler Roben an ihre Belastungsgrenzen geraten, spürt man sie, die steigende Spannung. Der Höhepunkt des Abends? Man muss nicht lange fragen: Als Stargast David Garrett schließlich ins Logenrund tritt und den Bogen ansetzt, scheinen die Emotionen greifbar.

Brahms, Kreisler und Paganini serviert er gemeinsam mit der Staatsphilharmonie seinem atemlos lauschenden Publikum, das in Grüppchen auch mal deutlich Unruhe produziert, damit er sich seinen Fans zuwendet. Intensiv kommuniziert er während des Spiels mit Musikern und Publikum in charmant-lächelnder, lässiger Art und Weise, ohne die Intensität der Werkinterpretation zu vernachlässigen. Hingerissen wird applaudiert, der Begeisterungssturm holt den Virtuosen zurück auf die Bühne. Und er? Schnappt sich ein Mikro...

„Es ist ganz merkwürdig, wenn ich nichts sagen darf!“, meint er lachend. Zugabe? „Das Orchester hat keine Ahnung, was es erwartet“, erklärt er, „denn ich bin der Meinung: Wer probt, der kann nicht!“ Johlende Begeisterungsstürme – dann entwickelt der Star-Geiger eine Stehgreif-Improvisation des Liedes, „Mein Hut, der hat drei Ecken“. Schmunzeln und Staunen – Garrett schafft beides, und plaudert mit Sander noch über seinen Werdegang wie die Herausforderung, den Soundtrack zu „Der Teufelsgeiger“ zu schreiben; Garrett verkörpert in diesem Film Paganini. „Herzlichen Dank für diesen Zaubermoment“, verabschiedet ihn der Moderator – und spricht damit wohl vielen aus der Seele.

Zauberhaft dürfte für viele Kinder auch der Erlös aus der Ball-Tombola sein: 20.500 Euro kamen zusammen, die von Alexander Boldyreff, Vorstandsvorsitzender der Team Bank, auf 30.000 Euro aufgerundet wurden. Der Gesamterlös geht an die Nürnberger Initiative „Mubikin“, die für musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche steht.

Über den Hauptgewinn, einen BMW Z4 sDrive 18i, jubelt Ingrid Hoffmann – und von Erol Sander fällt um 1.30 Uhr alle Anspannung ab: „Ich hab’s geschafft“, freut er sich strahlend. „Ich habe versucht, es so charmant wie möglich zu machen“, sagt er offen – und zieht nach wie vor die Blicke der Damen auf sich...

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