Paul Smith von Maxïmo Park über Tourstress und Ego-Kicks

9.9.2014, 09:41 Uhr

Mr. Smith, Maxïmo Park spielten beim diesjährigen "Rock im Park"- Festival. War das ein besonderer Auftritt?

Paul Smith: Auf jeden Fall. Im Vergleich mit Slayer oder Rob Zombie gehörten wir ja zu den Pop-Bands, bei denen die Leute die Texte mitsingen. Aber es war auch ein Spaß, die Heavy-Metal-Fans zu beobachten und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen.

 

Was ist Ihre Definition des Begriffes Indie-Rock?

Smith: In meiner Jugend wollte man einfach unabhängig sein. Doch nach wie vor geht es im Musik-Business oft primär darum, die richtigen und angesagten Hosen anzuhaben. Sowas finde ich total daneben. Der Indie-Geist ist nach wir vor eine wichtige Alternative zum Mainstream.

 

Das neue Album heißt "Too Much Information". Was macht die Platte aus?

Smith: Mit "Too Much Information" betraten wir gewissermaßen einen Grenzbereich. Die Musik ist voller Leidenschaft und Energie, wie auch der Geist der Texte. Wir schöpften aus einem Pool verschiedener Einflüsse. Was manchen überrascht, ist die Melodiösität einiger Songs. Vereinfacht heißt dies: weniger Ecken und Kanten, dafür mehr Elektronik.

 

Aber warum rasiert sich auf dem Plattencover ein Mann die Zunge?

Smith: Mein Bruder ist für das Layout der Platte verantwortlich, das Cover hat Matt Stokes entworfen, ein Künstler aus Newcastle. Er ist schuld daran, dass sich der Typ die Zunge rasiert. Ich glaube, Matt wurde von einem alten Flyer und unserer Musik dazu inspiriert.

 

Trotz Ihrer Affinität zum Indie-Rock, Sie und Ihre Bandkollegen gelten durchaus auch als Pop-Fans...

Smith: Wir lieben Popmusik, das ist wohl der größte gemeinsame Nenner bei der Band Maxïmo Park. Auch wenn wir alle Avantgarde mögen, können wir gemeinsam wohl tatsächlich eines am besten: eingängige Songs schreiben. Wir besitzen eine gewisse Sensibilität für Pop, für Strophen und Refrains.

 

Was ist zur Zeit Ihr Pop-Song Nummer 1?

Smith: "Crazy in love" von Beyonce (lacht).

 

Sie waren Ende 20, als Maxïmo Park durchstartete. Haben Sie je am Erfolg gezweifelt?

Smith: Musiker zu werden, das ist ja keine alltägliche Berufswahl so wie Lehrer oder Arzt. Das ist eine Entscheidung für ein ganz bestimmtes Leben. Gerade das Leben als Musiker birgt tatsächlich viel Gefahr, in ein großes Loch zu fallen. Abends tritt man auf, bekommt Applaus und einen Ego-Kick. Am nächsten Morgen klatscht aber keiner, wenn du aufstehst.

 

Frank Zappa hat einen Song "Touring Can Make You Crazy" genannt. Wie stecken Sie den Tour-Stress weg?

Smith: Wir versuchen, nicht zu lange "on the road" zu sein. Trotzdem geht das Tingeln schon an die Substanz. Da ist die Gefahr groß, dass man ausbrennt. Vielleicht hat Zappa dies gemeint. Außerdem sollte man nicht soviel Alkohol trinken, denn das macht einen destruktiv.

 

Sind Sie ein Plattenkäufer?

Smith: Ich bin Vinyl-Fan und kaufe ständig alte Platten in Second- Hand-
Läden. Zuletzt LPs von Brian Eno und ZZ Top.

 

Hat Ihre Band Probleme mit dem illegalem Herunterladen ihrer Songs?

Smith: Illegales Herunterladen bedeutet für die Musiker weniger Geld. Aber das ist der Lauf der Dinge und daran wird sich wohl nichts mehr ändern. Viele der jungen Fans wollen nicht das ganze Werk sondern nur ein bestimmtes Lied. Coldplay oder Beyonce haben genug Geld, da fällt illegales Herunterladen weniger ins Gewicht. Bei Independant-Bands sieht das jedoch anders aus . . .

Karten für das Konzert im Hirsch im Ticketcorner, Mauthalle, Telefon 09 11/2 16-22 98.

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