Blick nach vorn gerichtet

Podcast "Horch amol": Schausteller starten nach "Berufsverbot" wieder durch

Matthias Oberth

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13.4.2022, 12:59 Uhr

Lorenz Kalb liebt als Vorsitzender des Süddeutschen Schaustellerverbands die klaren Worte. Die coronabedingten Einschränkungen für die Schausteller bezeichnet er als "Berufsverbot" und die Absage des Nürnberger Christkindlesmarkts durch Ministerpräsident Markus Söder eine Woche vor dem Start, war ein Schlag ins Kontor.

Der Blick zurück schmerzt immer noch. Das ist Lorenz Kalb deutlich anzumerken. Nicht zuletzt, weil etliche Schausteller ihr Geschäft inzwischen aufgegeben haben. "Wir werden einige Gesichter beim Nürnberger Frühlingsfest nicht mehr sehen", sagt Kalb im Podcast "Horch amol". Als weiteres Beispiel für die tiefe Krise, in die seine Branche gestürzt wurde, nennt er die Fürther Michaelis-Kirchweih, für die rund 100 Bewerbungen weniger eingegangen sind, als noch vor der Corona-Pandemie.

Dennoch richten Lorenz Kalb und seine Kolleginnen und Kollegen den Blick nach vorn. "Wir wollen nicht undankbar sein", so sein Fazit über die Corona-Hilfen der Bundes- und Landesregierung. Zwar sind die bürokratischen Hürden gerade für das bayerische Hilfspaket hoch und die Mittel wurden deshalb bei weitem nicht ausgeschöpft, jetzt sei es aber viel wichtiger, dass "die Ampeln auf grün stehen". Diese gilt nicht nur für das Nürnberger Frühlingsfest, sondern für die vielen Kirchweihen und kleinere Veranstaltungen auf dem Land, auf die die Schausteller dringend angewiesen sind.

Umfangreiches gastronomisches Angebot

Der Vorsitzende des Schaustellerverbands wird nicht müde, die Familienfreundlichkeit dieser Angebote zu betonen. "Wir werden oftmals mit Ballermann oder Sauffesten in einen Topf geworfen, dabei sind wir ein Familien-Volksfest", so Kalb mit Blick auf das am Samstag startende Frühlingsfest in Nürnberg. So passen in das größte Zelt am Volksfest-Platz gerade mal 1.100 Menschen, macht er deutlich. Für das ungewöhnlich gute Angebot an Speisen und Getränken sei Nürnberg - natürlich neben den Fahrgeschäften - bekannt. Dazu trägt auch die neue Erlebnisgastronomie von Simon und Andreas Röschke im "Volksfest Herzla" bei.

Sorgen machen den Schaustellern - wie vielen anderen Branchen auch - die steigenden Energiekosten, wie auch die gestiegenen Preise beim Wareneinkauf. Der Transport eines Autoscooters von Ort zu Ort, schlägt da schnell mit einigen Tausende Euro zusätzlich zu Buche - nur wegen des hohen Dieselpreises. Das Ziel ist dennoch, "volkstümliche Preise zu behalten", sagt Kalb, der Anfang der Woche noch nicht wusste, welcher Strompreis in Nürnberg aufgerufen wird. Trotz der finanziellen Unwägbarkeiten verschließen die Schausteller ihre Augen nicht vor der Realität und bestreiten die Eröffnung des Frühlingsfests nicht mit "Pauken und Trompeten", sondern überreichen einen Spendenscheck über 5.000 Euro an den Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg.

Als ermutigend empfindet Lorenz Kalb die Rückmeldungen der Schausteller von den bereits gelaufenen Veranstaltungen, wie beispielsweise in Würzburg. "Wir sind nicht vergessen worden", freut er sich. Die Zelte waren gut gefüllt und wenn das Wetter passt, "kommen die Menschen". Das dürfte in Nürnberg auch der Fall sein - zumal ein Heimspiel des 1. FC Nürnberg in die Zeit des Frühlingsfests fällt. Dem drückt Lorenz Kalb als Dauerkarteninhaber ebenso die Daumen für den Aufstieg, wie seiner ganzen Branche, damit es in Zukunft keine Absagen von Veranstaltungen mehr gibt.

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