Polizistin erhält Geldstrafe für Angriff auf Fan-Anwalt

6.6.2014, 06:00 Uhr

Der Schlagstock-Einsatz liegt gut zwei Jahre zurück, doch was sich am 21. April 2012 im Bereich Max-Morlock-Platz und Hans-Kalb-Straße abspielte, ist deutlich zu sehen: Der Beweissicherungstrupp der Einsatzkräfte zeichnete auf, was an jenem Nachmittag, nach dem Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen den Hamburger SV, vorgefallen ist.

Ein Beweismittel, das die Polizei üblicherweise verwendet, um gewalttätige Krawallmacher zu entlarven - hier zeigen die Bilder, dass die Ordnungshüter selbst die Grenze zwischen angemessener und exzessiver Gewalt überschritten, so das Amtsgericht in erster Instanz.

Wüste Beleidigungen

Doch freilich verraten die Bilder nichts darüber, was in den Köpfen der Beamten und Fans vor sich ging. „Die Stimmung war aufgeheizt und extrem aggressiv“, so die Polizistin. Sie hatte - ganz im Gegensatz zu ihren beiden männlichen Kollegen - bereits in erster Instanz Reue gezeigt. Während gegen die Männer Freiheitsstrafen verhängt wurden, wurde sie zu einer Geldstrafe von 8400 Euro, 120 Tagessätze zu 70 Euro, zu verstehen als vier Monatsgehälter, verurteilt.

Doch die 32-Jährige, die seit dem Jahr 2003 im Polizeidienst steht und zu deren Alltag Einsätze rund um Demonstrationen und Fußballspiele gehören, will eine saubere Akte - und sie erklärt, dass sie sich an jenem Tag bedroht fühlte. Deshalb habe sie auch nicht geglaubt, dass sie überzogen agierte.

Am Max-Morlock-Platz war die Situation eskaliert, als offenbar gewaltbereite Club-Anhänger zwei andere Fans aus dem Polizeigewahrsam befreien wollten. Mit einer Polizeikette versuchten die Beamten, ihre Kollegen zu schützen, per Funk baten sie um Verstärkung.

Die Filmaufnahmen zeigen gut 40 Fans, einige haben sich mit Kapuzen oder Wollmützen vermummt. Rufe wie „Jetzt hauen wir den Bullen auf die Fresse“ sind zu hören. Und die angeklagte Polizistin schildert wüste Beleidigungen.

Polizisten: Anwalt wirkt auf Video nicht agressiv

Als sich die Lage zuspitzte, stand sie in der Kette. Auch Strafverteidiger Jahn-Rüdiger Albert, er ist unter anderem für die Rot-Schwarze Hilfe als Fan-Anwalt tätig, war vor Ort und schritt vor der Polizeikette auf und ab. Nach eigenen Angaben versuchte er, sich als Rechtsanwalt zu erkennen zu geben, dies sollte deeskalierend wirken, sagt Albert.

Doch die Polizistin fühlte sich von ihm bedroht - dies lag an der aggressiven Situation, erklärt sie. Heute, in der ruhigen Stimmung des Gerichtssaals, räumt sie ein, dass der Anwalt im Video keineswegs gefährlich wirke und sie unverhältnismäßig reagiert habe. Doch damals verpasste sie ihm, als er knapp einen Meter vor ihr stand, eine Ladung Pfefferspray. Anwalt Albert schilderte brennende Augen, doch bereits am Abend hätten die Schmerzen nachgelassen.

Die Berufungskammer stellt das Verfahren gegen sie nach Paragraf 153 a der Strafprozessordnung ein - sie muss 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Das bedeutet, dass an den Vorwürfen etwas dran ist, ihre Schuld aber gering ist.

In zwei Wochen werden auch ihre beiden Kollegen versuchen, in der Berufung milder davonzukommen. Doch in ihren Fällen wiegen die Vorwürfe weit schwerer: Sie traktierten Fans, die bereits am Boden lagen, mit Schlagstöcken. Polizeiintern genügte das Video bereits für eine vorläufige Suspendierung der beiden Männer.

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