Opfer im Schlaf beklaut: Serien-Einbrecher vor Gericht

12.12.2017, 06:42 Uhr

"Hochprofessionell" – so beschreibt ein Ermittler das, was Tomasz U. (Name geändert) von Ende Dezember 2016 bis März 2017 angestellt hat. Von Rumänien aus kundschaftete der 33-Jährige Tatorte über Google Maps aus. Er reiste in die Bundesrepublik, stellte sein Auto in einem Industriegebiet ab, schlug im Wald sein Zelt auf und setzte sich auf das Fahrrad, um die Tatorte tagsüber noch besser unter die Lupe nehmen zu können.

Dann fuhr Tomasz U. zurück zu seinem Zelt und wartete auf die Dunkelheit. In der Nacht dann kroch er aus seinem Versteck, lief zu den ausgekundschafteten Häusern, bohrte sich durch Fenster und Türen und konnte mithilfe eines Gegenstandes, der durch das Loch gesteckt wurde, den Griff bewegen. Tomasz U. arbeitete leise und sauber – zog gar seine Schuhe aus, wenn er die Häuser betrat. Spuren hinterließ er nur wenige.

Blitzschnell suchte er nach Wertsachen und verschwand – die Opfer des Einbrechers schliefen derweil friedlich in ihren Betten. In manchen Nächten brach der 33-Jährige gleich mehrfach ein. Die Beute vergrub er in Erdbunkern in der Nähe seines Zeltplatzes. Erst später nahm er sie mit – und machte Handys, Laptops und Co. in Rumänien zu Geld. Insgesamt klaute er in Bayern Waren im Wert von rund 45.000 Euro – in seiner Heimat konnte er nur einen Bruchteil des Warenwertes erlösen.

"Wir haben monatelang ein Phantom gejagt", erinnert sich der Ermittler heute vor dem Landgericht. Handydaten brachten die Beamten dann auf die Spur des Serieneinbrechers. Die rumänische Rufnummer tauchte in den Daten um einige Tatorte auf. Das Problem war damals nur, dass der 33-Jährige das Gerät immer wieder ausstellte, man ihn also nicht einfach so orten konnte. Irgendwann klappte es dann aber doch.

Die Ermittler griffen zu, als er gerade an seinem Zelt war. Dort war auch sein Fahrrad – das Werkzeug für die Einbrüche war im Rahmen versteckt. Weil er an einigen Tatorten DNA-Spuren hinterließ, war die Beweislage eigentlich klar. Tomasz U. gab auf und packte aus – mehr noch, er erklärte den Beamten für ein Schulungsvideo sogar seine raffinierte Einbruchsmethode.

 Auch vor Gericht zeigte er sich geständig. Am Ende wird er wohl mit einer Freiheitsstrafe zwischen neun und neuneinhalb Jahren davonkommen – so das Ergebnis von Rechtsgesprächen. In Deutschland absitzen wird er die Strafe aber wohl nicht. Tomasz U. werden auch etliche Einbrüche im europäischen Ausland zur Last gelegt. Frankreich, Belgien, Italien, Österreich – in all diesen Ländern wartet man nur darauf, dem 33-Jährigen den Prozess zu machen. Sein gerade geborenes Kind wird der Angeklagte damit so schnell wohl nicht sehen.