Otter frisst Karpfen weg: Fischer fordern Abschuss

17.8.2017, 05:43 Uhr
Otter, Biber und Co sorgen für Ernteausfälle bei Karpfenzüchtern in der Region.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Otter, Biber und Co sorgen für Ernteausfälle bei Karpfenzüchtern in der Region.

Manche wetzen schon die Messer, denn in zwei Wochen beginnt die Karpfensaison. Ob die Ernte gut oder eher schlecht ausfällt, kommt darauf an, wo der Karpfen gezüchtet wurde. Die regionalen Unterschiede in den drei Hauptzuchtgebieten in Nordbayern sind groß. Nur in einer Sache sind sich alle Teichbauern einig: Der Karpfen wird teurer, denn die Ausbeute ist durch die Trockenheit im Frühjahr insgesamt geringer als im Vorjahr.

Im "Land der 1000 Teiche", das sich in der Oberpfalz im Landkreis Tirschenreuth und rund um die Region Schwandorf befindet und das Zentrum der oberpfälzischen Karpfenzucht ist, streichen immer mehr Teichbauern sogar die Segel. Der Grund: Die Ernteausfälle liegen bei bis zu 80 Prozent. Und das ist nicht dem trockenen Frühjahr oder den geringen Wasserständen in den Weihern geschuldet, sondern Fressfeinden.

Allen voran treibt der Otter, ein possierliches Tierchen mit großem Jagdeifer, sein Unwesen. Schon das Wort "Otter" lässt Teichwirte im Aischgrund erschaudern, denn dort ist der flinke Schwimmer bislang zwar gesehen, doch noch nicht offiziell bestätigt worden. Weil der Otter so zahlreich in der Oberpfalz vertreten ist, sind dort zahlreiche Gewässer zur Pacht ausgeschrieben. Doch keiner wolle sie, sagt Hans Klupp, der Vorsitzende des Fischerzeugerrings Oberpfalz: "Die Teichwirte haben einfach keine Perspektive mehr." Die Ernte falle dieses Jahr eher schlecht aus. Die einzelnen Fische seien zwar groß genug, doch die Erträge insgesamt mickrig.

Fressfeinde sind unterwegs

Der Otter, ein artenschutzrechtlich streng geschütztes Tier, ist nicht der Einzige, der den Teichwirten in der Oberpfalz das Leben schwer macht. Hinzu kommen - wie in allen Karpfenregionen Nordbayerns - Kormorane, Silber- und Graureiher und natürlich der Biber. Während Kormorane und Graureiher ab Herbst wieder abgeschossen werden dürfen, gibt es für den immer häufiger vorkommenden weiß gefiederten Silberreiher noch keine offizielle Regelung und auch der Biber ist geschützt. Hans Klupp wünscht sich für Kormorane und Otter einen ganzjährigen Abschuss und die sofortige Aufstockung des Otter-Entschädigungsfonds.

Beim Bayerischen Landwirtschaftsministerium rennt der Oberpfälzer Teichwirt mit seinem zweiten Wunsch offene Türen ein. "Wir haben das Otterproblem auf dem Schirm", sagt Sprecher Martin Hecht. Der Ausgleichfonds für Otterschäden, der im vergangenen Jahr bei 100.000 Euro lag, wurde auf 250.000 Euro aufgestockt. Aus dem Entschädigungsfonds können bis zu 80 Prozent der durch den Otter erlittenen Einbußen ersetzt werden.

Weniger Bürokratie

Im Landkreis Ansbach sei man mit der diesjährigen Karpfenernte zufrieden, erzählt Harald Siller, Vize-Vorsitzender der Teichgenossenschaft Ansbach. Auch wenn es aufgrund von Fressfeinden Ausfälle zwischen 30 und 80 Prozent gegeben habe. Siller wünscht sich weniger Bürokratie bei Ausgleichszahlungen durch Fressfeinde und dass der Umwelt- und Artenschutz überdacht wird. "Die Fressfeinde sind ein größeres Problem als der Klimawandel, kein Geld der Welt kann das Zuchtmaterial ersetzen."

Gisela Dahms, Geschäftsführerin der Teichgenossenschaft Aischgrund, spricht von einer durchschnittlichen Ernte. Der einzelne Fisch habe jedoch eine hohe Qualität. Ein Drittel bis die Hälfte der rund 7000 Teiche im Aischgrund hatten im Frühjahr zu wenig Wasser, um mit Jungfischen bestückt werden zu können. So hat die Trockenheit den Aischgründer Teichwirten einen Verlust von zehn bis 15 Prozent beschert. Deshalb steigt der Preis für einen Aischgründer Karpfen pro Person um zehn bis 15 Cent, das entspricht 30 Cent pro Kilo.

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